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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Chef.«
    Ein Taschentuch lag da, ebenfalls grünlich. Victor Poliensky schien eine Vorliebe für Grün gehabt zu haben.
    »Hier, nimm das. Es ist nicht gerade appetitlich, aber man weiß ja nie, was deine Analysen ergeben können.«
    Ein Paket billige Zigaretten, ein Feuerzeug deutscher Herkunft und etwas Kleingeld. Kein Schlüssel.
    »Bist du sicher, Lucas, dass er keinen Schlüssel bei sich hatte?«
    »Ganz sicher, Chef.«
    »Hat man ihn ausgezogen?«
    »Noch nicht. Sie warten noch auf Moers.«
    »Also, dann geh schon, mein Junge! Diesmal habe ich keine Zeit, dich zu begleiten. Du wirst noch die halbe Nacht aufbleiben müssen und völlig kaputt sein.«
    »Ich kann ohne weiteres zwei Nächte hintereinander ohne Schlaf auskommen. Es wäre nicht das erste Mal.«
    Maigret rief im ›Petit Albert‹ an.
    »Nichts Neues, Emile?«
    »Nichts Neues, Chef. Es läuft so einigermaßen.«
    »Viele Leute?«
    »Weniger als heute Morgen. Ein paar trinken Aperitifs, aber zu Abend essen will kaum jemand.«
    »Macht es deiner Frau immer noch Spaß, die Wirtin zu spielen?«
    »Sie ist begeistert. Sie hat das Schlafzimmer gründlich geputzt und die Betten frisch bezogen; wir werden es ganz gemütlich haben. Und Ihr Rothaariger?«
    »Tot.«
    »Was?«
    »Einer seiner lieben Freunde hat ihn abgeknallt, als er gerade nach Hause gehen wollte.«
    Schnell noch einen Blick in das Büro der Inspektoren. Man musste an alles denken.
    »Und was ist mit dem gelben Citroën?«
    »Nichts Neues. Aber einige Leute wollen ihn im Viertel Barbès-Rochechouart gesehen haben.«
    »Gar nicht dumm. Wir müssen diese Spur verfolgen.«
    Aus geographischen Gründen, wieder einmal. Das Barbès-Viertel grenzt an das der Gare du Nord. Und Albert hatte dort lange als Kellner in einer Brasserie gearbeitet.
    »Hast du Hunger, Lucas?«, fragte der Kommissar.
    »Nicht besonders. Ich kann noch warten.«
    »Und deine Frau?«
    »Ich brauche sie nur anzurufen.«
    »Gut. Ich werde meine auch anrufen, und du bleibst hier bei mir.«
    Er war doch ein bisschen müde und arbeitete ohnehin nicht gern allein, zumal es eine anstrengende Nacht werden würde.
    Sie machten beide in der ›Brasserie Dauphine‹ halt, um einen Aperitif zu trinken, und wie immer, wenn sie bis zum Hals in einer Untersuchung steckten, staunten sie wieder darüber, dass das Leben um sie herum seinen normalen Lauf nahm, dass die Leute ihren kleinen Beschäftigungen nachgingen, dass sie lachten und scherzten. Was bedeutete es ihnen schon, dass ein Tscheche auf dem Gehsteig der Rue du Roi-de-Sicile erschossen worden war? Eine kurze Zeitungsnotiz, das war alles.
    Und dann, eines schönen Tages, würden sie auf die gleiche Art erfahren, dass man den Mörder festgenommen hatte.
    Ebenso wusste niemand außer den Eingeweihten, dass für die Nacht in einem der am dichtesten bevölkerten und unheimlichsten Viertel von Paris eine Razzia geplant war. Ob die Leute merkten, dass an allen Straßenecken Inspektoren auf Posten standen und so gleichgültig wie möglich dreinsahen?
    Vielleicht dass ein paar Mädchen, die sich in dunklen Ecken verborgen hielten, aus denen sie von Zeit zu Zeit heraustraten, um sich an den Arm eines Passanten zu hängen, betretene Gesichter machten, wenn sie die wohlbekannte Gestalt eines Polizisten von der Sitte sahen. Sie waren darauf gefasst, einen Teil der Nacht in Polizeigewahrsam zu verbringen. Sie waren es gewohnt. Es passierte ihnen mindestens einmal im Monat. Wenn sie nicht krank waren, wurden sie gegen zehn Uhr morgens wieder entlassen. Und dann?
    Die Hotelinhaber mögen es auch nicht, wenn man zu ungewohnter Stunde zu ihnen kommt, um das Gästebuch zu überprüfen. Bei ihnen war doch alles in Ordnung! Bei ihnen war doch immer alles in Ordnung!
    Man hielt ihnen ein Foto unter die Nase. Sie taten, als ob sie es aufmerksam betrachteten. Manche holten sogar ihre Brille.
    »Kennen Sie den Mann?«
    »Nie gesehen.«
    »Wohnen Tschechen bei Ihnen?«
    »Polen, Italiener, ein Amerikaner, aber keine Tschechen.«
    »In Ordnung.«
    Reine Routine … Einer der Inspektoren, der sich nur um den gelben Wagen zu kümmern hatte, befragte oben im Barbès-Viertel Inhaber von Autowerkstätten, Mechaniker, Polizisten, Händler, Conciergen.
    Reine Routine …
    Chevrier und seine Frau spielten am Quai de Charenton die Wirtsleute. Gleich würden sie die Läden schließen, gemütlich vor dem großen Ofen miteinander plaudern und sich dann friedlich im Bett des kleinen Albert und der schielenden Nine schlafen

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