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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sich her zu stoßen. Bevor sie das Haus betraten, fragte Decharme Maigret noch schnell:
    »Wozu haben Sie sich entschlossen?«
    Und der Kommissar hätte ihm beinahe ganz im Stil eines Ducrau geantwortet:
    »Mist!«
     
    Der Alte kniff wegen der hellen Beleuchtung die Augen zusammen. Seine Schultern glänzten vor Nässe, die Mütze hatte er, vielleicht unbewusst, weil er in ein Esszimmer getreten war, abgenommen und hielt sie in der Hand.
    »Setz dich!«
    Er setzte sich auf den Rand eines Stuhls, behielt die Mütze auf den Knien und vermied es, um sich zu blicken.
    »Nimmst du einen Schluck Rotwein mit mir? Schweig! Du weißt, was ich dir gesagt habe: Nachher wirst du tun und lassen dürfen, was du willst. Stimmt’s, Kommissar? Und was ich versprochen habe, das habe ich bis jetzt noch immer eingehalten!«
    Er stieß sein Glas an das Gassins und trank es mit einer Grimasse in einem Zug aus.
    »Schade, du hast den Anfang verpasst.«
    Er sprach zu niemandem mehr als zum Kapitän und warf höchstens Maigret hin und wieder einen Seitenblick zu.
    »Stimmt’s, dass ich früher jeden auf einen Hieb niedergestreckt habe? Sag schon!«
    »Es stimmt.«
    Es war verrückt, jedenfalls höchst überraschend, den Alten so sanft, so folgsam zu hören.
    »Erinnerst du dich, als wir uns in Châlons mit den Belgiern geprügelt haben? Jetzt aber, vor ein paar Tagen, hat mich dieser Typ erwischt, hinterrücks zwar, dank seinem Messer. Du weißt darüber nicht Bescheid, aber das tut nichts zur Sache. Ich war auf deinen Kahn gekommen, einfach so, und habe ihn dabei ertappt, wie er bäuchlings dalag und dem Mädchen zusah, wie es sich auszog …«
    Er erzählte es ganz gern nochmals, denn es belebte seine Wut neu.
    »Begreifst du jetzt?«
    Und Gassin zuckte die Achseln, um zu verstehen zu geben, dass er schon längst begriffen habe.
    »Hör mir zu, Alter. Nein, nimm zuerst einen Schluck. Sie auch, Kommissar. Die andern, das ist mir egal, es ist schlimm genug, dass sie da sind …«
    Madame Ducrau hatte sich nicht wieder gesetzt, sondern stand, halb vom Vorhang verdeckt, an die Wand gedrückt. Decharme stand auf den Kaminsims gestützt da, und nur seine Frau saß noch am Tisch. Man hörte jemanden im Haus hin und her gehen, was Ducrau nervte. Er öffnete die Tür, und man sah das Dienstmädchen im Flur seinen Koffer packen.
    »Schluss damit, Alte! Zum Teufel mit Ihnen, oder wo immer Sie hinwollen. Tun Sie, was Ihnen beliebt, nur um eines bitte ich Sie: Verschonen Sie uns, machen Sie, dass Sie wegkommen!«
    »Was ich Ihnen sagen wollte, Monsieur …«
    »Es gibt keinen Monsieur. Willst du Geld? Da nimm, ich weiß nicht, wie viel es ist. Auf Wiedersehen! Und dass dich eine Straßenbahn über den Haufen fahre …«
    Er musste über sich selbst schmunzeln. Es tat ihm gut. Er wartete, bis das Mädchen, das noch mit dem Koffer gegen die Tür schlug, verschwunden war, und schloss diese dann eigenhändig hinter ihr, schob den Riegel vor und setzte sich wieder zu den andern. Gassin hatte sich nicht gerührt.
    »Eine sind wir schon mal los! Wovon haben wir gerade gesprochen? Ach ja, von der Kleinen. Wenn du zufällig dazugekommen wärst, hättest du nicht dasselbe getan?«
    Die Augen des Alten waren wässerig, und seine Pfeife war erloschen. Maigret sah ihn an und hörte nicht auf, ihn anzusehen, und dabei dachte er:
    ›Wenn ich in ein oder zwei Minuten noch nicht dahintergekommen bin, wird irgendetwas Grauenhaftes geschehen, und ich werde dafür verantwortlich sein!‹
    Denn alles, was sich hier abspielte, tat es nur scheinbar. Da war noch etwas anderes, ein unterschwelliges Drama. Der eine redete, um zu reden, und der andere hörte gar nicht zu. Maigret beobachtete Gassin, aber es gelang ihm nicht einmal, einen Blick von ihm aufzufangen.
    Wie konnte Gassin in einem solchen Moment nur so reglos dasitzen? Er war nicht einmal betrunken! Ducrau wusste es so genau, dass ihm der kalte Schweiß ausbrach.
    »Aus diesem Grund allein hätte ich ihn noch nicht erwürgt. Aber dann war da noch mein Sohn, der im Grunde seinetwegen sterben musste, und daher …«
    Er hatte sich vor Berthe aufgepflanzt.
    »Was schaust du mich so an? Denkst du noch immer an die Kohle, die du nicht kriegen wirst? Hörst du, Gassin? Ich spiele ihnen den Streich, ihnen, wenn ich sterbe, nicht einen roten Heller zu hinterlassen!«
    Maigret begann sich plötzlich zu regen, ging langsam, ohne ersichtliches Ziel, im Zimmer auf und ab.
    »… Denn nun sage ich dir noch etwas Schönes: deine

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