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Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Herzen zu verabscheuen. Die Anlegebrücke mit ihren Sprungbrettern, den darum herum vor Anker liegenden Booten, der Swimming-pool, die beschnittenen Bäume, die Alleen mit ihrem einfarbigen und gleichsam unbefleckten Kies gehörten zu einer Welt, die er nur widerwillig betrat und in der er sich schrecklich plump vorkam.
    »Ich erzähle dir das alles, um dir mein Auftauchen vorhin bei der guten Jeanne zu erklären. Wenn ich sage, bei dieser guten Jeanne, dann ist das so eine Redensart, denn sie ist das heimtückischste Biest auf Erden. Zu Lebzeiten ihres Mannes, ihres Marius, hat sie ihn nach Strich und Faden betrogen, und seit er tot ist, beklagt sie von morgens bis abends seinen Tod.
    Also, mein Bruder und meine Schwägerin waren heute hier. Und als wir uns zu Tisch setzen wollten, stellte meine Schwägerin fest, daß sie ihre Tabletten vergessen hatte. Sie muß immer irgendwelche Beruhigungsmittel nehmen. Ihre Nerven, sagt sie. Ich biete ihr an, sie zu holen. Anstatt den Fahrweg zu benutzen, gehe ich durch den Garten, da die beiden Grundstücke aneinandergrenzen.
    Zufällig blickte ich zu Boden. Als ich an den früheren Stallungen vorbeikomme, bemerke ich Radspuren. Ich öffne die Tür und wundere mich, daß die alte Limousine meines verstorbenen Schwiegervaters nicht an ihrem Platz steht …
    Auf diese Weise, mein Lieber, bin ich auf dich gestoßen. Ich habe den Gärtner gefragt, der mir gestanden hat, daß sein Gehilfe vor einer Stunde mit dem Wagen weggefahren sei und Bernadette mitgenommen habe.
    Als sie heimkehrten, habe ich den Burschen rufen lassen und ihn ausgehorcht. Ich habe erfahren, daß er nach Meung-sur-Loire gefahren ist und einen dicken Mann mit einem Koffer am Bahnhof von Aubrais abgesetzt hat. Entschuldige, mein Lieber. Er hat gesagt: ein dicker Mann.
    Ich habe gleich geahnt, daß meine liebenswürdige Schwiegermutter sich irgendeinem Privatdetektiv anvertraut hat, denn sie leidet unter Verfolgungswahn und ist davon überzeugt, daß sich hinter dem Tod ihrer Enkelin Gott weiß welches Geheimnis verbirgt.
    Ich gebe zu, daß ich nicht an dich gedacht habe … Ich wußte, daß es einen Maigret bei der Polizei gab, aber ich war mir nicht sicher, ob es dieser Jules vom Gymnasium war. Na, was sagst du dazu?«
    Doch Maigret bemerkte lediglich: »Nichts.«
    Er sagte nichts. Er dachte an sein ganz anderes Haus, an seinen Garten, an die Erbsen, die in die Emailschüssel fielen, und er fragte sich, warum er so anstandslos dieser alten autoritären Dame gefolgt war, die ihn buchstäblich entführt hatte.
    Er dachte an den in der Hitze dröhnenden Zug, an sein früheres Büro am Quai des Orfèvres, an all die Schurken, die er verhört hatte, an so viele kleine Bars, unsaubere Hotels und absonderliche Orte, wohin ihn seine Ermittlungen geführt hatten. An all das dachte er und wurde dabei nur noch wütender und verärgerter darüber, nun hier in diesem feindlichen Milieu den höhnischen Blicken des Steuereinnehmers ausgesetzt zu sein.
    »Wenn es dir Spaß macht, kann ich dir nachher das Haus zeigen. Die Pläne habe ich mit dem Architekten selbst ausgearbeitet. Natürlich wohnen wir nicht das ganze Jahr hier, sondern nur im Sommer. Ich habe eine Wohnung in Paris, in der Avenue Hoche. Ich habe auch eine Villa drei Kilometer von Deauville gekauft, dort haben wir den Juli verbracht. Im August ist es am Meer nicht auszuhalten, lauter unmögliche Leute. Und jetzt lade ich dich, wenn du Lust darauf hast, ganz herzlich dazu ein, für ein paar Tage unser Gast zu sein. Spielst du Tennis? Reitest du? …«
    Warum fragte er nicht auch, ob er Golf spiele oder Wasserski fahre?
    »Und falls du dem, was meine Schwiegermutter dir erzählt hat, die geringste Bedeutung beimißt, solltest du wissen, daß ich dich keineswegs daran hindern möchte, deine kleine Ermittlung anzustellen. Ich stehe zu deiner vollen Verfügung, und wenn du einen Wagen brauchst oder einen Chauffeur … Schau an, da ist meine Frau!«
    Sie war aus dem Haus auf die Terrasse getreten, ebenfalls ganz in Weiß gekleidet.
    »Darf ich dir Maigret vorstellen, einen alten Schulfreund … Meine Frau …«
    Sie reichte ihm ihre weiße, weiche Hand, die das Weiß des Arms fortsetzte, wie überhaupt alles an ihr weiß war, ihr Gesicht, ihr viel zu blondes Haar.
    »Bitte, behalten Sie Platz, Monsieur …«
    Was vermittelte den Eindruck des Unbehagens? Vielleicht kam sie einem wie abwesend vor. Ihre Stimme war tonlos, so unpersönlich, daß man sich fragen konnte, ob sie

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