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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Entweihung, ja sogar wie eine Provokation wirken würde.
    »Sei vorsichtig«, sagte der Kommissar leise zu Lucas. »Das war bestimmt nicht der Einzige.«
    Er ließ sich mit dem Taxi die kurze Strecke bis zum Quai des Orfèvres fahren. Dort ging er schnurstracks zum Büro des Chefs hinauf und klopfte an, ohne sich anmelden zu lassen.
    »Schon wieder ein Toter!«, sagte er. »Er wurde vor unseren Augen abgeknallt, wie ein Hase, mitten auf der Straße.«
    »Ist er schon identifiziert?«
    »Lucas wird in wenigen Minuten hier sein, sobald die Leiche weggeschafft ist. Kann ich ungefähr zwanzig Männer bekommen? Wir müssen ein ganzes Viertel abriegeln.«
    »Welches Viertel?«
    »Roi-de-Sicile.«
    Der Leiter der Kriminalpolizei verzog das Gesicht. Maigret ging ins Büro der Inspektoren, wählte einige von ihnen aus und gab ihnen seine Anweisungen.
    Dann suchte er den Kommissar auf, dem die Sittenpolizei unterstand.
    »Können Sie mir einen Inspektor geben, der die Rue du Roi-de-Sicile, die Rue des Rosiers und das umliegende Viertel wie seine Westentasche kennt? Es muss dort in der Gegend viele Prostituierte geben.«
    »Zu viele, ja.«
    »In einer halben Stunde bekommt er ein Foto.«
    »Noch ein Toter?«
    »Leider ja. Aber sein Gesicht ist nicht entstellt.«
    »Gut.«
    »Es müssen mehrere dort in der Gegend hausen. Aber Vorsicht, sie schießen.«
    Daraufhin ging Maigret zur Einwohnerkontrolle hinunter, wo er die gleiche Bitte an seinen Kollegen richtete.
    Es galt, schnell zu handeln. Er vergewisserte sich, dass die Inspektoren bereits fort waren, um das Viertel abzuriegeln. Dann rief er das Gerichtsmedizinische Institut an.
    »Was ist mit den Fotos?«
    »Sie können sie in ein paar Minuten abholen lassen. Die Leiche ist bereits hier. Wir sind schon an der Arbeit.«
    Ihm schien, als hätte er etwas vergessen. Unschlüssig blieb er stehen, im Gehen kratzte er sich am Kinn. Plötzlich fiel ihm Richter Coméliau ein. Zum Glück!
    »Hallo! Guten Abend, Herr Richter. Hier Maigret.«
    »Ach, Kommissar Maigret, was macht Ihr Wirt?«
    »Er ist tatsächlich Wirt, Herr Richter.«
    »Hat man ihn identifiziert?«
    »Mehr als das.«
    »Geht die Untersuchung voran?«
    »Wir haben schon einen neuen Toten.«
    Er sah buchstäblich vor sich, wie Coméliau am andern Ende der Leitung zusammenzuckte.
    »Was sagen Sie da?«
    »Wir haben einen neuen Toten. Aber dieses Mal gehört er zur Gegenpartei.«
    »Soll das heißen, dass er von der Polizei erschossen worden ist?«
    »Nein. Die Herren haben das selber besorgt.«
    »Von welchen Herren sprechen Sie?«
    »Wahrscheinlich Komplizen.«
    »Wurden sie verhaftet?«
    »Noch nicht.«
    Maigret senkte die Stimme.
    »Ich fürchte, Herr Richter, dass das eine lange, komplizierte Geschichte wird. Eine sehr, sehr böse Sache. Es sind Mörder, verstehen Sie?«
    »Wenn sie das nicht wären, gäbe es vermutlich diesen Fall überhaupt nicht.«
    »Sie verstehen mich nicht. Sie morden kaltblütig, um sich zu verteidigen. Wie Sie wissen, ist das ziemlich selten, auch wenn die Leute das Gegenteil glauben. Sie sind auch nicht davor zurückgeschreckt, einen der Ihren abzuknallen.«
    »Warum?«
    »Wahrscheinlich, weil wir ihn erwischt hatten und weil durch ihn die ganze Bande aufzufliegen drohte. Außerdem ist das eines der schlimmsten Viertel von Paris. Ein Haufen Ausländer, die keine oder gefälschte Papiere haben.«
    »Was gedenken Sie zu tun?«
    »Das Übliche, weil ich dazu verpflichtet bin, weil ich die Verantwortung trage. Heute Nacht wird eine Razzia stattfinden, die zu nichts führen wird.«
    »Jedenfalls hoffe ich, dass sie wenigstens keine neuen Opfer fordert.«
    »Das hoffe ich auch.«
    »Wann gedenken Sie damit zu beginnen?«
    »Wie gewöhnlich, gegen zwei Uhr morgens.«
    »Ich spiele heute Abend Bridge. Ich werde es so lange wie möglich hinausziehen. Rufen Sie mich sofort nach der Razzia an.«
    »Gut, Herr Richter.«
    »Wann kann ich mit Ihrem Bericht rechnen?«
    »Sobald ich dazukomme, aber wahrscheinlich nicht vor morgen Abend.«
    »Und Ihre Bronchitis?«
    »Welche Bronchitis?«
    Er hatte sie ganz vergessen. Lucas kam ins Büro, eine rote Karte in der Hand. Maigret wusste sofort, was es war. Es war eine Gewerkschaftskarte. Sie war ausgestellt auf den Namen Victor Poliensky, tschechischer Staatsangehöriger, Hilfsarbeiter in den Citroën-Werken.
    »Welche Adresse, Lucas?«
    »Quai de Javel 132.«
    »Warte mal, die Adresse kenne ich doch. Es muss ein schmutziges kleines Hotel an der Ecke des Quais und

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