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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Haus.
    »Ich gäbe viel um eine Tasse heißen Kaffee«, seufzte Lucas.
    »Mach dir doch welchen!«
    Man hätte meinen können, sein Wunsch sei erraten worden. Im Flur huschte ein Schatten vorbei: Es war Madame Ducrau im Morgenrock, ein Kopftuch umgebunden, die sich geräuschlos vorwärtsbewegte.
    »Schon auf?«, wunderte sie sich. »Ich mache gleich das Frühstück.«
    Das ganze Drama hatte keine Wirkung auf sie gehabt. Sie war dieselbe, die sie immer gewesen war, trübselig und fleißig.
    »Bleib trotzdem im Flur.«
    Maigret wusch sich mit kaltem Wasser, um wach zu werden, und als er sich umdrehte, sah er, dass der Fluss seine Farbe erneut gewechselt hatte, während der bereits an der Schleuse abgefertigte Schleppzug vorbeiglitt. Am Himmel waren rosa Schlieren, und die Vögel zwitscherten. Ein Motor brummte auf, der Fahrer holte den Wagen aus der Garage. Aber es war noch nicht richtig Tag. Allen steckte noch die kühle Nacht in den Gliedern, und die Sonne hatte ihr Licht noch nicht über die Landschaft gebreitet.
    »Da kommt der Chef …«
    Ducrau kam aus seinem Zimmer und ging zu Maigret, die Hosenträger seitlich herunterhängend, ungekämmt, das Hemd über der behaarten Brust offen.
    »Brauchen Sie etwas? Soll ich Ihnen meinen Rasierer leihen?«
    Auch er schaute hinaus auf die Seine, aber auf eine andere Art als Maigret, und er stellte fest:
    »Sieh an! Nun machen sie schon mit dem Sand weiter!«
    Und wieder hörte man von unten das Geräusch der Kaffeemühle.
    »Eine Frage: Was darf man eigentlich ins Gefängnis mitnehmen?«
    Er scherzte nicht, es war eine einfache Frage.
    »Wenn es Ihnen recht ist, fahren wir gleich nach dem Frühstück los und setzen Gassin auf seinem Kahn ab, so dass ich vielleicht Aline noch kurz sehen kann …«
    Er war wirklich riesenhaft, und so, halb angekleidet, sah er wie ein Bär aus, gerade auch, weil seine Hosenbeine lauter Falten warfen.
    »Ich muss Sie noch etwas fragen. Sie erinnern sich, was ich gestern wegen des Geldes gesagt habe. Ich kann es selbstverständlich so machen, und meine Tochter und ihr Mann würden rasen vor Wut. Aber unter den gegebenen Umständen …«
    Nun war es wirklich aus. Er war hellwach, aber wie nach einem furchtbaren Rausch hatte er einen bitteren Geschmack auf der Zunge und einen absolut klaren Kopf.
    »Ihre Konkurrenz würde sich jedenfalls darüber freuen …«, sagte Maigret.
    Das genügte schon, damit Ducrau wieder seinen stählernen Chefblick aufsetzte.
    »Welchen Anwalt empfehlen Sie mir?«
    Der Schlepper tutete, um sich an der nächsten Schleuse anzumelden, und gab gleichzeitig die Zahl der Schiffe durch, die er im Schlepptau hatte. Madame Ducrau erschien, ohne dass man sie hatte kommen hören, denn sie trug Filzpantoffeln.
    »Der Kaffee ist fertig«, sagte sie unterwürfig.
    »Stört es Sie, wenn ich herunterkomme, wie ich bin? Es ist eine alte Gewohnheit. Sagen wir noch Gassin Bescheid.«
    Es war das nächste Zimmer. Ducrau klopfte an die Tür.
    »Gassin! … He, Alter! … Gassin! …«
    Schon packte ihn die kalte Angst. Seine Hand fuhr zum Türgriff. Er öffnete, machte einen Schritt hinein, drehte sich zu Maigret um.
    Niemand war im Zimmer. Das Bett war unbenützt, und das Nachthemd, das Madame Ducrau hingelegt hatte, lag immer noch mit ausgebreiteten Ärmeln auf der Decke.
    »Gassin!«
    Das Fenster war nicht offen, und Maigret schielte unwillkürlich kurz argwöhnisch zum Inspektor hinüber. Aber Ducrau war bereits aufgefallen, dass der Vorhang an einer Stelle etwas ausgebeult war. Er trat näher, ruhig und kaltblütig, und zog ihn weg.
    Düster, langgestreckt, hing da die Leiche vor der Wand. Die Kordel war nicht sehr stark, denn kaum hatten sie sie angefasst, zerriss sie, und der Alte sackte zu Boden, steif wie ein Standbild, so dass man den Eindruck hatte, er würde gleich zerbrechen.
     
    Noch hing der erkaltete Rauch ihrer Pfeifen im Esszimmer, schmutzige Gläser standen herum, Asche lag verstreut. Das Tischtuch war voller Flecken. Direkt vor der Terrassentür, die man eben geöffnet hatte, wartete der Wagen.
    Madame Ducrau hatte man nichts gesagt, und das junge Paar, das man im Obergeschoss hin und her gehen hörte, war noch nicht bereit, herunterzukommen.
    Ducrau aß, die Ellbogen auf dem Tisch. Es war unglaublich, was er alles in sich hineinschlingen konnte, wie wild, angetrieben, so schien es, von einem schrecklichen Heißhunger. Er sagte nichts. Seine Kiefer kauten geräuschvoll. Und noch lauter schlürfte er seinen

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