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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Blick zuzuwerfen.
    »Sehen Sie, ich könnte immer noch alles abstreiten, und ich sehe keine großen Aussichten für Sie, mir dann etwas nachweisen zu können! Ich hatte es eigentlich im Sinn. Wenn Sie wüssten, was ich mir alles ausgedacht habe! Als ich verletzt bei mir zu Hause lag, die Polizei auf den Fersen, nahm ich mir vor, die Gelegenheit zu nutzen, um alle Welt rasend zu machen.«
    Unwillkürlich drehte er sich einen Augenblick seiner Tochter und seinem Schwiegersohn zu.
    »Und was für eine Gelegenheit!«
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann kam ihm ein anderer Gedanke, und seine Augen funkelten vor Bosheit.
    »Gassin!«, sagte er laut.
    Und als der Alte ihn ansah:
    »Was ist? Bist du mir nicht böse? Weißt du, wenn du zum Ersatz meine Frau möchtest …«
    Es war ihm zum Weinen zumute, und doch konnte er nicht. Gewiss hätte er seinen Kumpel auch umarmen mögen. Er ging zum Fenster, schloss es wieder und zog die Vorhänge mit den pingeligen Gebärden eines Kleinbürgers zu.
    »Nun hört mal alle her. Wie spät ist es? Elf? Ich schlage vor, dass wir alle hier schlafen und morgen zusammen zurückfahren …«
    Damit war hauptsächlich der Kommissar gemeint, wie auch mit den weiteren Ausführungen.
    »Keine Bange! Ich hege keine Fluchtgedanken, im Gegenteil! Sie haben ja übrigens da vorn Ihren Inspektor. Jeanne! Bring uns einen kleinen Grog, bevor wir schlafen gehen …«
    Sie gehorchte wie eine Dienerin und legte ihre Stricknadeln beiseite. Ducrau ging zur Hoftür und rief in die feuchte Nacht hinaus:
    »Herr Inspektor! Kommen Sie, Ihr Chef verlangt nach Ihnen …«
    Lucas war ganz durchnässt, verdattert, besorgt.
    »Nehmen Sie erst mal ein Glas mit uns.«
    So beschlossen sie den Abend, indem sie alle mit einem dampfenden Glas in der Hand um den Tisch herumstanden. Als Ducrau das seine vorstreckte, um mit Gassin anzustoßen, blieb dieser ungerührt und trank schlürfend aus.
    »Sind die Betten bezogen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Berthe.
    »Geh und zieh die Laken über.«
    Etwas später vertraute er Maigret an:
    »Ich kann nicht mehr vor Müdigkeit, und doch geht es mir irgendwie besser!«
    Die Frauen trippelten von einem Zimmer ins nächste, machten die Betten, suchten für jeden ein Nachthemd. Maigret, der die Patrone in seine Tasche gesteckt hatte, sagte zu Ducrau:
    »Geben Sie mir Ihren Revolver und schwören Sie mir, dass es im Haus keinen weiteren gibt.«
    »Ehrenwort.«
    Die Stimmung hatte übrigens nichts Dramatisches mehr. Eher erinnerte sie an ein Trauerhaus nach der Beerdigung, und das vorherrschende Gefühl war eine gewisse Ermattung. Noch einmal trat der Reeder vor Maigret, und diesmal bedeutete er ihm, indem er das Haus als Ganzes ins Auge fasste:
    »Wie Sie sehen, schaffen es diese Miesmacher, selbst einen Abend wie heute zu verderben!«
    Seine Wangen waren mehr als gewöhnlich gerötet. Wahrscheinlich hatte er Fieber. Er ging voraus die Treppe hinauf, um den Weg zu zeigen. Beidseitig einem Flur entlang lagen Zimmer aneinandergereiht, die sich in ihrer Möblierung kaum von Hotelzimmern unterschieden. Ducrau bemerkte, als sie am ersten vorbeikamen:
    »Das ist meines. Sie werden es kaum glauben: Ich habe nie ohne meine Frau schlafen können.«
    Sie hatte es verstanden. Sie holte aus einem Schrank Pantoffeln für Maigret, und ihr Mann stieß sie an:
    »Mein armes altes Weib! Für dich werden wir auch noch einen Platz auf dem Kahn finden.«
     
    Als der Tag anbrach, stand Maigret schon angekleidet, eine Decke um die Schultern, denn die Nacht war feucht und kalt gewesen, ans Fenster gelehnt. Der Kies im Hof war noch nass. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber vom Gesims und von den Bäumen fielen dicke Tropfen.
    Die Seine war grau. Vor der Schleuse wartete ein Schleppdampfer, vier Kähne im Tau. In der Ferne sah man schon den nächsten Schleppzug zwischen den beiden dunklen Waldsäumen um eine Flussbiegung kommen.
    Die Wasseroberfläche wurde heller, und Maigret nahm die Decke von seinen Schultern und ordnete seine paar Sachen. Nichts war geschehen. Er hatte nichts gehört. Um ganz sicherzugehen, öffnete er die Tür zum Flur, und da stand auch schon Inspektor Lucas.
    »Komm nur herein.«
    Lucas, blass vor Müdigkeit, trank etwas Wasser aus dem Krug und reckte sich vor dem Fenster.
    »Nichts!«, sagte er. »Keiner hat sich gerührt. Das junge Paar ist zuletzt eingeschlafen. Um ein Uhr morgens haben sie immer noch getuschelt.«
    Der Fahrer kam angeradelt, denn er wohnte nicht im

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