Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
für das Kochen zuständig bin, werde ich es noch zusammenkriegen. Vorweg eine Gemüsesuppe. Wir essen aus gesundheitlichen Gründen immer Gemüsesuppe. Dann gab’s gegrillte Makrelen und Kartoffelpüree.«
    »Und zum Nachtisch?«
    »Schokoladenpudding. Ja, genau. Ein Lieblingsdessert meines Sohnes.«
    »Eine Auseinandersetzung hat es bei Tisch nicht gegeben? Wann waren Sie mit dem Essen fertig?«
    »Ungefähr um halb acht. Ich habe das Geschirr in den Ausguss gestellt und bin nach oben gegangen.«
    »Also waren Sie nicht dabei, als Ihre Schwiegertochter das Haus verließ?«
    »Ich legte keinen Wert darauf. Solche Augenblicke sind immer peinlich, und ich erspare mir lieber Aufregungen. Ich habe ihr unten im Wohnzimmer auf Wiedersehen gesagt. Ich bin ihr nicht böse. Jeder hat nun mal seine Eigenarten und –«
    »Wo war Ihr Sohn während dieser Zeit?«
    »In seinem Arbeitszimmer, glaube ich.«
    »Sie wissen nicht, ob er eine letzte Aussprache mit seiner Frau gehabt hat?«
    »Das ist unwahrscheinlich. Sie ist wieder nach oben gegangen. Ich hörte, wie sie sich in ihrem Schlafzimmer reisefertig machte.«
    »Ihr Haus ist wie die meisten alten Häuser aus solidem Material gebaut. Ich vermute, dass es in der ersten Etage schwierig ist, die Geräusche im Erdgeschoss zu hören?«
    »Für mich nicht«, antwortete sie und verzog schmollend den Mund.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dass ich feine Ohren habe. Wenn irgendwo im Haus eine Diele knarrt, höre ich’s, immer.«
    »Wer hat das Taxi geholt?«
    »Maria, wie ich Ihnen gestern schon sagte.«
    »Ist sie lange weggeblieben?«
    »Ja, ziemlich lange. Es gibt keinen Taxistand in der Nähe, und man muss warten, bis zufällig ein leeres Taxi vorbeifährt.«
    »Sie sind ans Fenster gegangen?«
    Sie zögerte kaum merklich.
    »Ja.«
    »Wer hat den großen Koffer zum Taxi geschafft?«
    »Der Taxifahrer.«
    »Sie wissen nicht, zu welcher Firma das Auto gehörte?«
    »Wie sollte ich das wissen?«
    »Welche Farbe hatte es?«
    »Rötlichbraun, und auf der Wagentür war ein Wappen.«
    »Können Sie sich erinnern, wie der Fahrer aussah?«
    »Nicht mehr sehr gut. Ich glaube, er war klein und ziemlich dick.«
    »Was hatte Ihre Schwiegertochter an?«
    »Sie trug ein malvenfarbenes Kleid.«
    »Keinen Mantel?«
    »Sie hatte ihn über den Arm gelegt.«
    »Ihr Sohn befand sich immer noch in seinem Arbeitszimmer?«
    »Ja.«
    »Was ist dann passiert? Sind Sie hinuntergegangen?«
    »Nein.«
    »Sie sind nicht zu Ihrem Sohn gegangen?«
    »Nein, er ist heraufgekommen.«
    »Sofort danach?«
    »Kurz nachdem das Taxi abgefahren war.«
    »Ist ihm das Ganze nahegegangen?«
    »Er war in dem Zustand, in dem Sie ihn gesehen haben. Er hat einen ziemlich unausgeglichenen Charakter. Ich habe Ihnen schon erklärt, dass er in Wirklichkeit sehr sensibel ist und dass die geringsten Vorkommnisse ihn sehr aufregen.«
    »Wusste er, dass seine Frau nicht zurückkommen würde?«
    »Er ahnte es.«
    »Hatte sie es ihm gesagt?«
    »Nicht direkt. Sie hat wohl eine entsprechende Andeutung gemacht. Sie wollte einen Tapetenwechsel, ihre Heimat wiedersehen. Wenn sie erst einmal dort war, verstehen Sie …«
    »Was haben Sie anschließend gemacht?«
    »Ich habe mir die Haare für die Nacht hergerichtet.«
    »War Ihr Sohn noch in Ihrem Schlafzimmer?«
    »Ja.«
    »Er hat das Haus nicht verlassen?«
    »Nein. Warum?«
    »Wo stellt er seinen Wagen unter?«
    »Ungefähr hundert Meter von unserem Haus entfernt. Ehemalige Pferdeställe sind dort zu Privatgaragen umgebaut worden. Guillaume hat eine davon gemietet.«
    »Er kann also sein Auto herausholen und zurückbringen, ohne gesehen zu werden?«
    »Warum sollte er sich verbergen?«
    »Ist er wieder nach unten gegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, ja. Ich gehe früh schlafen, und er liest gewöhnlich bis elf oder Mitternacht.«
    »In seinem Arbeitszimmer?«
    »Oder in seinem Schlafzimmer.«
    »Liegt sein Schlafzimmer in der Nähe von Ihrem?«
    »Direkt neben meinem. Unsere Zimmer sind durch ein Bad getrennt.«
    »Sie haben gehört, wie er zu Bett gegangen ist?«
    »Sicher.«
    »Wie spät war es?«
    »Ich habe kein Licht gemacht.«
    »Später haben Sie kein Geräusch gehört?«
    »Nein, keins.«
    »Ich nehme an, dass Sie morgens als Erste nach unten gehen?«
    »Im Sommer gehe ich um halb sieben runter.«
    »Sie sind dann durch alle Zimmer gegangen?«
    »Zuerst habe ich in der Küche Wasser zum Kochen aufgesetzt und dann die Fenster aufgemacht, denn um diese Zeit ist die

Weitere Kostenlose Bücher