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Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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… Ich habe von den faulen Geschäften erfahren, mit denen sich die Leute bereichert haben. Ich habe gesehen, wer auf- und wer abgestiegen ist, auch solche, die darunter zusammengebrochen sind, und ich habe mich daran gemacht, den Mechanismus von alledem zu studieren …
    Den gesellschaftlichen Mechanismus, wenn du so willst. Warum man aufsteigt und warum es bergab geht.«
    Er sprach mit verächtlichem Stolz, in diesem luxuriösen Eßzimmer, wo wirklich alles, bis hin zu den Vorhängen, seinen Erfolg zu dokumentieren schien.
    »Ich, ich bin aufgestiegen …«
    Die einzelnen Gerichte konnte man sich aussuchen, doch der ehemalige Kommissar hatte keinen Sinn für diese ausgetüftelten kleinen Platten mit ihren vielerlei Saucen, ihren Trüffelbeigaben oder Hummerschwänzen. Der Butler beugte sich jeden Augenblick vor, um eines der Gläser zu füllen, die vor ihm aufgereiht waren.
    Der Himmel färbte sich auf der einen Seite grün; es war ein kaltes, gewissermaßen ewiges Grün. Auf der anderen Seite wurde er rot mit einigen violetten Zügen und ein paar Wolken von makellosem Weiß. Ein paar verspätete Ruderboote auf der Seine, wo sich hin und wieder, wenn ein Fisch in die Luft sprang, langsame, kreisrunde Wellen bildeten.
    Malik mußte ein feines Ohr haben, ebenso wie Maigret, der es auch vernahm. Trotzdem war es kaum wahrnehmbar, nur war der Abend so still, daß noch das geringste Geräusch sich ausbreiten konnte.
    Zuerst ein Kratzen wie an einem Fenster in der ersten Etage, wo vorhin, vor dem Essen, die Stimmen zu hören gewesen waren. Dann ein dumpfes Geräusch im Park.
    Malik und sein Sohn schauten sich an. Madame Malik hatte nicht mit der Wimper gezuckt und führte weiter ihre Gabel zum Mund.
    Blitzartig hatte Malik seine Serviette auf den Tisch gelegt, und einen Augenblick später war er geschmeidig und lautlos auf seinen Kreppsohlen hinausgerannt.
    Ebensowenig wie die Hausherrin schien sich der Diener über diesen Zwischenfall zu wundern. Jean-Claude hingegen war leicht errötet. Und jetzt versuchte er, etwas zu sagen, er öffnete den Mund, stammelte ein paar Worte.
    »Mein Vater ist noch behende für sein Alter, nicht wahr?«
    Mit genau dem gleichen Lächeln wie sein Vater. Anders ausgedrückt:
    ›Natürlich geschieht hier etwas, aber das geht Sie nichts an. Beschränken Sie sich auf das Essen, und kümmern Sie sich nicht um das übrige.‹
    »Er schlägt mich regelmäßig im Tennis, obwohl ich da nicht schlecht bin. Er ist ein erstaunlicher Mann …«
    Warum wiederholte Maigret, den Blick auf seinen Teller gerichtet:
    »Erstaunlich …«
    In einem der oberen Zimmer war jemand eingesperrt gewesen, das war klar. Und dem Betreffenden paßte es nicht, dort eingeschlossen zu sein, da Malik vor dem Essen gezwungen war, hinaufzugehen und ihn zurechtzuweisen.
    Dieser Jemand hatte versucht, die Abendmahlzeit zu nutzen, während der die ganze Familie im Speisezimmer versammelt war, und zu entfliehen. Er war auf die weiche, mit Hortensien bepflanzte Erde gesprungen, die das Haus umgab.
    Und dieses Sprunggeräusch auf die Rabatte hatte Malik zur gleichen Zeit gehört wie der Kommissar.
    Er war also ins Freie gelangt. Das mußte schwer wiegen, schwer genug, um ihm gegenüber eine zumindest sonderbare Haltung einzunehmen.
    »Spielt Ihr Bruder auch Tennis?« fragte Maigret, hob den Kopf und schaute dem jungen Mann ins Gesicht.
    »Warum erkundigen Sie sich danach? Nein, mein Bruder ist unsportlich.«
    »Wie alt ist er?«
    »Sechzehn … Er ist gerade beim Abitur durchgefallen, und mein Vater ist wütend …«
    »Hat er ihn deshalb in seinem Zimmer eingeschlossen?«
    »Wahrscheinlich … Es steht nicht immer zum besten zwischen Georges-Henry und meinem Vater.«
    »Sie dagegen scheinen sich mit Ihrem Vater sehr gut zu verstehen, nicht wahr?«
    »Ja, recht gut.«
    Maigret blickte zufällig auf die Hand der Hausherrin und stellte erstaunt fest, daß sie das Messer so fest umklammerte, daß die Adern blau anschwollen.
    Alle drei warteten, während der Kammerdiener abermals die Teller auswechselte. Die Luft stand stiller denn je, so daß man das geringste Rascheln der Blätter in den Bäumen vernahm.
    Sobald Georges-Henry die Füße auf den Gartenboden gesetzt hatte, war er losgerannt. In welche Richtung? Nicht zur Seine hinüber, denn dann hätte man ihn gesehen. Jenseits der Mauer im Hintergrund des Parks verlief die Eisenbahnstrecke. Rechts lag das Anwesen der Amorelles.
    Der Vater mußte hinter seinem Sohn herrennen. Und

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