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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Maigret zuwarf, respektvoll und wohlwollend.
    »Das ist ja sicher auch keine Frage des Geldes.«
    Daraufhin schaute der Kommissar zur Tür zum Büro nebenan, zur Decke, zum Boden, und brummte gutmütig:
    »Vielleicht aus denselben Gründen, die Sie haben?«
    »Bei Ihnen sitzen auch eine Menge solcher Trottel, wie?«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    Der Kommissar war guter Laune, oder vielmehr, er war einfach voll und ganz er selbst. Er fühlte sich in Form. Ein Zustand gesteigerter Aufnahmefähigkeit, in dem er jeden Gedanken seines Gesprächspartners nachzuvollziehen vermochte, wenn nicht gar, ihn vorauszudenken.
    Ducrau war nicht bereit, nun einfach zum Rückzug zu blasen, aber sein Selbstvertrauen ließ doch etwas nach, ebenso seine Kraft, während sich auf seinem Gesicht die Anstrengung abzeichnete.
    »Jede Wette, Sie halten das einfach für Ihre Pflicht, die Sie zu erfüllen haben«, knurrte er erbost.
    Und dann, mit frischer Energie:
    »Zugegeben, es sieht so aus, als möchte ich Sie kaufen. Aber angenommen, ich stelle Ihnen in acht Tagen dieselbe Frage?«
    Maigret schüttelte den Kopf, und umgekehrt hätte Ducrau, zornig und liebevoll, ihn schütteln mögen. Das Telefon klingelte.
    »Ja, am Apparat. Na und? Das Bestattungsinstitut? Ich pfeife auf das Bestattungsinstitut. Wenn ich noch weiter belästigt werde, gehe ich nicht zur Beerdigung.«
    Und trotzdem war er bleich.
    »Dieses lächerliche Getue!«, seufzte er und rümpfte die Nase, nachdem er aufgelegt hatte. »Sie streichen alle um den Kleinen herum, und der würde sie, wenn er nur könnte, vor die Tür setzen. Sie werden niemals erraten, wohin ich letzte Nacht gegangen bin. Würde ich es sagen, dann hielte man mich für einen Unhold. Und doch war es in einem dieser Häuser, in dem ich endlich wie ein Schlosshund heulen konnte, in Gesellschaft dieser Weibchen, die mich für betrunken hielten und an meiner Brieftasche herumfummelten.«
    Nun brauchte er nicht mehr zu stehen. Es war vorbei. Er setzte sich, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch. Er hatte den Faden verloren, versuchte wiederanzuknüpfen, und der Blick, den er auf Maigret ruhen ließ, war wie blind. Der Kommissar gönnte ihm noch eine kurze Pause und setzte dann endlich an:
    »Wissen Sie schon, dass es in Charenton einen neuen Erhängten gibt?«
    Ducrau hob seine schweren Lider und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    »Ein Mann, den Sie vermutlich kennen, denn es ist einer der Hilfsschleusenwärter.«
    »Bébert?«
    »Ich weiß nicht, ob er Bébert heißt, jedenfalls hat man ihn heute früh erhängt am oberen Schleusentor gefunden.«
    Ducrau seufzte, wie nur ein müder Mann seufzen kann.
    »Sie haben dazu nichts zu sagen?«
    Ducrau zuckte die Achseln.
    »Es könnte sein, dass man Sie bitten wird, noch etwas genauer zu erläutern, wo Sie die letzte Nacht verbracht haben.«
    Diesmal huschte ein Lächeln über die Lippen des Reeders, und beinahe hätte er den Mund aufgemacht. Aber im letzten Moment überlegte er es sich anders und zuckte nochmals die Achseln.
    »Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts dazu einfällt?«
    »Welcher Wochentag ist heute?«
    »Donnerstag.«
    »Und an welchem Tag nächster Woche hören Sie auf?«
    »Am Mittwoch.«
    »Noch eine Frage: Angenommen, Sie haben Ihre Ermittlungen bis dahin nicht abgeschlossen?«
    »Dann werde ich die Akten einem Kollegen übergeben, und der wird den Fall weiterbearbeiten.«
    Ducraus Lippen spannten sich mehr und mehr zu einem Lächeln, und mit beinahe kindlicher Freude flüsterte er:
    »Ein Trottel?«
    Auch Maigret konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Da sind nicht nur Trottel tätig.«
    Sie wollten es mit dieser überraschend aufgekommenen fröhlichen Note bewenden lassen. Ducrau erhob sich, streckte seine große Pranke aus.
    »Auf Wiedersehen, Kommissar. Ich werde Sie sicher gelegentlich wiedersehen.«
    Maigret drückte ihm die Hand und schaute ihm dabei tief in die wasserklaren Augen, aber es gelang ihm nicht, sein Lächeln zum Verschwinden zu bringen, höchstens – vielleicht? – es ein wenig abzuschwächen.
    »Auf Wiedersehen.«
    Ducrau begleitete ihn bis zur Treppe, beugte sich sogar noch etwas übers Geländer vor. Und Maigret spürte, als er wieder in der blendend hellen, warmen Luft der Quais stand, dass ihn vom Fenster aus immer noch jemand mit den Augen verfolgte.
    Dann löste sich, während er auf die Straßenbahn wartete, sein eigenes Lächeln auf.
     
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