Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
könnte man einfach zurück nach Hause marschieren. Als könnte euch nichts daran hindern, weiter für Akink zu kämpfen und König Farank zu dienen.«
    »Mich beeindruckst du damit gar nicht.« Wikor war immer noch wütend. »Ich für mein Teil werde jeden Schatten vernichten, den ich treffe, jeden Wolf durchbohren, auch dich, du mieser kleiner Betrüger. Er hat unfair gekämpft!« Anscheinend konnte er es immer noch nicht fassen. »Jetzt gibt es keine Rücksicht mehr!«
    Mattim lachte leise. Eine Bewegung ging durch die Reihen der Wölfe, als lachten sie mit.
    »Du willst gegen die Schatten kämpfen? Jeder von euch ist ein Schatten. Wenn ihr versucht, Akink zu betreten, werden sie euch jagen und in Stücke hacken.«
    »Das ist mir egal!«, schrie Wikor.
    Die störrische Auflehnung seines Freundes machte dem Hauptmann bewusst, wie unsinnig sein eigenes Verhalten war. Er seufzte. »Lass gut sein, Wikor. Der Prinz hat recht. Wir können nicht zurück. Aber wo sollen wir sonst hingehen?«
    »Ihr werdet zurückkehren«, versprach Mattim. »Nach Akink. Heute noch. Wir alle. Akink wird uns gehören.«
    »Ich habe geschworen, es zu verteidigen!«, schrie Wikor.
    »So wie wir.« Mattim wählte seine Worte sorgfältig. »Dennoch müssen wir gegen das Licht kämpfen, sonst hört das hier nie auf. Wenn die Schatten nach Akink kommen, fügt sich zusammen, was untrennbar zueinander gehört. Licht und Schatten. Das ist der einzige Weg für uns. Der einzige Weg zurück ins Leben.«
    Ja, belüg sie , sagte die innere Stimme in ihm, diese böse, verächtliche Stimme, die genau wusste, was er war. Nur zu! Ködere sie mit den Verheißungen, den Prophezeiungen, bis du sie an der Angel hast. So macht Kunun das doch auch.
    Aber Kunun glaubt wenigstens an das, was er seinen Schatten verspricht.
    Dann sei schlimmer als er. Dafür wirst du auch erfolgreicher sein. Ist das nichts? Ist das kein Grund, die Lüge vor sich herzutragen wie das Banner eines Königs?
    » Eben noch haben wir für Akink gekämpft, und jetzt sollen wir uns gegen die Stadt wenden?«, fragte eine Wächterin. Ein Wolf hatte ihr die halbe Kehle aufgerissen, trotzdem vermochte sie noch zu sprechen.
    »Niemand von euch kann sich verstecken«, sagte Mattim. »Ihr könnt es versuchen. Euch irgendwo im Wald verkriechen und in der Dunkelheit existieren. Niemanden angreifen. Versuchen, euren Eid nicht zu brechen. Weder Akink noch eure Überzeugungen zu verraten.« Schmerz fuhr ihm wie ein Axthieb durch den Schädel; nur mit Mühe hielt er sich aufrecht. »Doch keiner von euch wird es lange aushalten, allein in der Finsternis zu leben. Akink ruft euch, schon jetzt. Es ist unerträglich, nicht nach Hause zurückkehren zu können. Fühlt ihr es nicht bereits?«
    Solta nickte langsam. »Gib uns etwas Zeit«, bat er. »Es ist nicht so einfach, sich an all das zu gewöhnen.«
    Mattim nickte. »Ich weiß. Wir haben Zeit bis zur Wachablösung, bis die Nachtpatrouille kommt. – Was ist mit den anderen Flusshütern? Mit welchem Auftrag sind sie unterwegs?«
    »Sag ihm nichts!«, zischte Wikor.
    Der Anführer des geschlagenen Trupps schüttelte traurig den Kopf. »Sie würden uns töten, wenn sie uns fänden, das weißt du.«
    »Sie müssen es ja nicht wissen! Der Hälfte von uns sieht man doch gar nichts an. Wir könnten nach Hause gehen und es niemandem sagen. Wir könnten …«
    »Nach Akink«, ergänzte Mattim. »Ich weiß.«
    »Sie sollen das Ufer freihalten«, verriet Solta. »Wir haben Boote flussauf- und flussabwärts geschickt. Für den Fall, dass Wölfe oder Schatten über den Donua kommen. Wer etwas bemerkt, schlägt Alarm. Die Patrouille greift dann vom Ufer aus an. Es sind zehn Trupps unterwegs, zu je etwa einem Dutzend Wächtern.«
    »Kommen die Boote ans diesseitige Ufer, wenn die Flusswache ins Horn stößt?«
    »Sag es ihm nicht! Du Idiot!«
    »Fühlst du deinen Herzschlag, Wikor?«, fragte Mattim freundlich. »Halte die Hand an deine Brust. Fühlst du, wie dein Herz für Akink und den König schlägt? Für deine Familie und deine Freunde? Für alles, was dir lieb und teuer ist?«
    Der riesige Krieger erbleichte. Nicht einmal das schummrige Dämmerlicht konnte sein Entsetzen verhüllen.
    »Ich will nicht, dass meiner Familie das hier widerfährt. Selbst wenn ich sie nie wiedersehe – nicht das!«
    »Kurzer Ruf heißt: Wir sind hier, alles in Ordnung.« Solta hatte sich wohl endgültig entschieden, wem seine Loyalität von nun an gehörte. »Zweimal kurz ist das Zeichen,

Weitere Kostenlose Bücher