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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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dass sie etwas Verdächtiges entdeckt haben. Langer Ton bedeutet: Flieht, und holt Verstärkung.«
    »Nein!«, schrie Wikor. »Mein Bruder ist am Fluss!« Er wollte auf den Hauptmann losgehen; ein paar andere Wächter hielten ihn mit Gewalt zurück.
    Mattim nickte. »Einigt euch. Wir brauchen jeden Einzelnen. Es fällt auf, wenn ein langer Kerl wie Wikor fehlt. Ein Teil der Wölfe bleibt hier in eurer Nähe. Ich erfahre es, wenn einer von euch versucht, eigene Wege zu gehen. Vergesst nicht, ihr sterbt nicht, wenn ihr verletzt werdet. Aber es nimmt eurem neuen Leben viel von seinem Reiz, wenn das Fleisch lose an den Knochen hängt. Komm, Bela.«
    Er ließ sie zurück mit ihrer Not. Wie gut er nachempfinden konnte, was sie durchmachten! Und da war immer noch etwas in ihm, das hoffte, dass die königliche Patrouille nicht so leicht kleinzukriegen war. Dass wenigstens einige von ihnen am Licht festhielten, was es auch kosten mochte. Doch er zweifelte nicht daran, wofür sie sich entscheiden würden. Es gab keine Wahl. Ein Schatten, der gegen Schatten und für Akink kämpfte, war ein Widerspruch in sich.
    Es dauerte nicht lange, die erste Flusswache zu verwandeln. Mit dem Geschrei, den verstörten Gesichtern und den weinenden Frauen hatte er gerechnet. Die Wölfe hielten die kleine Gruppe in Schach, während er den Leuten erklärte, was mit ihnen geschehen war und was er nun von ihnen erwartete.
    »Nie«, sagte eine ältere Frau, »nie in meinem ganzen Leben werde ich gegen Akink kämpfen.« Bevor jemand sie zurückhalten konnte, sprang sie zwischen den Wölfen hindurch und warf sich ins Wasser des Donua.
    Mattim biss die Zähne zusammen. Er brauchte jeden. Jeden einzelnen neuen Schatten. Trotzdem zwang er sich zu sagen: »Es ist eure Entscheidung. Wer will ihr nach? Wir lassen jeden durch, der diesen Weg wählt.«
    Ein junger Mann fiel ihm ins Auge, der dasaß, die Arme um die Knie geschlungen, bitter und zornig.
    »Bist du nicht Wikors Bruder?«, fragte der Prinz.
    »Den bekommt ihr jedenfalls nicht«, erklärte der Junge stolz. »Er wird sich einen Weg zurück zur Brücke bahnen und Akink warnen. Was ihr auch vorhabt, er wird es zunichtemachen.«
    »Wikor gehört schon zu uns«, teilte Mattim ihm mit. »Es war tatsächlich seine größte Sorge, dass seine Familie sein Schicksal teilen muss.«
    Der Junge starrte ihn ungläubig an.
    »Ihr werdet beide auf unserer Seite kämpfen. Bruder mit Bruder, nicht gegeneinander.«
    Ein neuer Kämpfer, gewonnen für die Schlacht.
    Eine Flusswache nach der anderen spürten sie auf und verwandelten sie. Mattim erhielt auf diese Weise mehr Schatten, als er sich je hätte träumen lassen. Nicht alle waren einsichtig. Noch einer stürzte sich absichtlich in den Fluss. Einige versuchten weiterzukämpfen. Ein paar ließ er gefesselt in der Obhut einiger Wölfe zurück. Sollten sie sich über ihren Zustand und ihre Loyalität Gedanken machen. Andere dagegen sahen schnell ein, dass sie nun Teil einer neuen Gemeinschaft waren und dass die Interessen der Schatten daher auch die ihren waren. Diese Leute gaben ihr Wissen preis, ohne dass man sie lange überreden musste.
    »Wir könnten die Boote ans Ufer locken«, schlug Wikors Bruder vor. »Zwei Hornstöße, dann werden sie kommen, um nachzusehen, was los ist.«
    »Ich weiß«, sagte Mattim. »Aber ich halte es für besser, sie dort zu lassen, wo sie sind. Ein kurzer Ton in regelmäßigen Abständen wird sie davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Diese Meldung werden sie an Akink weitergeben. Das ist im Moment wichtiger als neue Schatten. Außerdem ist es für die Wölfe zu gefährlich, im Wasser anzugreifen, wo Pfeile und Lanzen sie treffen könnten. Davon abgesehen würden nie alle Hüter aus den Booten steigen. Wer entkommt, kann uns verraten. Das brauchen wir am allerwenigsten.«
    Der junge Schatten nickte.
    »Geh und sieh nach deinem Bruder«, befahl Mattim. Er wandte sich zu Hanna um, begleitet von den drei Wölfen. Anscheinend hatte ihre Leibgarde entschieden, dass es nun sicher genug war, herzukommen.
    »Mattim?«, fragte sie. »Alles in Ordnung?«
    »Es läuft bestens.« Er lachte halbherzig. »So leicht! Hast du gewusst, wie leicht es ist, Menschen in Schatten zu verwandeln? Wie wenig Widerstand sie leisten? Ich dachte immer, der Biss eines Wolfes könnte ein Herz nicht wirklich verwandeln. Er kann! Jetzt sehe ich es. Einige wenige wollten lieber sterben, als die Seiten zu wechseln. Aber die meisten schließen sich uns an. So

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