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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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wirst jetzt einen kleinen Gang durchs Viertel machen, Madame Maigret. Aber lass dir Zeit. Setz deinen Hut mit der grünen Feder auf.«
    »Warum den mit der grünen Feder?«
    »Weil bald Frühling ist.«
     
    Während die beiden die Straße mit der Miene von Männern, die einen wichtigen Gang vor sich haben, überquerten, beobachtete Maigret sie durchs Fenster, konnte jedoch aus der Entfernung nur einen der beiden erkennen.
    Bis vor wenigen Augenblicken hatte er nicht das Geringste von ihnen gewusst, nicht einmal, welchem Milieu sie angehörten. Er hätte nur wetten können, dass sie ebenfalls die Rennplätze besuchten.
    »Colombani steht bestimmt irgendwo und beobachtet sie«, brummte er vor sich hin.
    Und wenn Colombani erst einmal auf der Fährte war, war er fähig, ihn zu überrunden. Das sind so die kleinen Streiche, die sich Kollegen gern untereinander spielen. Zumal Colombani zweifellos Jo, den Boxer, noch besser kannte als er.
    Jo war klein, untersetzt, hatte ein gebrochenes Nasenbein und zerschlagene Lider über hellblauen Augen. Er trug stets karierte Anzüge und auffallende Krawatten. Zur Aperitifzeit war er meist in einer der kleinen Bars in der Avenue de Wagram anzutreffen. Mindestens zehnmal hatte ihn Maigret wegen verschiedener Delikte in seinem Büro verhört, aber Jo hatte den Hals jedes Mal wieder aus der Schlinge gezogen.
    War er wirklich gefährlich? Er hätte bestimmt gern diesen Eindruck erweckt und spielte überhaupt gern die Rolle eines Mannes, der Angst und Schrecken verbreitet. Er legte es darauf an, wie ein Gangster auszusehen, aber die Verbrecher begegneten ihm mit Misstrauen, ja sogar mit einer gewissen Verachtung.
    Maigret öffnete ihnen die Tür und stellte saubere Gläser auf den Tisch. Verlegen und trotz allem misstrauisch traten sie näher, blickten in alle Ecken und schienen den geschlossenen Türen nicht zu trauen.
    »Habt keine Angst, Kinder. Hier ist kein Stenograph und kein Mikrophon versteckt. Seht her, das ist mein Schlafzimmer.«
    Er zeigte ihnen das ungemachte Bett.
    »Hier ist das Bad. Dort der Kleiderschrank. Und hier die Küche, die Madame Maigret soeben euch zu Ehren verlassen hat.«
    Es roch gut nach der Suppe, die leise vor sich hin köchelte, und auf dem Tisch lag ein bereits gespicktes Hähnchen.
    »Und diese Tür ist die letzte. Es ist das Gästezimmer. Es ist lange nicht gelüftet worden. Es riecht etwas muffig, aus dem einfachen Grund, weil nie ein Gast dort schläft und weil es nur zwei- oder dreimal pro Jahr von meiner Schwägerin benutzt wird.
    Und jetzt an die Arbeit.«
    Er hob sein Glas, um mit ihnen anzustoßen. Dabei sah er Jos Begleiter fragend an.
    »Das ist Ferdinand«, erklärte der ehemalige Boxer.
    Der Kommissar kramte vergeblich in seinem Gedächtnis. Diese lange, dürre Gestalt, dieses Gesicht mit der riesigen Nase und den kleinen, lebhaften Mäuseaugen sagte ihm nichts, genauso wenig wie der Name.
    »Er besitzt eine Autowerkstatt in der Nähe der Porte Maillot. Eine ganz kleine natürlich.«
    Es war komisch, wie sie immer noch dastanden und zögerten, sich hinzusetzen, nicht weil sie eingeschüchtert waren, sondern aus einer Art Vorsicht. Menschen ihres Schlages hielten sich gern in Türweite auf.
    »Ihrer Meinung nach sind wir also in Gefahr?«
    »Sogar in doppelter: erstens die, dass die Tschechen euch finden. In dem Fall gäbe ich keinen Pfifferling mehr für euch.«
    Jo und Ferdinand sahen einander erstaunt an. Das musste ein Irrtum sein. »Was für Tschechen?«
    In den Zeitungen war in den Berichten über die Mordfälle nämlich nie von Tschechen die Rede gewesen.
    »Die Bande aus der Picardie.«
    Diesmal verstanden sie und wurden plötzlich ernster.
    »Wir haben ihnen nichts getan.«
    »Hm! Darüber werden wir gleich sprechen. Aber wir könnten uns viel leichter unterhalten, wenn ihr euch schön brav hinsetzen würdet.«
    Jo markierte den Mutigen und machte es sich in einem Sessel bequem, aber Ferdinand, der Maigret nicht kannte, berührte mit seinem Hintern nur knapp die Stuhlkante.
    »Und nun die zweite Gefahr«, sagte der Kommissar, während er sich eine Pfeife ansteckte und die beiden dabei weiter beobachtete. »Habt ihr heute nichts bemerkt?«
    »Es wimmelt überall von Flics. Pardon!«
    »Keine Ursache. Es wimmelt nicht nur von Flics, wie ihr sagt, sondern die meisten Inspektoren sind auf der Jagd nach einigen Leuten, darunter zwei Herren, die ein ganz bestimmtes gelbes Auto besitzen.«
    Ferdinand lächelte.
    »Ich kann mir gut

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