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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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du lebst! Selbst jetzt noch, da es um Hannas Leben geht, glaubst du an den Schmerz und den Tod und das Versagen. Glaubst du an dein eigenes Leben, das du längst verloren hast.
    Er richtete sich auf. Atmen war überflüssig. Sein Schattenleib, verzärtelt von prinzlichen und menschlichen Gewohnheiten, geschwächt vom Glauben, dass er so etwas wie Atmen bräuchte! Idiot! Kein Wunder, dass Kunun dich immer so schimpft. Du denkst nicht nach. Und wenn, dann bist du in deinen Gedanken nach wie vor ein Mensch, kein Schatten.
    Er tastete sich weiter durch die schwarze Welt, in der er blind geworden war, und horchte auf Stimmen. Befand er sich im unterirdischen Labyrinth? Draußen? Vorsichtig arbeitete er sich weiter vor. Selbst wenn Kunun ihm gefolgt war, würde er ihn hier nicht finden können. Er musste sie unterdrücken, die Panik seines Körpers, der nach Luft schrie, den die Hitze schmerzte, alles in ihm heulte auf … wie damals, als Kunun ihm das Kissen ins Gesicht gedrückt hatte. Du bist tot, glaub’s endlich!
    Er brauchte keine Luft. Nur Akink. Nur das Licht und Akink und Hanna. Seinem Leib fehlte nichts, außer das Leben.
    Er musste über Trümmer klettern, über zerbrochene Mauern. Stimmen wiesen ihm den Weg, kleine Lichter blinkten durch den dichten Qualm. Die Akinker löschten, er hörte die Befehle der Brandwache. Anscheinend hatte die gewaltige Feuersbrunst ein Loch in die Straße gerissen. Was war hier passiert? Er hätte Peron genauer befragen sollen. Hatten die Bürger versucht, den Schattenwolf zu finden, indem sie die halbe Stadt in die Luft jagten?
    Hier konnte er nicht auftauchen. Jemanden, der aus diesem Rauch herauskam, würden die Leute todsicher für einen Schatten halten. Also wich er wieder zurück, ging weiter durchs Dunkel, fand eine Stelle, an der keine Lichter zu sehen waren, und schlüpfte in eine dunkle Gasse. Auch hier wurde unter den Augen Schaulustiger gelöscht, doch Mattim konnte sich unbemerkt in den Schatten eines Hauses drücken. Er verschmolz mit der Mauer und fand sich auf der anderen Seite wieder, in einem kleinen, abgedunkelten Zimmer. Der Brandgeruch war noch immer sehr stark, aber er füllte seine Lungen wieder mit Luft.
    Im Dunkeln ertastete er die Tür und öffnete sie vorsichtig. Damit vermied er dieses merkwürdige Gefühl der Unwirklichkeit, das ihn jedes Mal überkam, wenn er eine Wand durchschritt. Außerdem wollte er nicht beim Durchqueren einer Mauer erwischt werden – vor allem nicht hier in Akink.
    Die Bewohner hielten sich alle draußen in den Straßen auf. Sie mussten sich sehr sicher sein, dass der gefürchtete Wolf und der arme Peron tot waren, sonst hätte die Wache niemals erlaubt, dass so ein großes Chaos herrschte. Mattim senkte den Kopf, während er an den Menschen vorübereilte, während er auf Gesprächsfetzen lauschte, die um das kreisten, was hier passiert war.
    Die vielen aufgeregten Leute schwelgten in einem Triumphgefühl, von dem nur er wusste, dass es völlig unangemessen war. Sie waren nicht auf der Hut; nur das half ihm, aus diesem Stadtteil herauszukommen, ohne Aufsehen zu erregen. Der Prinz, dessen Gesicht jeder kannte. Seine Beine trugen ihn instinktiv den Burgberg hinauf, dann bemerkte er die Wachen. Viel mehr als früher – oder war ihm das bloß nicht aufgefallen, als er noch der geschätzte Königssohn gewesen war?
    Nein, beim letzten Mal hatte es genug Gelegenheiten gegeben, unbemerkt einzudringen. Jetzt wimmelte es überall von Soldaten; es war unmöglich, nah genug an die Burg heranzukommen, um durch den Schatten an einer Mauer hinein und von dort zu den unterirdischen Verliesen zu gelangen.
    Auch den Ausgang zum Richtplatz konnte er nicht benutzen, denn hier, wo der Rauch ihn nicht mehr schützte, konnte er nicht einfach so verschwinden.
    In der nächsten Gasse bog Mattim ab und wählte den Weg zum Fluss hinunter. Wenn ihn nur keine der Wachen von weitem gesehen oder gar an seinem Gang erkannt hatte!
    Vielleicht, wenn er sich nicht auf Schattenart bewegte, sondern wie ein Mensch vorging … Er musste sich irgendwie verkleiden und als Wächter getarnt hineingelangen. Jemand musste ihm die richtige Kleidung besorgen. Auch sein Gesicht würde er unkenntlich machen, mit einem falschen Bart, die Haare gefärbt … Alles Dinge, die er in Budapest viel leichter hätte besorgen können als hier. Wieder einmal hatte er gehandelt, ohne nachzudenken. Dort hätte er alles vorbereiten können, Haare und Gesicht verändern. Wenn nur Kunun nicht

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