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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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entgegen.
    »Prinzessin. Wir haben alles im Griff.«
    Hanna wollte vorwärtsstürzen, aber Atschorek packte sie und hielt sie eisern fest.
    »Ganz ruhig«, sagte sie scharf. »Kein Wort. Du darfst ihn sehen, aber du bist ganz still.«
    Sie schob Hanna durch den Flur, bis sie in eins der Zimmer hineinspähen konnte. Attila saß auf dem Boden und spielte mit einer ganzen Herde großer Dinosaurier-Figuren. Goran, die neben ihm auf dem Teppich kniete, einen grünen Tyrannosaurus Rex in der Hand, imitierte gerade ein Urzeitgebrüll.
    Hanna schlug die Hand vor den Mund. In diesem Moment blickte der Junge auf. »Hanna! Hanna, ich muss doch zur Schule! Hab ich wirklich frei? Hanna!«
    Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte Atschorek sie schon wieder nach draußen gezerrt. Hinter ihr knallte die Tür ins Schloss.
    »Heul nicht«, sagte die Vampirin finster. »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Wie betäubt ging Hanna neben ihr her, die Stufen wieder hinunter. »Das würdest selbst du nicht fertigbringen«, sagte sie. »So bist du nicht – nicht so.«
    Atschorek blieb stehen und lächelte kühl. »Ja, du hast recht. So schlimm sind wir nun auch wieder nicht.«
    »Bringt Attila nach Hause«, sagte Hanna. »Ich tue nichts, solange er hier ist.«
    »Du bist nicht in der Lage, Forderungen zu stellen, liebe Hanna.«
    »Ihr seid keine Mörder«, sagte Hanna leise und dachte sofort an Rékas leblose Gestalt vor dem Kamin, an jenen entsetzlichen Geburtstag, an dem sie erfahren hatte, wozu die Vampire bereit waren.
    »Es gibt auch andere Möglichkeiten für jemanden wie uns«, gab Atschorek zurück. »Selten kommt es vor, dass uns ein Kind in die Finger gerät. Noch dazu ein so hübsches, lebhaftes Kind.«
    Hanna wurde kalt. »Ihr würdet ihn beißen?«
    »Natürlich nicht, wenn du brav bist«, versprach Atschorek. »Wir können uns gut beherrschen. Die Vampirin, die auf ihn aufpasst, hat da vielleicht schon mehr Schwierigkeiten. Es spricht einiges dafür, dass du dich beeilst, nicht wahr?«
    »Damit kommt ihr niemals durch. Wenn Attila vermisst wird … Irgendjemand wird mitbekommen haben, wie ihr ihn hergebracht habt.« Hanna sah den Jungen vor sich, wie er über den Parkplatz davongesprungen war. Da musste die Schattenfrau schon auf ihn gewartet haben. Und dann war sie hergefahren, schneller als Hanna, die nichtsahnend angeschlichen kam.
    »Und?«, fragte Atschorek. »Hast du etwa keine Idee, wohin wir ihn bringen könnten, wenn die Polizei hier vor der Tür steht?«
    Wenn nur Mattim da gewesen wäre. Wenn nur irgendjemand hier gewesen wäre, um ihr zu helfen. Aber sie war ganz auf sich gestellt.
    Kunun trat ihnen im Hof entgegen.
    »Sie macht es«, verkündete Atschorek.
    Kunun nickte. »Natürlich«, sagte er. »Sie hat es mir schließlich versprochen. Ich hatte keine Zweifel daran, dass sie ihr Versprechen auch hält.« Er streckte die Arme aus und drückte Hanna an sich.
    Ganz still hielt sie in seiner Umarmung, die vielleicht beruhigend sein sollte und doch alles andere als tröstend war.
    »Braves Mädchen.«
    Sie weinte nicht. Ihre Augen blieben trocken. Sie zitterte auch nicht mehr. Sie konnte überhaupt nichts fühlen. Kununs Hand streichelte über ihren Rücken, aber es hatte keine Bedeutung. Nichts zählte mehr.
    Nur Attila im Haus der Vampire.

ELF
    Wald vor Akink, Magyria
    In dem Moment, als das kleine Haus und das Gerümpel verschwanden und sie ins Zwielicht trat, zwischen die Bäume, fragte Hanna sich, ob sie Mattims Welt immer nur so betreten würde: in einem Zustand der Betäubung, in der ihr Geist sich vor den allzu starken Gefühlen zurückzog und deshalb auch den Schock des Unwirklichen abfing, bevor ihr so richtig bewusst wurde, was sie da eigentlich tat. Sie verließ die Wirklichkeit, die sie kannte, sie tat etwas so Ungeheuerliches, dass sich alles um sie hätte drehen müssen, aber so, wie sie beim letzten Mal nur an Réka gedacht hatte, an Réka, die aussah wie tot, war es jetzt Attila, der ihre Gedanken gefangennahm und ihre Gefühle bestimmte. Dass dies Magyria war, verblasste dagegen, und die Fremdheit dieser Welt konnte sie nicht in Staunen versetzen.
    Nicht nur das Licht hier war anders. Der Wald roch ungewöhnlich, wie eine Ferienwohnung in einem fremden Land, nach unbekannten Menschen und einer anderen Art zu leben. Von irgendwoher wehten Gerüche sie an, ein süßlicher Blumenduft, Harz und Blätter und Erde, und ihr war, als ob selbst das merkwürdige Zwielicht seinen eigenen Geruch hatte, ein Hauch

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