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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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drangetan. Erzähl weiter.«
    »Die Frau ist in die Villa gezogen. Und dann hat sie ihre Mutter auch da einquartiert.«
    »Ihre Mutter?«
    »Ja. Danach hatte die Sache ihren Reiz verloren, und der Australier hat sich sein Vergnügen anderswo gesucht …«
    »Hat er sich eine Geliebte genommen?«
    »Verzeihung! Er hatte doch bereits eine. Und die Mutter dazu … Er hat eine Pinte gefunden mit einer gutmütigen alten Frau, die mit ihm getrunken hat.«
    »Sie hat getrunken?«
    »Ja. Wenn sie dann genug getrunken hatten, sah er die Welt in einem anderen Licht – und sich und sie als Mittelpunkt darin. Sie erzählten sich Geschichten …«
    »Und?«
    »Die gute alte Frau glaubte, jetzt hat sie’s erreicht.«
    »Was erreicht?«
    »Daß sie einer liebt! Daß sie eine verwandte Seele gefunden hat! Und all das.«
    »Was: all das?«
    »Nichts. Sie waren ein Paar. Ein gleichaltriges Paar. Ein Paar, das sich ab und zu nach Strich und Faden betrunken hat …«
    »Was ist dann passiert?«
    »Es war ein Schützling im Haus. Sylvie. Der Alte hat sich in Sylvie vergafft …«
    Madame Maigret blickte ihren Gatten empört an.
    »Was erzählst du da!«
    »Die Wahrheit! Er hat sich in Sylvie vergafft, aber Sylvie wollte nicht, wegen der Alten. Aber dann mußte sie wollen, weil der Australier immerhin für sie eine wichtige Person war.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Macht nichts. Der Australier und die Kleine haben sich in einem Hotel getroffen.«
    »Sie haben die Alte betrogen?«
    »Genau das. Du verstehst also doch, wie du siehst. Also hat die Alte, die begriff, daß sie nichts mehr wert war, ihren Liebhaber getötet … Der Kabeljau schmeckt einfach wunderbar.«
    »Ich versteh noch nicht ganz …«
    »Was verstehst du nicht?«
    »Warum man dann die Alte nicht verhaftet hat. Schließlich hat sie ja …«
    »Gar nichts!«
    »Was, gar nichts?«
    »Gib mir die Platte … Man hatte mir gesagt: ›Möglichst ohne Aufsehen.‹ Anders gesagt, kein großes Drama. Denn der Sohn, die Frau und der Schwager von dem Australier sind angesehene Leute, Leute, die es sich leisten können, für sehr viel Geld ein Testament abzukaufen …«
    »Was ist denn das jetzt wieder mit dem Testament?«
    »Das wäre zu kompliziert. Kurzum, eine Liebesgeschichte … Eine alte Frau, die ihren ebenfalls alten Liebhaber tötet, weil er sie mit einer Jungen betrügt.«
    »Und was ist jetzt mit ihnen?«
    »Die Alte hat nur noch drei oder vier Monate zu leben. Hängt davon ab, wieviel sie säuft …«
    »Wieviel sie säuft?«
    »Ja. Es ist nämlich auch eine Alkoholgeschichte.«
    »Wirklich kompliziert!«
    »Noch komplizierter, als du denkst! Die Alte, die den Australier getötet hat, wird in drei bis vier Monaten sterben, vielleicht auch in fünf oder sechs Monaten, mit geschwollenen Beinen, die Füße dauernd in einem Wasserkübel.«
    »In einem Wasserkübel?«
    »Schau im medizinischen Lexikon nach, wie man an Wasser stirbt.«
    »Und die Junge?«
    »Die ist unglücklicher dran. Weil sie die Alte nämlich liebt wie eine Mutter. Und dann, weil sie in ihren Zuhälter verliebt ist.«
    »Ihren was? Ich verstehe dich nicht. Du hast eine Art, dich auszudrücken …«
    »Und der Zuhälter wird die zwanzigtausend Francs im Pferderennen verlieren!« fuhr Maigret unbeirrt fort, ohne mit Essen aufzuhören.
    »Welche zwanzigtausend Francs?«
    »Unwichtig!«
    »Da blick ich nicht mehr durch.«
    »Ich auch nicht. Oder vielmehr, ich für mein Teil, ich versteh es nur zu gut. Man hat mir gesagt: ›Ohne Aufsehen!‹ Das ist alles. Und nun wird nicht mehr drüber geredet … Eine armselige kleine Liebesgeschichte, die schlecht ausgegangen ist.«
    Plötzlich fragte er:
    »Gibt’s kein Gemüse dazu?«
    »Ich wollte Blumenkohl machen, aber …«
    Maigret veränderte den Satz:
    »Jaja wollte Liebe machen, aber …«

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