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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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…«
    »Was hast du?« Etwas in ihrer Stimme alarmierte ihn. »Was? Hat es nicht geklappt? Konntest du …«
    »Mattim«, unterbrach sie ihn. »Komm einfach mit.«
    Jetzt hörte er das Klirren der Waffen. Die vielen Füße auf dem Pflaster vor dem Haus. Er bemerkte den Lichtschein unzähliger Laternen. Durch alle Fenster drang das gleißende Licht der Lampen.
    Hinter ihm war der Fluss. Er konnte nicht aus dem Fenster springen, ins Wasser, obwohl er für einen Moment sogar erwog, wie es wäre, so zu enden. Statt das auf sich zu nehmen, was ihn erwartete, wenn er dieses Haus verließ.
    »Komm, Mattim.«
    Von draußen eine befehlsgewohnte Stimme: »Ist er da?«
    »Du könntest nein sagen«, unternahm er einen letzten Versuch.
    Mirita schüttelte den Kopf. »Ich werde keine Verräterin sein. Ich schäme mich dafür, dass ich es auch nur in Erwägung gezogen habe. Jetzt geh.«
    Er trat hinaus ins Licht.
    Unzählige Lanzen und Schwerter waren drohend in seine Richtung erhoben. Auf straff gespannten Bogensehnen lauerten Pfeile, von denen brennendes Öl tropfte. Dies war nicht einfach die Nachtwache. Nahezu ein halbes Heer hatte sich vor dem Haus versammelt. Sie hatten die Einwohner fortgeschafft und sich dabei unglaublich still verhalten. Die Türen der gegenüberliegenden Häuser standen offen und schwangen hin und her; offensichtlich waren die Bewohner Hals über Kopf geflohen. Er hätte es gehört, wenn sie geschrien hätten: Ein Schatten! Ein Schatten in Akink!
    »Ihr hättet das Haus in Brand setzen können«, meinte er. »Macht man das heutzutage nicht so in Akink, wenn Feinde herkommen? Sie hätten dir bestimmt ein neues Haus bezahlt.«
    »Geh einfach.« Mirita wandte das Gesicht ab.
    Die Wachen bildeten eine Gasse, dicht an dicht. Sobald er irgendwo durchbrechen wollte, würden sie ihn in Stücke hauen. Natürlich musste er es wenigstens versuchen. Weiter oben an der Burg. Vielleicht konnte er irgendwie zurück zur Pforte gelangen. Schmerzlich sehnte er sich nach Budapest zurück, während er durch das Spalier der Wächter ging.
    Ihre Gesichter blieben unbeweglich. Sie kannten ihn, alle, doch niemand grüßte, niemand sagte ein Wort. Die Häuser hier waren nicht geräumt worden, und in den oberen Stockwerken öffneten sich Fenster, lehnten sich Leute hinaus und glotzten.
    Nirgends war eine Lücke. Sie hatten einen Gang errichtet, eine Mauer aus Laternen, Fackeln und tödlichen Waffen. Die Akinker wussten so gut wie er, dass er nicht so leicht umzubringen war. Dass sie, wenn sie alle auf ihn losgingen, nicht locker lassen durften, so lange, bis sie ihn verbrannt oder in Stücke gehackt hatten. Seine Überreste würden sie in den Fluss werfen.
    Er versuchte ebenso ruhig und gefasst dreinzuschauen wie die Wächter. Die Angst aus seinem Gesicht zu verbannen. Sein Gang wurde aufrechter, sein Schritt fester. Er bemühte sich um eine stolze Haltung, die einem Prinzen angemessen war, den seine eigenen Soldaten zur Burg geleiteten. Nach Hause. Dort, das riesige schimmernde Gebäude, in silbriges Licht getaucht.
    Die rettende Pforte war zu weit entfernt. Doch selbst wenn sie ganz in der Nähe gewesen wäre – sobald er versuchte durchzubrechen, musste er damit rechnen, dass alle gleichzeitig auf ihn losgingen. Dann würde er hier und jetzt sterben. Aber wenn er durchhielt, wenn er keine falsche Bewegung machte … vielleicht konnte er Hanna dann noch einmal sehen. Vielleicht konnte er das Unheil irgendwie abwenden. Zum Glück hatte er nicht preisgegeben, wo die Pforte war. Dieses Wissen besaß er immer noch …
    Hoffnung stieg in ihm auf. Womöglich war doch noch nicht alles verloren. Womöglich würde er heute nicht sterben oder er konnte wenigstens Hanna freikaufen. Und seine Eltern sehen.
    Ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen, während mit jedem Schritt, den er der Burg näher kam, seine Hoffnung auf ein gutes Ende wuchs. Mirita hatte ihn verraten, ja, aber wenn er seine Eltern überzeugen konnte, ihm zu glauben, war es noch viel besser.
    Er näherte sich dem glimmenden Licht, das aus den Burgfenstern strahlte.
    Und blieb stehen.
    Es war nicht mit dem Licht vergleichbar, das er kannte. Mit der Helligkeit, die hier geherrscht hatte, als er noch der Lichtprinz gewesen war. Sanft und matt war das Licht dort drin … dennoch wusste er, dass es jetzt schon zu stark war. Er konnte nicht weitergehen. Er war ein Schatten, und er hatte zu lange kein Blut getrunken.
    »Weiter«, herrschte ihn eine Stimme an, als er

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