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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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euch Tee gekocht.«
    »Sind Sie eine Gräfin?«, platzte Valentina heraus.
    Dorina stieß sie mit dem Ellbogen an. »Sei still. Du bist unmöglich!«
    »Eine Gräfin?« Atschorek verzog ihr hübsches Gesicht zu einem noch breiteren Lächeln, ehrlich amüsiert. »Nun, beinahe. Wenn du mich mit dem Titel ansprechen möchtest, der mir von Geburt an zusteht, kannst du mich Prinzessin nennen.«
    Valentina machte große Augen, und Dorina bekam plötzlich Schluckauf. Sie hustete verlegen. »Das ist jetzt kein Scherz, oder?«
    Réka beobachtete ihre Gastgeberin genau. Trotz ihres Lächelns lag in ihrem Gesicht ein flammender Ernst. So, als würde sie ihnen gleich verkünden, dass der Tee vergiftet war, dass sie die Hörnchen mit Arsen bestäubt hatte … Haltsuchend griff das Mädchen wieder an das goldene Herz, eine Geste, die Atschorek nicht entging. Ihre Blicke begegneten sich. Eine Woge der Erleichterung durchflutete Réka, denn die dunklen Augen der Prinzessin bedachten sie nicht mit Hass, sondern mit einer nachdenklichen Freundlichkeit, einer ruhigen Güte. Jetzt erst glaubte sie daran, dass sie hier nichts zu befürchten hatte.
    »Woher kennen Sie Kunun?«, fragte sie mutig.
    »Als seine Schwester sollte ich ihn wohl kennen«, sagte Atschorek und leckte sich den Puderzucker von den Lippen. Mit einem leisen Lachen wischte sie ein paar Krümel vom Sofa.
    »Wenn Sie wirklich eine Prinzessin sind«, sagte Valentina aufgeregt, »dann wäre Kunun ja ein Prinz! Stell dir vor, Réka, ein echter Prinz! Dein Freund ist ein Prinz!«
    Atschorek hob den Blick und erstarrte. Als die Mädchen sich rasch zum Fenster umdrehten, stand dort ein blonder junger Mann, der mit finsterer Miene durch die Scheibe spähte.
    Die Gastgeberin seufzte ärgerlich. »Entschuldigt mich einen Moment.«
    »Das ist Hannas Freund«, sagte Réka verwundert. »Was macht der denn hier?«
    »Mattim! Was, bitte schön, soll das werden?« Atschorek kam ums Haus herum in den Garten.
    »Welch herzliche Begrüßung.« Er lehnte immer noch am Fenster, hinter dem die Mädchen neugierig zu ihm hinüberschauten und kicherten. »Lange nicht gesehen, Schwester.«
    Atschorek blieb in einiger Entfernung von ihm stehen, als befürchtete sie, er könnte sie plötzlich angreifen. »Ich will nur sichergehen, dass du nicht wieder durchs Fenster springst. Die Reparatur hat eine schöne Stange Geld gekostet.«
    »Nicht immer verlassen deine Gäste gesund und lebendig dieses Haus«, sagte er, einen warnenden Unterton in der Stimme.
    »Dafür geht es Réka erstaunlich gut, oder nicht?« Sie betrachtete ihn genauer und kam vorsichtig näher. »So wie auch dir, wie ich sehe.« Sie streckte die Hand aus und strich ihm das goldene Haar aus dem Gesicht. »Erstaunlich, in der Tat. Ist es das, was du als Lohn bekommen hast für deinen Verrat?« Bevor er sich zurückziehen konnte, griff sie nach seiner Hand und streichelte mit den Fingerspitzen über die unversehrte Innenfläche.
    »Vor nicht allzu langer Zeit habe ich dich hier genäht … es war doch diese Hand?«
    »Ganz recht«, sagte Mattim düster.
    »Ist es die Zeit, die alle Wunden heilt – so schnell und perfekt, dass nicht die geringste Narbe zurückbleibt? Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.«
    Er nahm die Herausforderung an. »Das Licht heilt die Wunden, die die Finsternis geschlagen hat.«
    »Ja«, stimmte Atschorek zu, »in der Tat. Kunun hatte recht. – Komm ins Haus, Mattim. Ich lasse meine Gäste ungern warten.«
    Er folgte seiner Schwester ins Kaminzimmer. Die beiden Mädchen, die er nicht kannte, starrten ihn an wie eine Erscheinung. Die eine wurde glühend rot, die andere begann hysterisch zu kichern. Réka bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick.
    »Hat Hanna dich geschickt, um mich nach Hause zu rufen?«, fragte sie feindselig.
    »Setz dich«, befahl Atschorek, bevor er antworten konnte. »Das ist Mattim, mein Bruder. Er wohnt ab sofort hier.«
    Er öffnete den Mund, um zu protestieren, aber seine Schwester schnitt ihm sofort das Wort ab. »Wir wollen gleich los und seine Sachen holen. Habt ihr nicht Lust, uns zu begleiten? Ich hab noch eine kleine Überraschung auf Lager.«
    Dorina und Valentina nickten eifrig, und Mattim musste an sich halten, um nicht die Augen zu verdrehen. Diese leichtsinnigen Teenager würden wirklich überallhin mitkommen.
    Réka jedoch hob ruckartig den Kopf. »Eine Überraschung?« Ihre Hand umklammerte den goldenen Anhänger, als wollte sie ihn sich gleich vom Hals

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