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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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werden, ja.«
    »Das Herz?«
    »Herzerweiterung. Außerdem aß sie viel zu viel und klagte über nervöse Störungen.«
    »Hat sie Sie oft rufen lassen?«
    »Etwa einmal im Monat. Manchmal kam sie auch zu mir.«
    »Hatten Sie ihr Medikamente verschrieben?«
    »Beruhigungstabletten, völlig harmlos.«
    »Glauben Sie, dass ihr Herz ihr einen Streich spielte?«
    »Keinesfalls. In zehn oder fünfzehn Jahren vielleicht …«
    »Tat sie nichts, um abzunehmen?«
    »Alle vier oder fünf Monate beschloss sie, Diät zu halten, aber sie hielt immer nur wenige Tage durch.«
    »Sind Sie ihrem Mann begegnet?«
    »Gelegentlich.«
    »Was halten Sie von ihm?«
    »In welcher Hinsicht? Beruflich? Eine meiner Patientinnen war bei ihm in Behandlung und erzählte mir, er sei sehr geschickt und sehr behutsam.«
    »Und als Mensch?«
    »Er ist mir verschlossen vorgekommen. Was ist eigentlich los?«
    »Seine Frau ist verschwunden.«
    »Ach!«
    Im Grunde kümmerte es Dubuc einen Dreck, und er winkte ab.
    »So was kommt schon mal vor, nicht wahr? Er tut nicht gut daran, sie durch die Polizei suchen zu lassen, denn das wird sie ihm nie verzeihen.«
    Maigret ging lieber nicht darauf ein. Den Rückweg nahm er über die Garage, vor der jetzt niemand mehr auf Posten stand. Das Gebäude gegenüber war ein Mietshaus. Die Concierge stand auf der Schwelle und war dabei, den Messingtürgriff zu polieren.
    »Liegt Ihre Wohnung zur Straße?«, fragte er.
    »Was geht Sie das an?«
    »Ich bin von der Polizei. Ich wüsste gern, ob Sie die Person kennen, die ihren Wagen in der Garage gegenüber parkt, in der ersten von rechts.«
    »Das ist der Zahnarzt.«
    »Sehen Sie ihn ab und zu?«
    »Ich sehe ihn, wenn er seinen Wagen holt.«
    »Haben Sie ihn diese Woche gesehen?«
    »Hören Sie mal, was war eigentlich gestern Abend in seiner Garage los? Waren das Diebe? Ich habe zu meinem Mann gesagt –«
    »Es waren keine Diebe.«
    »Also waren Sie’s?«
    »Spielt keine Rolle. Haben Sie ihn in dieser Woche sein Auto holen sehen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Wissen Sie noch, an welchem Tag? Und wie spät es war?«
    »Es war abends, ziemlich spät. Warten Sie. Ich war noch mal aufgestanden. Sehen Sie mich nicht so an. Es fällt mir gleich wieder ein.«
    Sie machte ein Gesicht wie beim Kopfrechnen.
    »Ich bin nämlich noch mal aufgestanden, weil mein Mann Zahnweh hatte, und habe ihm eine Aspirintablette geholt. Wenn er hier wäre, könnte er Ihnen sofort sagen, an welchem Tag das war. Ich habe beobachtet, dass Monsieur Serres Auto aus der Garage herausfuhr und habe noch ›Was für ein Zufall!‹ gesagt.«
    »Weil Ihr Mann Zahnschmerzen hatte?«
    »Ja. Und im selben Augenblick auf der anderen Seite ein Zahnarzt auftauchte. Es war schon nach Mitternacht. Mademoiselle Germaine kam gerade zurück. Richtig, dann war es Dienstag, denn sie geht nur Dienstagabend aus dem Haus, um bei Freunden Karten zu spielen.«
    »Sein Auto fuhr aus der Garage heraus? Es fuhr nicht hinein?«
    »Es kam heraus.«
    »In welche Richtung fuhr es?«
    »Zur Seine.«
    »Sie haben nicht gehört, dass es ein Stück weiter anhielt, zum Beispiel vor Monsieur Serres Haus?«
    »Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert. Ich war barfuß, und der Fußboden war kalt, denn wir schlafen bei offenem Fenster. Was hat er denn getan?«
    Was hätte Maigret antworten können? Er bedankte sich und ging davon, durchquerte den Vorgarten und klingelte. Eugénie öffnete ihm die Tür, bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und brummte barsch:
    »Die Herren sind oben!«
    Man war mit dem Erdgeschoss fertig. Aus der ersten Etage waren geräuschvolle Schritte zu hören und der Lärm von Möbelstücken, die hin und her geschoben wurden.
    Maigret ging hinauf und fand die alte Madame Serre auf einem Stuhl mitten auf dem Treppenabsatz sitzen.
    »Ich weiß nicht mehr, wo ich hin soll«, sagte sie. »Es ist wie beim Umzug. Was suchen die denn bloß, Monsieur Maigret?«
    Guillaume Serre stand mitten in einem in gleißendes Sonnenlicht getauchten Zimmer und zündete sich eine neue Zigarre an.
    »Mein Gott, warum haben wir sie bloß abreisen lassen?«, seufzte die Alte. »Wenn ich geahnt hätte …«
    Sie führte nicht weiter aus, was sie getan hätte, wenn sie die Unannehmlichkeiten hätte voraussehen können, die das Verschwinden ihrer Schwiegertochter ihr einbrachte.

6
Maigret trifft eine verblüffende Entscheidung, und sein Büro verwandelt sich in einen Boxring
    Es war drei Uhr vierzig, als Maigret seine Entscheidung traf, und

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