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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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was passiert ist, als ich dich gebeten habe, mir eine Uniform zu besorgen.«
    »Ich werde dich nie wieder verraten«, versprach sie. »Glaub mir, Mattim. Bitte, glaub mir. Wenn ihr abgezogen seid, bekommt ihr den Jäger.«
    »Das reicht mir nicht.«
    Sie starrten einander an, keiner wich eine Handbreit zurück.
    Nein, so kamen sie auch nicht weiter.
    »Nun gut. Ihr bekommt ihn. Aber das Mädchen lassen wir erst frei, wenn die Brücke geräumt ist und sich kein Schatten mehr in der Stadt befindet.«
    Er zögerte kurz, dann nickte er. »Gut.«
    Mirita seufzte vor Erleichterung. Sie sah ihm nach, wie er zurückging, zu den atemlos wartenden Schatten, und wandte sich der nächsten Aufgabe zu: dem König und der Königin mitzuteilen, dass sie gewonnen und zugleich alles verloren hatten.
    Hanna erschrak, als sie bemerkte, in welchem Zustand Mattim sich befand. Er wankte wie ein Betrunkener und war kaum in der Lage, geradeaus zu gehen. Sie sprang ihm entgegen, als er auf sie zugetorkelt kam und fast in ihre Arme fiel.
    »Mattim! Oh Gott, war es so schlimm?«
    »Wenn man alles verrät, woran man glaubt?« Er versuchte nicht einmal mehr zu lachen und so zu tun, als wäre er stark. Sie hielt ihn fest, als sie gemeinsam am Ufer ins Gras sanken, hielt ihn fest, als könnte sie so alles, was in ihm zerbrach, wieder zusammenfügen und heilen.
    »Es ist nicht schwer, den Bösewicht zu spielen«, sagte er heiser. Seine Stimme schien für kein einziges Wort mehr zu reichen. »Sie haben mir ja doch nie geglaubt, dass ich es ernst meinte mit meinem Kampf für das Licht. Mirita hat mir abgenommen, dass ich Akink zerstören würde. Nun kann ich nur hoffen, dass meine Eltern den Ernst der Lage erkennen und rechtzeitig fliehen. Zu deutlich darauf hinweisen konnte ich sie nicht, dann hätten sie es nur für irgendeinen fiesen Plan gehalten. Ich hoffe so sehr, dass sie ihre Chance nutzen.«
    »Und Réka?«, fragte Hanna vorsichtig.
    »Réka lebt. Mirita wusste sogar, wie kostbar sie uns ist. Wir bekommen erst Kunun. Und danach sie.«
    »Wie können sie das wissen?« Er hatte den Kopf in ihren Schoß gebettet, und sie streichelte sein goldenes Haar. Sie wollte nicht weinen, aber ihre Tränen tropften auf sein Gesicht.
    »Weine nicht«, bat er. »Wir holen Réka da raus. Wir müssen es. Selbst jetzt, da ich es weiß, kann ich nicht anders.« Er war kaum zu verstehen, als er flüsterte: »Ich kann nicht anders.«
    »Was weißt du jetzt?«, fragte sie bang.
    »Kunun ist der Jäger«, sagte Mattim. »Wusste ich nicht die ganze Zeit, dass sie ihn so nennen? Hat der alte Diener mir nicht gesagt, dass ich verloren bin, wenn ich ihm begegne? Es ist schwer zu glauben, Hanna, aber es ist Kununs Werk, dass wir hier vor den Toren Akinks stehen, gerade mal einen Schritt vor dem Beginn einer allumfassenden Verwandlung, wie es noch keine jemals gab … Er hat eine Falle für uns gebaut, die größte Falle, in die ich jemals getappt bin. Akink. Trotzdem muss ich hinein, und sie wird zuschnappen. Hat Atschorek uns nicht gewarnt? Hat sie nicht gesagt, die Liebe sei das Schlimmste, was einem Menschen zustoßen kann? Warum musst du Réka so lieben, dieses dumme, halsstarrige Mädchen? Und warum muss ich dich so sehr lieben, dass ich für dich überall hingehen würde, selbst über diese Brücke, die kein Schatten betreten darf?«
    »Aber …« Hanna wollte es nicht glauben. »Wie konnte Kunun wissen, dass sie ihn am Leben lassen würden? Und dass Réka ihm folgen würde? Es war so unwahrscheinlich, dass ausgerechnet sie Wilder begegnet. Das kann Kunun unmöglich geplant haben! Wie konnte er ahnen, dass ich ihr die Wahrheit erzähle und was sie dann ausheckt? Oder dass die Soldaten hier in Akink sie verschonen?«
    Gewissheit. Kununs dunkler Blick. Doch, er hatte es gewusst. Hatte gewusst, dass er sich gefangen nehmen lassen würde – der einzige Weg, um zu erreichen, dass Mattim seinen Krieg führte.
    »Er wusste es«, sagte sie langsam. »Dass all das geschehen würde. Nicht wahr? Er wusste genau, was du tun würdest. Wir sind seinen dunklen Plänen gefolgt wie Spielfiguren.«
    » Szigethy-Blut für die Stadt «, murmelte Mattim. »Wenn man an Prophezeiungen glaubt, kennt man sogar die Zukunft.«
    »Dann hängen die beiden Sätze also zusammen«, stellte Hanna fest. »Réka opfert ihr Blut für die Stadt, und dann bringst du den Sieg. Glaubst du, so wird es sein? Aber dann – dann wird sie sterben?«
    »Sie hat ihr Blut doch schon vergossen«, meinte er.

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