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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sagen?«
    »Was hat sie Ihnen in ihren Briefen mitgeteilt?«
    »Sehr viele Dinge.«
    Sie redete in ihrer Muttersprache auf jemanden ein, der neben ihr stand, wahrscheinlich ihren Ehemann.
    »Nehmen Sie an, dass Maria tot ist?«
    »Vielleicht. Hat sie Ihnen nie geschrieben, sie sei unglücklich?«
    »Sie war mit ihrem Los nicht gerade zufrieden.«
    »Warum nicht?«
    »Sie mochte die alte Dame nicht.«
    »Ihre Schwiegermutter?«
    »Ja.«
    »Und ihren Mann?«
    »Der ist anscheinend gar kein richtiger Mann, sondern ein Kind, das große Angst vor seiner Mutter hat.«
    »Ist es lange her, dass sie Ihnen das geschrieben hat?«
    »Fast unmittelbar nach der Hochzeit. Ein paar Wochen danach.«
    »Äußerte sie damals schon die Absicht, sich von ihm zu trennen?«
    »Nein. Erst seit ungefähr einem Jahr.«
    »Und in jüngster Zeit?«
    »Da war sie fest entschlossen. Sie hat mich gebeten, für sie ein Appartement in Amsterdam in unserer Nähe zu suchen.«
    »Haben Sie eine Wohnung gefunden?«
    »Ja. Eine schöne sogar.«
    »So dass alles in die Wege geleitet war?«
    »Ja. Ich war am Bahnhof.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir Abschriften der Briefe Ihrer Freundin zu schicken? Haben Sie sie aufbewahrt?«
    »Ich hebe alle Briefe auf, aber es wäre eine Heidenarbeit, sie abzuschreiben; sie sind nämlich sehr lang. Ich kann Ihnen die wichtigsten schicken. Sind Sie sicher, dass ihr etwas zugestoßen ist?«
    »Ich bin davon überzeugt.«
    »Ist sie ermordet worden?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ihr Mann?«
    »Ich weiß nicht. Hören Sie, Madame Oosting, Sie könnten mir einen großen Gefallen tun. Hat Ihr Gatte ein Auto?«
    »Selbstverständlich.«
    »Es wäre nett von ihm, wenn er Sie jetzt zum Polizeipräsidium fahren würde. Es ist die ganze Nacht geöffnet. Sie erklären dem Inspektor vom Dienst, Sie hätten Ihre Freundin Maria erwartet. Sie zeigen ihm ihren letzten Brief. Sie sagen ferner, dass Sie äußerst beunruhigt seien und wünschten, dass Ermittlungen eingeleitet würden.«
    »Soll ich mich auf Sie beziehen?«
    »Das ist nebensächlich. Die Hauptsache ist, dass Sie Nachforschungen verlangen.«
    »Ich fahre gleich hin.«
    »Ich danke Ihnen. Vergessen Sie nicht die Briefe, die Sie mir schicken wollten!«
    Er rief fast unmittelbar darauf noch einmal in Amsterdam an, diesmal die Nummer der Kriminalpolizei.
    »In ein paar Minuten wird Sie eine gewisse Madame Oosting aufsuchen und Sie von dem Verschwinden ihrer Freundin Madame Serre, geborene van Aerts, in Kenntnis setzen.«
    »Ist sie in Holland verschwunden?«
    »Nein, in Paris. Um mich einschalten zu können, brauche ich eine offizielle Anzeige. Wären Sie so freundlich, sobald Sie ihre Angaben zu Protokoll genommen haben, mir ein Telegramm zu schicken, in dem Sie uns auffordern, Ermittlungen anzustellen?«
    All dies nahm geraume Zeit in Anspruch. Der Inspektor am anderen Ende der Leitung begriff nicht, wie ihm Maigret aus Paris den Besuch von Madame Oosting ankündigen konnte.
    »Ich erkläre Ihnen das später. Jetzt brauche ich erst einmal Ihr Telegramm. Geben Sie es sofort auf! Ich habe es dann binnen einer halben Stunde hier.«
    Er ging dann wieder zu seiner Frau, die auf der Restaurantterrasse sitzen geblieben war und ungeduldig wurde.
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Noch nicht. Ich trinke noch ein Glas und nehme dich dann mit.«
    »Nach Hause?«
    »Ins Büro.«
    Das machte immer Eindruck auf sie. Sie hatte die Diensträume am Quai des Orfèvres nur bei seltenen Gelegenheiten betreten und wusste nie recht, wie sie sich dort verhalten sollte.
    »Du scheinst ja gut gelaunt zu sein. Man könnte meinen, du spieltest jemandem einen Streich.«
    »Da hast du beinahe recht.«
    »Wem denn?«
    »Einem Kerl, der aussieht wie ein Türke, ein Diplomat und ein Straßenjunge.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ist das die Möglichkeit!«
    Es kam selten vor, dass er so zum Scherzen aufgelegt war. Wie viele Calvados hatte er getrunken? Vier? Fünf? Diesmal stürzte er, bevor er in sein Büro zurückkehrte, ein Bier hinunter, hakte seine Frau unter und legte mit ihr die zweihundert Meter am Quai zurück, die sie von der Zentrale der Pariser Kriminalpolizei trennten.
    »Ich bitte dich nur um eines: Fang nicht wieder damit an, dass alles staubig ist und dass die Büros dringend ein Großreinemachen nötig haben!«
    Am Telefon:
    »Kein Telegramm für mich?«
    »Nichts, Herr Kommissar!«
    Zehn Minuten später kehrte die ganze Mannschaft bis auf Torrence aus der Rue de la Ferme

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