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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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ihm erlaubte, in einen tiefen Fluss mit reißender Strömung hinauszuschwimmen.
    Einige Stunden vergingen, bis Mattim an die fünfzig Schattenwölfe um sich versammelt hatte. Bela hielt sich dicht neben ihm, ein rauchschwarzer Gefährte, der seine Entschlossenheit aufsaugte und widerspiegelte.
    »Wir umstellen das Lager«, sagte der Prinz. »Ich werde jedem von euch einen Flusshüter zuweisen. Auf mein Zeichen springt ihr alle gleichzeitig los und beißt diesen einen Menschen, der euch gehört. Schnell. Schlagt die Zähne in die Stelle, die ihr am schnellsten erreichen könnt. Es wäre günstig, wenn sie nicht sichtbar ist und wenn auch den Uniformen nichts geschieht, aber das ist zweitrangig. Beobachtet euer Opfer eine Weile. Sucht euch aus, wohin ihr sie beißen werdet. Dann springt los und tut es. Die Wächter dürfen keine Gelegenheit haben, Alarm zu schlagen; dafür sind die kleinen Wölfe zuständig. Schnappt euch die Hörner, reißt sie von ihren Gürteln. So wenig Blut wie möglich. Kein Lärm. Und kein Horn. Beim Licht, ich will das Horn nicht in diesem Wald hören, kein einziges Mal! Bekommt ihr das hin?«
    Es konnte ebenso gut ein Blutbad daraus werden, ein Gemetzel, aber wenn sie schnell genug waren, würde es gelingen.
    »Flink müsst ihr sein – und das seid ihr«, sagte er. »Ihr müsst über sie hereinbrechen wie ein Sturm. Sie werden nicht wissen, wie ihnen geschieht. Wenn es ihnen in den Sinn kommt, zu schreien, wird es schon zu spät sein. Rechnet trotzdem mit Gegenwehr. Sie werden zu ihren Waffen greifen. Pfeile werden fliegen. Sobald ihr sie gebissen habt, verlasst das Lager.«
    Er spürte die Zustimmung der Wölfe. Das erwartungsvolle Leuchten in ihren Augen zeigte ihm, dass sie sich weniger fürchteten als er. Seine eigene Angst fühlte sich an wie ein scharfes Brennen, eine Flamme, die in seinen Muskeln und Knochen zitterte.
    Einige Wölfe, die er zuvor ausgesandt hatte, kamen wieder zurück.
    »Eine Patrouille, im Wald? Wie viele sind es?« Mattim runzelte die Stirn. Es war nicht ratsam, die Wölfe zu teilen. Primär war dieses Lager dran, danach erst konnten sie sich um die nächste Aufgabe kümmern.
    »Passt auf sie auf«, sagte er schließlich zu den kleineren Wölfen, die er für diesen Einsatz vor den Höhlen nicht brauchte. »Sorgt dafür, dass sie uns nicht in die Quere kommen. Wenn sie in die andere Richtung marschieren, lasst sie in Ruhe. Sobald sie in unsere Nähe kommen, greift ihr an. Wir dürfen nicht gestört werden.«
    Es war so weit.
    Er kehrte zu Hanna zurück und wusste nicht, womit er ihr aufmunterndes Lächeln verdient hatte.
    »Du hast mitbekommen, was wir vorhaben?«
    »Ja«, sagte sie ernst.
    »Halte mich auf. Sag mir, dass es falsch ist. Sag mir, dass ich mehr zerstöre, als ich jemals gewinnen kann. Dass ein so großes Opfer nicht gebracht werden darf. Sag mir irgendetwas, Hanna, damit ich es beende, bevor es anfängt.«
    Wie traurig ihre braunen Augen waren. »Es tut mir um jeden einzelnen dieser Wächter leid«, sagte sie. »Trotzdem warte ich nur auf den Moment, an dem wir Réka aus der Stadt holen.« Kaum hörbar fügte sie hinzu: »Ich kann es nicht fassen, dass du das für mich tust.«
    Er wollte ihr zustimmen, er wollte sagen: Ja, für dich. Für ein dummes, kleines Mädchen. Und für das Licht, das sich noch nicht genug fürchtet. Nur so kann ich meine Eltern dazu zwingen, zu fliehen.
    Aber die Wahrheit war viel schlimmer. »Hanna«, sagte er leise. »Ich tue es, weil ich ein Schatten bin, fürchterlicher als jeder andere. Ich tue es, weil mich das Licht verbrannt hat, dort im Stroh auf dem Boden unseres Kerkers. Was du hier siehst, das bin nicht ich. Wenn ich Akink erobert habe, wird vielleicht nichts mehr übrig sein von dem Mattim, der dich liebt.«
    »Nein, Mattim, das glaube ich nicht.«
    »Doch«, sagte er. »Bitte, halte mich auf. Lass nicht zu, dass ich so werde wie Kunun. Verbiete mir, ihn zu retten. Wie soll das Licht jemals siegen, solange er lebt? Hanna, siehst du denn nicht, was geschieht? Ich werde alle verraten, die ich liebe. Ich werde jemand sein, der die Nacht bringt. Ich werde …«
    »Nein.« Sie legte die Finger an seine Lippen. »Nein, Mattim, sag das nicht, bitte.«
    »Ich muss ein Schatten sein«, flüsterte er. »Mehr, als ich je gewesen bin. Halt mich fest, bitte. Lass es nicht zu.«
    Sie klammerte sich an ihn, und er wünschte sich, sie hätte nicht nur seinen Körper festhalten können, sondern auch seine Seele, damit sie nicht ins

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