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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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machte sich Aufzeichnungen in seinem dicken Notizbuch.
    In Wirklichkeit grenzte das Ganze an eine Komödie. Er wäre in Verlegenheit geraten, wenn man ihn gefragt hätte, was er eigentlich suchte. Im Grunde ging es nur darum festzustellen, ob Serre in einem bestimmten Augenblick an irgendeiner Stelle des Hauses eine gewisse Unruhe zeigen würde.
    Als man beispielsweise das Wohnzimmer durchsucht hatte, hatte er nicht mit der Wimper gezuckt und regungslos und würdevoll dagestanden, den Rücken gegen den braunen Marmorkamin gelehnt.
    Jetzt sah er Maigret an, als frage er sich, was dieser in seiner Kartei suche, aber sein Blick verriet dabei mehr Neugier als Angst.
    »Sie haben sehr wenige Patienten, Monsieur Serre.«
    Er gab keine Antwort und zuckte die Achseln.
    »Ich stelle fest, dass die Zahl der weiblichen Patienten die der männlichen beträchtlich übersteigt.«
    Der andere schien zu lachen: »Na, und?«
    »Ich sehe auch, dass Sie in Ihrer Eigenschaft als Zahnarzt die Bekanntschaft von Maria van Aerts gemacht haben.«
    Er fand Vermerke über fünf auf zwei Monate verteilte Besuche mit allen Einzelheiten der Behandlung.
    »Wussten Sie, dass sie reich war?«
    Erneutes Achselzucken.
    »Kennen Sie Doktor Dubuc?«
    Er nickte.
    »Er war der Hausarzt Ihrer Frau, wenn ich mich nicht irre. Haben Sie sie zu ihm geschickt?«
    Aha! Endlich tat er den Mund auf!
    »Doktor Dubuc hat Maria van Aerts behandelt, ehe sie meine Frau wurde.«
    »Wussten Sie bei der Eheschließung, dass sie herzkrank war?«
    »Sie hatte mir davon erzählt.«
    »War es eine ernste Erkrankung?«
    »Doktor Dubuc wird Sie darüber unterrichten, wenn er es für nötig hält.«
    »Auch Ihre erste Frau war herzkrank, nicht wahr?«
    »Sie finden ihre Sterbeurkunde bei den Akten.«
    Janvier fühlte sich am unbehaglichsten und war sichtlich erleichtert, als die Spezialisten vom Erkennungsdienst eintrafen, die frischen Wind ins Haus bringen würden. Als das Auto vor dem Gittertor hielt, ging Maigret selbst zur Haustür und öffnete sie. Mit leiser Stimme sagte er zu Moers:
    »Alle Schikanen! Wir wollen das Haus sorgsam durchkämmen!«
    Und Moers, der verstanden und die schwerfällige Gestalt von Guillaume Serre bemerkt hatte, flüsterte:
    »Glauben Sie, dass ihn das beeindrucken wird?«
    »Vielleicht wird am Ende irgendjemand beeindruckt sein.«
    Nur Augenblicke später ging es in dem Haus zu, als sollte es unter den Hammer kommen und die Auktionatoren wären eingefallen. Die Männer von der Spurensicherung ließen keinen Winkel undurchforstet; sie hängten die Fotos und Gemälde ab, rückten das Klavier und die Sessel beiseite, um unter den Teppichen nachzusehen, stapelten Schubladen und breiteten Papiere aus.
    Madame Serres Gesicht war ein erstes Mal in der Tür erschienen. Sie hatte nur einen Blick ins Zimmer geworfen und war dann traurig wieder gegangen. Dann knurrte Eugénie:
    »Sie räumen doch hoffentlich wieder auf!«
    Sie murrte noch mehr, als die Küche an der Reihe war und sogar die Wandschränke drankamen, in denen sie die Besen hängen hatte.
    »Wenn Sie mir nur sagen würden, was Sie suchen.«
    Sie suchten nichts Bestimmtes. Vielleicht suchte Maigret sogar im Grunde überhaupt nichts. Er beobachtete den Mann, der ihnen auf den Fersen blieb und sich keinen Moment aus der Ruhe bringen ließ.
    Warum hatte Maria ihrer Freundin geschrieben, Serre sei in Wirklichkeit nichts weiter als ein großes Kind?
    Während seine Leute noch bei der Arbeit waren, nahm Maigret den Telefonhörer ab und ließ sich mit Doktor Dubuc verbinden.
    »Sind Sie noch einige Zeit in Ihrer Praxis? Darf ich vorbeikommen? Nein, es wird nicht lange dauern. Ich werde es Eugénie ausrichten, danke schön.«
    Dubuc hatte fünf Patienten in seinem Wartezimmer sitzen und versprach dem Kommissar, ihn durch die Hintertür hereinzulassen. Es waren nur zwei Schritte bis hinunter zum Quai. Maigret ging zu Fuß hin, kam an dem Eisenwarengeschäft vorbei, aus dem der junge Verkäufer vom Vortag ihm zuwinkte.
    »Lassen Sie das Geschäftsbuch nicht fotografieren?«
    »Gleich.«
    Dubuc war ein Mann in den Fünfzigern mit einem kleinen roten Kinnbart und einem Kneifer.
    »Sie waren der Arzt von Madame Serre, Herr Doktor?«
    »Der jungen Madame Serre. Das heißt, der jüngeren.«
    »Sonst haben Sie niemanden im Haus behandelt?«
    »Warten Sie mal! Doch! Eine Hausgehilfin, die sich vor zwei oder drei Jahren in die Hand geschnitten hatte.«
    »War Maria Serre wirklich krank?«
    »Sie musste behandelt

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