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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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»Es gehört einiges dazu, einen Menschen bewusstlos zu schlagen. Etwas zu viel Kraft, und du zerschmetterst ihm den Schädel. Zu wenig, und er dreht sich um und sieht, wer du bist. Genau das richtige Maß zu finden, das stelle ich mir nicht ganz einfach vor.« Er strich sich über die Stirn. »Nach meinen Kopfschmerzen zu urteilen, hätte es etwas weniger sein können.«
    »Das tut mir wirklich unendlich leid.« Piet gab sich zerknirscht.
    Mirita hielt es nicht länger aus. »Hör auf. Wenn du es schon auf dich nehmen willst, dann erzähl es richtig. Ich war es, mein König. Und ich habe nicht abgewogen und überlegt oder meine Kraft genau bemessen. Gar nichts habe ich gefühlt. Es war nötig, es zu tun, und ich habe es getan. So. Im Nachhinein zu behaupten, es täte mir leid, wäre eine glatte Lüge. Es war der einzige Weg, das Licht zu retten. Nie, nie, solange ich lebe, will ich bedauern, dass ich für das Licht kämpfe.«
    Der König starrte sie an. Sie konnte seinen Blick nicht deuten. Aus dem Nebel des Schmerzes und des Elends heraus schien er sie kaum wahrzunehmen. Doch dann lachte er leise.
    »So kenne ich dich, Mirita«, sagte er. »Genau so.«
    Sie senkte den Kopf und wartete.
    »Ich danke dir, dass du meinen Gemahl zu mir zurückgebracht hast«, sagte Elira. »Ich danke euch beiden.«
    »Trotzdem ist es natürlich unerhört, was du getan hast«, fügte Farank hinzu. »Ich hoffe sehr, es kommt nicht öfter vor. Die Vorstellung, dass ich einen Schlag auf den Kopf erhalte, wenn ich eine falsche Entscheidung treffe, behagt mir nicht sonderlich. Auch wenn es zum Besten des Königreichs wäre.«
    »Ich versichere Euch, es passiert nicht noch mal«, meinte Piet.
    Mirita zögerte.
    »Nun?«
    »Seid gewiss, mein König, wenn ich das Licht dadurch retten kann, dass ich irgendjemandem auf den Kopf schlage, dann wird mich nichts davon abhalten, es wieder zu tun.«
    Farank seufzte. »Was tun wir mit diesem Mädchen, Elira? Ich hatte überlegt, ihr ein Kommando zu überantworten, aber nun denke ich, das wäre der falsche Platz für sie. Würde sie jemals von untergebenen Soldaten Gehorsam einfordern, wenn sie selbst nicht dazu bereit ist?« Er schüttelte den Kopf, hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht inne und fuhr sich über die Stirn. »Ist es für dich in Ordnung, wenn du einfach zurück in die Wache gehst? Ich will dich nicht irgendwo an der Spitze. Ich will dich mittendrin.«
    »Nacht oder Tag?«, fragte sie.
    »Das wird der Hauptmann entscheiden. Falls seine Wahl nicht zu deiner Zufriedenheit ausfällt, wirst du dich ihr trotzdem beugen. – Und du, junger Mann«, wandte er sich an Piet, »wärst du damit zufrieden, wenn …«
    »Ich bleibe bei ihr. Jemand muss schließlich auf sie aufpassen.«
    Elira nickte. »Bitte schön, wenn du meinst. Das ist wohl wirklich nicht das Schlechteste. Dann könnt ihr jetzt gehen. Meldet euch heute Abend zum Dienst. Die Patrouille wird wie gewohnt ausrücken.«
    »Wir haben keinen Titel bekommen«, klagte Piet, während sie hinausgingen. »Wenigstens Königlicher Retter, das hätte mir gefallen. Oder Edle Kopfschlägerin, das hätte zu dir gepasst.«
    Mirita knuffte ihn in die Seite. »Dir zeig ich gleich Edle Kopfschlägerin. – Ja?«
    Ein Bote trat an das Mädchen heran und winkte es von Piet fort. »Der König wünscht dich zu sprechen. Allein.«
    Sie sah zu ihrem Kameraden hinüber, der mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht wartete.
    »Geh nur«, meinte sie. »Wir treffen uns heute Abend zum Dienst. Ich muss hier noch etwas erledigen.«
    »Aber wir müssen das feiern«, beharrte er. »Morgen, nach der Wache?«
    »Meinetwegen.« Selbst das machte ihn schon glücklich. Beschwingt schritt er aus dem Tor hinaus in die Stadt, und Mirita folgte dem Boten zurück in die verschlungenen Gänge der königlichen Burg.
    Farank erwartete sie oben an der Brustwehr, von wo aus man über den in Nebel gehüllten Fluss blickte. Der Wald war nur zu erahnen. Ein graues Meer.
    »Majestät?« Ihr war ein wenig bang zumute. Was hatte der König mit ihr zu bereden, was er nicht vorhin im Thronsaal hätte sagen können?
    »Hier haben wir gestanden. So oft. Über den Fluss hinausgesehen und auf unser Königreich. Das war, bevor es dunkel wurde, bevor wir verloren, was wir nie hätten verlieren dürfen.«
    Sie nickte. Sie konnte sich denken, was er meinte, was er zu sagen versuchte, ohne den Namen auszusprechen, der, wie so vieles andere, verlorengegangen war. Mattim. So hatten sie hier beide

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