Magyria 02 - Die Seele des Schattens
seiner Welt antat … ihm. Aber er konnte es wieder rückgängig machen. Wenn Mirita ihm nur glaubte. Er konnte Hanna retten – und die Stadt.
»Das Licht kämpft nicht einfach für irgendetwas«, sagte er. »Nicht nur für eine Stadt. Nicht nur für einen König und eine Königin. Sondern immer auch dafür: das Leben der Unschuldigen.«
Bewegung ging über Miritas Gesicht. Auf einmal trat sie auf ihn zu und umarmte ihn. »Mattim.«
Er drückte sie fest.
»So hättest du auch damals gesprochen. Ach, Mattim.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Wenn es irgendetwas gäbe … irgendeine Möglichkeit, dass du wieder zum Licht zurückkehrst …«
Er sagte nichts, sondern hielt sie fest. Sie glaubte ihm. Hielt immer noch zu ihm. Er hatte es gewusst.
»Mirita, ich will nicht drängen, aber die Nacht geht vorüber. Wenn wir das Mädchen retten wollen, muss es jetzt sein. Auch für Akink läuft die Zeit ab.«
»Sag es mir. Sag mir, was ihr vorhabt.«
»Wir?«
»Entschuldige. Was die Schatten vorhaben. Die – die anderen Schatten. Sag es mir, Mattim, bitte.«
»Es gibt noch eine Pforte«, sagte er. »Durch die bin ich gekommen.«
»Außer den Höhlen?«
»In Akink.«
»Um Himmels willen! Wo?«
»Mirita«, sagte er sanft. »Du wirst mich zu Hanna bringen. Besorg mir Wächterkleidung. Einen Bart, irgendetwas, womit ich mich unkenntlich machen kann. Außerdem brauche ich die Losung, um hineinzukommen. Ich werde mit ihr fliehen – durch jene Pforte. Wenn du die ganze Zeit bei uns bleibst, wirst du wissen, wo der Durchgang ist. Dann können meine Eltern ihn schließen. Gemeinsam müsste ihr Licht stark genug sein. Das ist mein Angebot.«
Mirita sah ihn lange an. Dann streckte sie die Hand aus und berührte ganz leicht seine Wange.
»Ich sehe, wer du bist«, sagte sie leise. »Wie du dich für andere einsetzt, für deine Leute, so, wie es der Anführer der Wache tun würde. Doch ich hoffe, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen, muss niemand gerettet werden, weder einer von uns noch jemand, für den wir verantwortlich sind. Ich hoffe …« Aber sie sprach nicht aus, worauf sie hoffte. »Nun gut, ich gehe jetzt und hole alles, was du benötigst. Es fühlt sich an, als würde ich Akink verraten.«
»Ich weiß, was ich von dir verlange«, sagte er. »Aber du solltest keine Schwierigkeiten bekommen, wenn du dem König mitteilen kannst, wo die Pforte liegt. Mirita, ich weiß doch, dass du dem Licht treu bist. Dass du Akink über alles stellst. Wenn du nur einmal vergessen könntest, was ich bin … Es war unser gemeinsames Ziel, weißt du noch?«
Sie nickte, auf einmal traurig. »Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisse, Mattim. Du hast das Licht aus dieser Stadt und aus meinem Herzen genommen. Die Welt ist sehr dunkel geworden ohne dich.«
»Beeil dich«, bat er. »Wenn Hanna etwas zustößt … ich weiß nicht, was ich dann tue.«
Mirita, die Hand schon am Türgriff, verharrte einen Moment lang wie eingefroren. »Sie ist nicht einfach nur irgendeine Unschuldige«, stellte sie fest. »Sie ist – wer ist sie? Dein Mädchen?«
»Ja«, sagte er. »Sie ist mein Mädchen. Hilf uns.«
Mirita stand immer noch da und konnte sich nicht rühren. Sie lehnte die Stirn gegen die Tür und schloss die Augen. Er hörte, wie sie ganz langsam atmete. Ohne ihn noch einmal anzusehen, schlüpfte sie hinaus.
Mattim löschte das Licht und wartete im Dunkeln.
Er wusste nicht, wie lange es diesmal dauerte. Die Nacht rauschte mit den Wassern des Donua unter dem Fenster vorbei. Gleichmäßig, unaufhaltsam, ein steter Strom der Augenblicke. Er hatte sich auf Miritas Bett gelegt und träumte von Hanna, träumte von dem Moment, wenn er sie wiedersehen würde. Unendlich lange her schien es ihm, seit sie das letzte Mal zusammen gewesen waren, auf einer Bank im Park in der Frühlingssonne. Es schmerzte zu sehr, sich daran zu erinnern, wie sie ihn angesehen hatte. Wie jemand, der ertrinkt und doch nicht rufen kann …
Oder war er es gewesen, der so fühlte, als Kunun und Atschorek ihn wegzogen?
Du hast das Licht aus dieser Stadt und aus meinem Herzen genommen. Die Welt ist sehr dunkel geworden ohne dich …
» Mattim?« Mirita hatte die Tür aufgemacht und versuchte, in dem Zimmer etwas zu erkennen. »Bist du noch da?«
»Natürlich«, antwortete er. »Glaubst du, ich verschwinde einfach?«
Ihr Gesicht lag im Schatten, die Lampen in der Wohnstube hinter ihr blendeten ihn.
»Komm«, sagte sie. »Ich habe … ich habe
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