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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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da?«
    »Er war im Speisesaal und hat sie in sein Appartement hinaufbringen lassen.«
    »Ist sie schon wieder fort?«
    »Sie ist gerade heruntergekommen, als Ihr Anruf kam.«
    »Sie ist sehr dick, nicht wahr? Und etwas vulgär?«
    »Genau das.«
    »Hat sie ein Taxi genommen?«
    »Nein, sie ist zu Fuß gegangen.«
    Maigret legte auf, setzte sich im Lokal an einen Tisch und bestellte Sauerkraut und Bier.
    Jaja hatte also Sylvie und Joseph besucht, und sie hatten ihr einen Auftrag für Harry Brown mitgegeben. Sie fuhr mit dem Bus und würde noch eine halbe Stunde brauchen, bis sie zu Hause war.
    Er aß und las in einer Zeitung, die auf einem der Tische gelegen hatte. Es wurde über den Selbstmord eines Liebespaares in Bandol berichtet. Der Mann war in der Tschechoslowakei verheiratet gewesen.
    »Möchten Sie noch etwas?«
    »Nichts, danke. Was macht das? Warten Sie! Noch ein Halbes. Dunkles.«
    Einige Minuten später ging er wieder ’in der kleinen Straße auf und ab, vorbei an der dunklen Fensterscheibe der Liberty Bar.
    Im Casino ging jetzt der Vorhang auf. Galaabend. Oper. Ballett. Souper. Tanz. Boule und Baccara … Die ganzen sechzig Kilometer lang. Hunderte von Frauen, die die anderen Gäste belauerten, Hunderte von Croupiers, die die Spieler belauerten, und Hunderte von Gigolos, Tänzern und Kellnern, die die Frauen belauerten …
    Dazu Hunderte von Geschäftsleuten, wie dieser Monsieur Petitfils, mit Listen von Villen, die zu verkaufen oder zu vermieten waren, die auf die Feriengäste lauerten.
    Und überall, in Cannes, in Nizza, in Monte Carlo, gab es ein Viertel, das schlechter beleuchtet war als die anderen, in dem es Gassen, Bruchbuden und dunkle Gestalten gab, die sich die Häuserwände entlangschlichen, alte Weiber und junge Mädchen, Spielautomaten und Hinterzimmer.
    Der »Abschaum« …
    Jaja kam noch immer nicht. Ein dutzend Mal hörte Maigret Schritte und zuckte zusammen. Schließlich ging er nicht mehr vor der Bar gegenüber vorbei, denn der Kellner schaute ihm spöttisch nach.
    Währenddessen grasten Tausende, Zehntausende von Schafen auf Browns Weiden, gehütet von Browns Schäfern. Zehntausende von Schafen wurden vielleicht gerade geschoren – denn auf der anderen Seite der Erde war jetzt sicher heller Tag –, damit Güterwaggons und Frachtschiffe mit Wolle beladen werden konnten.
    Seeleute, Stewards, Kapitäne …
    Auf den Schiffen, die nach Europa unterwegs waren, prüften die Kapitäne die Thermometer, um sich zu vergewissern, daß die Temperatur für die Ladung die richtige war, und die Makler in Amsterdam, in London, in Liverpool, in Le Havre diskutierten die Kurse.
    Harry Brown empfing im Provençal Telegramme von seinen Brüdern und seinem Onkel und rief seine Unterhändler an.
    Vorhin hatte Maigret in der Zeitung gelesen: »Der Anführer der islamistischen Glaubensgemeinschaft hat seine Tochter mit dem Prinzen Soundso verheiratet.«
    Darunter stand: »Überall in Indien, Persien und Afghanistan gab es große Festlichkeiten …«
    Und: »In Nizza im Palais de la Méditerranée wurde ein großes Bankett abgehalten. Dabei wurde geäußert, daß …«
    In Nizza heiratete also die Tochter des islamischen Oberpriesters. Auf dem sechzig Kilometer langen Boulevard wurde Hochzeit gehalten. Und dort unten lebten Hunderttausende von Menschen, die gerade …
    Jaja kam und kam nicht! Maigret kannte mittlerweile jeden einzelnen Pflasterstein und sämtliche Häuserfassaden in der Straße. An einem Fenster saß ein kleines Mädchen mit Zöpfen und machte Hausaufgaben.
    War der Bus verunglückt? Machte Jaja noch einen anderen Besuch? Oder war sie schon auf der Flucht?
    Hinter der Scheibe der Liberty Bar sah Maigret, als er das Gesicht daran hielt, die Katze, die sich die Pfoten leckte.
    Noch etwas fiel ihm aus der Zeitung ein:
    »Von der Côte d’Azur wird berichtet, daß S.M. der König von … in Begleitung von … auf seinem Besitz am Cap Ferrat eingetroffen ist.«
    »Aus Nizza wird die Verhaftung von M. Graphopoulos bekanntgegeben. Er hatte eben beim Baccara über eine halbe Million Francs gewonnen, indem er einen präparierten Schuh benutzte …«
    Und dann kam noch ein kleiner Satz:
    »Der stellvertretende Chef des Glücksspieldezernats steht ebenfalls unter Verdacht.«
    Lieber Himmel! Wenn ein William Brown sich der Versuchung nicht erwehren konnte, mußte dann ein armer Teufel mit zweitausend Francs Monatsgehalt unbedingt sein Held sein?
    Maigret war wütend. Er hatte genug von der Warterei! Und

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