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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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Petitfils schrieb alles auf und machte Kreuzchen neben die Bezeichnung der Gegenstände.
    Weshalb war Maigret eigentlich hergekommen? Es war bereits nicht mehr die Villa von William Brown, und es war überflüssig, hier noch nach Spuren von ihm suchen zu wollen. Schränke und Schubladen waren ausgeleert, alles wurde gestapelt, sortiert, auseinandergenommen.
    »Der Ofen hat schon immer mir gehört«, verkündete die Alte, »er stand schon vor zwanzig Jahren in meiner Wohnung in Toulouse.«
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten, Herr Kommissar?« fragte Gina.
    Auf dem Tisch stand ein benutztes Glas, es gehörte Monsieur Petitfils. Er schrieb ununterbrochen und rauchte dabei eine von Browns Zigarren.
    »Nein, danke. Ich bin nur hergekommen, um Ihnen zu sagen …«
    Was wollte er ihnen sagen?
    »… daß ich hoffe, den Mörder morgen fassen zu können.«
    »Schon?«
    Es interessierte sie sichtlich nicht. Dagegen fragte die Alte:
    »Sie haben den Sohn besucht, nicht? Was hat er gesagt? Was will er machen? Will er herkommen und uns alles wegnehmen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich glaube nicht.«
    »Es wäre eine Schande! So reiche Leute. Aber die sind es ja immer, die …«
    Die Alte schien wirklich zu leiden. Die Ungewißheit war eine Folter für sie.
    Sie sah den alten Trödelkram, der überall herumlag, mit wilder Angst an, als müßte sie ihn preisgeben.
    Maigret hatte die Hand auf seiner Brieftasche. Er brauchte sie nur zu öffnen, das Blatt Papier herausholen und es den beiden Frauen zeigen …
    Würden sie nicht vor Freude tanzen? Würde die Alte nicht vor lauter Glück der Schlag treffen?
    Millionen! Millionen, die sie natürlich nicht sofort in Händen haben würden, die sie mit großem Aufwand in einem Prozeß in Australien würden erobern müssen.
    Aber sie würden selbstverständlich hinfahren. Er sah sie schon, wie sie sich einschifften, wie sie drüben mit würdigen Gesichtern von ihrem Ozeandampfer herunterstiegen!
    Sie hätten nicht mehr einen Monsieur Petitfils als geschäftlichen Beistand, sondern Notare, Rechtsberater, Anwälte …
    »Ich überlasse Sie Ihrer Arbeit. Ich komme morgen wieder.«
    Sein Taxi wartete noch vor dem Haus. Er setzte sich hinein, ohne eine Adresse anzugeben. Der Chauffeur hielt die Tür offen und wartete.
    »Nach Cannes«, sagte Maigret schließlich.
    Immer wieder von vorne gingen ihm die Sätze durch den Kopf: Brown ist ermordet worden … Möglichst ohne Aufsehen …
    Der verflixte Brown! Wenn er die Wunde vorn auf der Brust gehabt hätte, wäre anzunehmen gewesen, daß er sich getötet hatte, um alle Welt zu ärgern. Aber man erdolcht sich ja nicht selbst von hinten, zum Teufel!
    Es war nicht mehr Brown, der Maigret beschäftigte. Er hatte mittlerweile das Gefühl, daß er ihn so gut kannte, als wäre er von jeher sein Freund gewesen.
    Erst William in Australien. Ein reicher, wohlerzogener, etwas schüchterner Junge, der bei seinen Eltern wohnte, sich verheiratete, als er im entsprechenden Alter war, und seiner Frau Kinder machte.
    Dieser Brown glich so ziemlich Harry Brown, dem Sohn. Er war vielleicht manchmal etwas melancholisch und hatte unbestimmte Sehnsüchte, aber er schob sie sicher auf ein vorübergehendes Unwohlsein und nahm ein Abführmittel.
    Dann derselbe William in Europa. Plötzlich brachen die Deiche. All die Möglichkeiten, die sich ihm eröffneten, berauschten ihn, er konnte sich nicht mehr im Zaum halten.
    Er wurde ein Dauergast auf dem Boulevard, der sich von Cannes bis Menton erstreckt. Eine Yacht in Cannes, Baccara in Nizza, und was sonst noch dazugehört. Und eine enorme Schwere in allen Gliedern, wenn er daran dachte, wieder nach »dort unten« gehen zu müssen …
    ›Nächsten Monat …‹
    Und im nächsten Monat war es dasselbe.
    Dann wurde ihm der Geldhahn zugedreht. Der Schwager wachte über den Besitz. Die Browns und alle, die ihnen nahestanden, wehrten sich.
    Er konnte sich von seinem Boulevard nicht mehr trennen, vom milden Klima der Côte d’Azur, wo alles erlaubt und das Leben so leicht war.
    Die Yacht verschwand. Es blieb nur noch eine kleine Villa.
    Auch was die Frauen betraf, rutschte er ein paar Stufen tiefer. Er landete bei Gina Martini.
    Überdruß stellte sich ein, das Bedürfnis nach Schlampigkeit und Willenlosigkeit. Auch die Villa am Cap d’Antibes war noch viel zu gutbürgerlich.
    Er stöberte die Liberty Bar auf, Jaja und Sylvie.
    Und er führte seinen Prozeß weiter gegen die Browns, die artig auf ihrem Besitz dort unten saßen. Er

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