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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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geistert.«
    »Dafür ist mein Freund der König der Schatten.« Réka seufzte leise und strich über ihr Kleid. »Nicht, dass wir beide … Ich war ihm zu jung, weißt du? Und ich wäre immer so jung geblieben als Schatten. Er hat mir gesagt, er hat kein Interesse an Kindern. Es war mir egal. Ich wollte nur bei ihm sein. Aber jetzt … ich bin ein bisschen gewachsen, merkt man das? Ich werde bald sechzehn.«
    »Du kannst nicht zu ihm gehen«, sagte Hanna.
    »Warum nicht?« Réka hob herausfordernd den Kopf. »Ich komme nicht durch die Pforte. Ich hab’s ausprobiert, es geht nicht. Ich brauche einen Schatten, der mich mitnimmt. Manchmal sehe ich jemanden von weitem, der mir bekannt vorkommt, aber sie verschwinden, wenn ich ihnen nachlaufe.«
    »Niemand würde wagen, dich gegen Kununs Willen nach Akink zu bringen.«
    »Außer dir.« Réka beugte sich vor. »Du kannst es. Du bist durch die Pforte gelangt ohne Hilfe. Ich weiß, warum das so ist.«
    »Ach ja?« Hanna war überrascht. Sie hatte sich im Nachhinein noch oft genug gewundert, wie ihr das gelungen war. »Wie denn?«
    »Du bist Mattims Lichtprinzessin. Deshalb kannst du zu ihm, in seine Welt, wann immer du willst. Wusstest du das nicht? Mattim konnte dir nie die Erinnerung nehmen, und er wird auch nicht verschwinden, ohne dass du ihm folgen kannst. Kein Mann entgeht der Gefährtin, die er sich selbst gewählt hat. Eure Seelen sind untrennbar miteinander verbunden. Du hättest niemals mir geben dürfen, was ihm gehört.«
    Dies war eine neue Réka. Verzweifelt, labil und durcheinander, aber unzweifelhaft älter als das Mädchen, das sie in Budapest zurückgelassen hatte. Hatte sie etwa selbst dazu beigetragen – durch ihre Seelengabe?
    »Ich komme nicht allein durch die Pforte«, fuhr die junge Ungarin fort. »Und mir ist klar, was das bedeutet. Ich bin nicht Kununs Seelengefährtin. Er kann mich jederzeit wegwerfen, wenn ihm danach ist, und ich kann nichts dagegen unternehmen. Außer zu ihm zu gehen und seine Liebe zu erringen. Hilfst du mir dabei, Hanna?«
    Darüber brauchte sie nicht lange nachzudenken. »Nein, Réka.«
    »Und ich dachte, du würdest es verstehen!«
    »Nein, bitte. Wenn du wüsstest …« Réka war älter geworden. Aber würde sie jemals alt genug sein, um zu begreifen, wer Kunun war? Alt genug, um ihr erzählen zu können, wie er ihr Blut seinen Vampiren zu trinken gegeben hatte?
    »Ich weiß es«, sagte das Mädchen leise. »Ich weiß, was er getan hat. Ich weiß, wie du über ihn denkst. Glaub mir, Hanna, ich weiß alles. Ich will etwas fühlen, und da ist nur Entsetzen und Angst, und ich weine um mich selbst.«
    Hanna starrte sie an. Sie wollte nicht recht glauben, was sie da hörte. »Du weißt alles, was ich denke? Was ich fühle? Alles, woran ich mich erinnere?« Das Blut schoss ihr ins Gesicht. »Alles?«
    Réka lachte leise. »Zwei Seelen in meiner Brust, heißt es nicht so? Hanna, mach dir keine Sorgen. Es sind keine Details, überhaupt keine klaren Erinnerungen, sondern bloß – wie soll ich sagen – Empfindungen. Träume. Ich kann deine Sehnsucht nach Mattim spüren, und manchmal kommt es mir vor, als wäre es meine eigene. Ich träume von ihm und weine mich in den Schlaf. Deshalb muss ich Kunun finden. Denn dort ist mein Herz. Mein eigenes. Verstehst du es jetzt? Du musst es rückgängig machen, was immer du getan hast.«
    »Das befürchte ich auch«, sagte Hanna langsam. Sie konnte es immer noch nicht fassen. »Aber …«
    »Es macht mich verrückt«, flüsterte Réka und wandte ihrer Freundin das tränenüberströmte Gesicht zu. »Deine Liebe macht mich wahnsinnig. Rette mich. Nimm es zurück. Ich sehe, wie die Wölfe durch das Gras laufen. Einer nach dem anderen. Ich kann die Halme unter ihren Pfoten spüren. Aber ich will dort nicht sein. Ich will nicht du sein. Ich halte es nicht aus, dass mein Geliebter dort drüben ist, jenseits aller Grenzen, verwandelt in ein Tier. Wie kannst du nur damit leben? Ich kann es nicht. Ich vermag deine Last nicht zu tragen, Hanna. Oh Gott.« Sie lächelte. »Jetzt habe ich schon gesagt: mein Geliebter. Dabei ist Kunun das gar nicht. Und Mattim erst recht nicht. Überhaupt, wer spricht so? Wer denkt so? Wer fühlt so? Das ist dein Herz, das bin nicht ich.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß«, sagte sie leise, »du hasst Kunun dafür, dass er euch diese Trennung auferlegt hat. Ich weiß, du dürftest gar nicht hier sein. Aber wenn du es rückgängig machst, hebt er vielleicht die

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