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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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dass Hanna nicht stürzte, da sie nicht so schnell mitkam, konnte er nicht sein, was er sein wollte, wonach sein Körper verlangte. Ein Hunger anderer Art, fremder als alles, nach Leben, ja, aber nach diesem Leben hier unter den grünen Blättern. Hanna hielt ihn im Menschsein fest, nur sie zwang ihn dazu, Prinz Mattim zu bleiben.
    Sie duckten sich unter herabhängenden Ästen hindurch, brachen durchs Gebüsch, durch Dornen und Nesseln und stampften durch ganze Meere weiß blühender Frühlingsblumen. Die Blüten waren klein und kümmerlich, die Triebe lang und gelblich, einem Himmel zugewandt, der zu trübe war, um ihnen genug Kraft zu geben.
    Auf einer Lichtung blieb er stehen und horchte.
    »Mattim?«, fragte Hanna leise. »Du hast gerade geknurrt.«
    »Habe ich das?« Er versuchte sich zu konzentrieren. Die Schmerzen in seiner Brust, in seinem Magen machten es fast unmöglich. Er fand den Schrei auf seiner Zunge, und das Geheul brach aus ihm heraus, so echt, so wölfisch, dass er selbst darüber erschrak. So leicht, so verführerisch wäre es gewesen, auf alle viere zu fallen und davonzurennen … statt das zu tun, was er tun musste.
    »Bist du immer noch da?«, fragte er. »Läufst du nicht fort und rettest dich? Ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Aber es passiert.«
    »Das lasse ich nicht zu«, sagte Hanna. »Ich erlaube es nicht. Ich halte dich fest. Du wirst der bleiben, der du bist, der Prinz des Lichts.«
    »Ich werde Akink vernichten«, sagte er leise und versuchte diese Worte zu begreifen. So unglaublich, so unmöglich. »Ich.«
    »Aber du tust das für Réka. Um sie zu retten. Und für das Licht.«
    »Glaubst du?« Der Schmerz kreiste wie ein glühendes Rad in seiner Mitte. »Ich rede mir selbst ein, dass es so ist. Trotzdem …« Er schluckte hart. »Da ist ein Teil in mir, der will es tun. Der will ein Schatten sein wie die anderen. Ein Teil von mir, der will nicht Réka helfen, sondern Kunun. Und gemeinsam werden wir Akink besitzen.« Er strich sich über die Stirn und betrachtete verwundert seine nasse Hand. Warum schwitzte er, wenn er doch ein Schatten war, der keine Müdigkeit kannte? Und keine Angst. Ha! Wie schön wäre es gewesen, keine Angst mehr zu haben, nie mehr. »Kannst du dir vorstellen, wie gut es sich angefühlt hat, Akinks Untergang vorherzusagen? Die Begeisterung der Schatten zu spüren? Atschorek kleinzukriegen? Ich habe eine Macht in mir gespürt, die dunkel war, Hanna. Das ist nicht das Licht.«
    »Aber …«
    »Dort im Kerker«, fuhr er leise fort, »habe ich es mir gewünscht. Dass ich derjenige bin, der sie alle vernichtet. Verstehst du das? Ich wollte es sein! Nicht um das Licht zu retten oder sonst irgendwen. Ich wollte es auslöschen, ich wollte es meinen Eltern heimzahlen. In diesem Moment wusste ich, wie ich es tun würde und wie ich sie in die Knie zwingen würde. Und wie ich ihnen ins Gesicht schauen würde, bevor ich die Schattenwölfe auf sie hetze …«
    »Oh Mattim!« Sie schlang die Arme um ihn, sie legte das Ohr an seine stille Brust. Das leblose Herz eines Schattens … »Warum? Warum sagst du das?«
    Sie versuchte die Erinnerungen abzuwehren, die zu ihr zurückkommen wollten. Mattim in ihrer Zelle … und dann waren sie irgendwann im Labyrinth, zu Hause in Budapest.
    Und dazwischen? Was war dazwischen geschehen? Sie fürchtete sich vor dem, was sie dort vorfinden würde, in den dunklen Stunden unter der Burg, dort, zu Füßen des Lichts.
    Ein kleiner Raum, wie eine Zelle, vor der Gittertür die Wachen. Und dann … und dann … Mattim tobte. Er schlug mit den Fäusten gegen die Wand, trat gegen die Tür, ruckte am Gitter. Er riss eine Wächterin zu sich heran und biss sie in die Hand, und ihr Schrei mischte sich mit dem Entsetzen der anderen Wächter. Ein schmaler grauer Schatten huschte davon auf vier Pfoten, das flackernde Licht der Öllampen fiel auf bräunliches Fell …
    Mattim!, wollte sie rufen. Was tust du denn da! Du! Ausgerechnet du!
    » Hanna?«
    Sie konzentrierte sich auf die Szene, die langsam Gestalt annahm. Ein flüchtender Wolf. Mattim, der wild lachte. So verabschiede ich mich von dir! Von dir! Von dir?
    Von wem? Wer war noch da gewesen? Die Königin. Die Königin und ihr hilfloser Versuch zu trösten. Statt die Zelle zu öffnen! Statt sie hinauszulassen!
    So wie der König. Du bist nicht mein Sohn. Und Mattim, der bat, der flehte, der um ihr Leben bettelte … ja, vor allem um ihres.
    Morgen früh.
    Morgen. Da war wieder das beklemmende

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