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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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schrei nicht.«
    Er trat einen Schritt zurück.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie laut. Mit bebender Hand zündete sie die Lampe auf ihrem Tischchen an. Kein anderer Wächter hätte ihm den Rücken zugedreht.
    »Ich wusste, dass ich dich wiedersehen werde. Es ist Schicksal«, flüsterte sie.
    »Ihr habt ein Mädchen gefangen genommen«, sagte er.
    Sie hörte ihm gar nicht zu. »Wie um alles in der Welt bist du auf diese Seite gekommen? Ist es ein Wunder, das uns beiden geschieht, das geschehen muss?«
    »Lebt sie noch?«, fragte er leise und drängend. Er trat einen Schritt näher, und sofort ergriff sie seine Hände.
    »Mattim«, wisperte sie und hielt ihm ihr Gesicht entgegen. »Mattim, bitte küss mich.«
    »Die Gefangene«, wiederholte er ungeduldig. »Hast du sie gesehen, geht es ihr gut?«
    Mirita blinzelte. »Was? – Ach. Ja, das hat eine große Aufregung gegeben.«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass du in die Stadt zurückkehren konntest«, erinnerte er sie. »Nun wünsche ich mir, dass du mir hilfst. Ich muss irgendwie zu dem Mädchen gelangen und es da rausholen.«
    »Die Frau, die einen Wolf in unsere Stadt gebracht hat?« Jetzt war sie wieder Mirita, Flusshüterin, Wächterin des Lichts. »Vergiss es. Du hast mir zwar geholfen, aber schließlich waren es deine Leute, die mich gejagt haben. Ich bin dir nichts schuldig.«
    »Dieses Mädchen ist ein Mensch«, sagte er. »Kein Schatten.«
    »Das wissen wir. Sie ist kein Schatten, erstaunlicherweise, trotzdem gehört sie zu euch.«
    »Das ist nicht ihr Kampf! Wenn ihr sie zurückgebt, werde ich … nun, ich habe Informationen, sehr wichtige Informationen – mit denen du Akink retten kannst.«
    Mirita schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Mattim, euer Anschlag ist gescheitert. Der Wolf ist tot. Es sind einige Leute bei dem Brand ums Leben gekommen, darunter der Mann, der gebissen wurde. Ihr habt es nicht geschafft, die Plage der Schatten unter uns zu verbreiten. Akink hält allen euren Plänen stand.«
    »Wilder ist tot?«, fragte er und ließ sich aufs Bett sinken. »Bist du sicher? Der Wolf – er ist nicht zurück über den Fluss?«
    »Die ganze Häuserzeile hat gebrannt. Glaub mir, er ist tot. Du kannst mir nichts anbieten. Wir haben schon gewonnen.«
    Wilder. Aber er durfte jetzt nicht an seinen Bruder denken. Mattim schüttelte den Kopf und sagte nur: »Der Untergang war noch nie so nah.«
    »Du bluffst.«
    »Wie kann ich dann hier sein?«
    Sie starrte ihn an. »Also ist Akink verloren«, flüsterte sie.
    »Mirita! Ich will nicht, dass Akink fällt! Ich will es ebenso wenig wie du!«
    »Dann sag, was immer du zu sagen hast.« Im Schein der kleinen Laterne sah er ihr verzweifeltes Lächeln. »Du hast es versprochen. Du warst dir sicher, du würdest hinter das Geheimnis der Schatten kommen. Sag mir alles, was du weißt, Mattim. Wie sonst könnte ich dir glauben, dass du noch derselbe bist?«
    »Hilf mir, Hanna zu retten«, forderte er. »Dann erfahrt ihr alles, was ihr wissen müsst.«
    »Bedingungen?«, fragte Mirita. »Du willst Akink retten und stellst Bedingungen?«
    »Das Mädchen.«
    Mirita schüttelte enttäuscht den Kopf. »Ach, Mattim, fast hätte ich dir geglaubt. Aber der Prinz, den ich von früher kenne, hätte Akink über alles gestellt. Ohne Hintergedanken. Ohne irgendwelche schlauen Schachzüge.«
    »Ich werde Hanna nicht ihrem Schicksal überlassen.«
    »Beiß mich doch«, sagte sie trotzig. »Unbewaffnet, wie ich bin. Ich habe keine Angst davor, denn ich habe getan, wovon ich immer geträumt habe: Ich habe Akink gerettet. Ich habe den König gewarnt, dass ein Boot kommen wird, und deshalb konnten wir die Verräterin festnehmen. Der Wolf kam im Feuer um, und sogar die Höhle der Schatten haben wir ausgeräuchert.«
    Sie irrte sich. Er konnte ihr gar nicht sagen, wie sehr sie sich täuschte. Vermutlich hätte es nichts genützt. Er hatte ihr bereits mitgeteilt, dass es unzählige Pforten gab, aber das schien sie vergessen zu haben. Vielleicht tat sie auch nur so, als wäre der Sieg sicher, und wusste ganz genau, wie es in Wirklichkeit aussah.
    »Der Mirita, die ich von früher kenne, wäre es nicht egal gewesen, wenn Unschuldige leiden müssen«, sagte er.
    »Verräter sind nicht unschuldig! Kein Magyrianer, der so etwas tut, ist unschuldig!«
    »Sie kommt nicht aus Magyria«, sagte Mattim. »Hat das denn keiner gemerkt? Sie hatte keine Ahnung, was sie da anrichtet!«
    Das stimmte nicht. Hanna hatte genau gewusst, was sie getan hatte. Was sie

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