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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Ferme!«
    Das Telegramm in der Tasche, ließ er den Wagen vor dem Gittertor halten, das die beiden durchschritten und dabei ihre berufsmäßigste Miene aufsetzten. Maigret schellte. Ein Vorhang bewegte sich in der ersten Etage, wo die Jalousien noch nicht geschlossen waren. Eugénie, in alten Pantoffeln, machte ihnen auf und wischte sich die nassen Hände an der Schürze ab.
    »Guten Tag, Eugénie. Monsieur Serre ist zu Hause, und ich möchte ihn sprechen.«
    Jemand beugte sich über das Treppengeländer. Eine Altfrauenstimme sagte:
    »Führen Sie die Herren ins Wohnzimmer, Eugénie!«
    Es war das erste Mal, dass Janvier das Haus betrat, und es machte großen Eindruck auf ihn. Über ihren Köpfen hörten sie ein Kommen und Gehen. Dann öffnete sich unvermutet die Tür, und die massige Gestalt Guillaume Serres füllte fast den ganzen Rahmen aus.
    Er war genauso beherrscht wie am Tag zuvor und blickte sie mit derselben sorglosen Unverschämtheit an.
    »Haben Sie einen Hausdurchsuchungsbefehl?«, fragte er mit leicht zitternden Lippen.
    Maigret holte umständlich seine Brieftasche hervor, öffnete sie und suchte darin ein Formular, das er ihm höflich überreichte.
    »Bitte, Monsieur Serre.«
    Der Mann war darauf nicht gefasst gewesen. Er las den Text und trat an das Fenster, um die Unterschrift zu entziffern, während Maigret sagte:
    »Wie Sie sehen, ist es ein Hausdurchsuchungsbefehl. Es ist eine Untersuchung eröffnet worden in Sachen der vermissten Madame Maria Serre, geborene van Aerts, aufgrund einer Anzeige von Madame Gertrude Oosting in Amsterdam.«
    Bei den letzten Worten war die alte Dame hereingekommen.
    »Was ist denn los, Guillaume?«
    »Nichts, Mama«, antwortete er mit merkwürdig sanfter Stimme. »Diese Herren möchten, glaube ich, das Haus besichtigen. Geh hinauf in dein Zimmer!«
    Sie zögerte und sah Maigret wie ratsuchend an.
    »Bleibst du auch ganz ruhig, Guillaume?«
    »Aber ja, Mama. Lass uns bitte allein!«
    Es verlief nicht alles ganz so, wie Maigret es erwartet hatte, und der Kommissar runzelte die Stirn.
    »Ich vermute«, sagte er, als sich die alte Dame widerstrebend entfernt hatte, »dass Sie den Beistand eines Anwalts wünschen. Ich muss Ihnen gleich eine Anzahl Fragen stellen.«
    »Ich benötige keinen Anwalt. Da Sie einen Durchsuchungsbefehl haben, muss ich mich beugen und Ihre Anwesenheit akzeptieren. Punktum.«
    Die Jalousien im Erdgeschoss waren heruntergelassen. Bis jetzt hatten sie sich im Halbdunkel unterhalten. Serre ging auf das erstbeste Fenster zu.
    »Zweifellos wollen Sie alles bei Licht besehen.«
    Seine Stimme klang unbeteiligt, und wenn sich wirklich eine Gefühlsäußerung heraushören ließ, war es eine gewisse Verachtung.
    »Tun Sie Ihre Pflicht, meine Herren!«
    Sie erschraken fast, als das Tageslicht plötzlich ungehindert ins Wohnzimmer flutete. Serre ging ins angrenzende Arbeitszimmer hinüber, wo er ebenfalls die Jalousien hochzog, und weiter in sein Behandlungszimmer.
    »Wenn Sie in die erste Etage hinaufgehen wollen, sagen Sie mir Bescheid.«
    Janvier warf seinem Vorgesetzten überraschte Blicke zu. Dieser hatte nicht mehr ganz die gute Laune wie am Morgen oder am Vorabend. Er wirkte nachdenklich.
    »Sie erlauben doch, dass ich Ihr Telefon benutze, Monsieur Serre?«, fragte er mit derselben kühlen Höflichkeit, die sein Gesprächspartner ihm gegenüber angeschlagen hatte.
    »Auch dazu haben Sie das Recht.«
    Er wählte die Nummer der Kriminalpolizei. Moers hatte ihm am Morgen einen mündlichen Bericht erstattet, der, wie es der Kommissar geahnt hatte, beinahe negativ gewesen war. Die Untersuchung der Schmutzproben hatte nichts ergeben. Genauer gesagt: beinahe nichts. Moers hatte lediglich vorn im Auto, unter dem Fahrersitz, eine winzige Menge Ziegelsteinstaub aufgesammelt.
    »Geben Sie mir das Labor. Bist du’s, Moers? Würdest du mit deinen Leuten und den Geräten zur Rue de la Ferme kommen?«
    Er beobachtete Serre, der sich eine lange schwarze Zigarre anzündete und keine Miene verzog.
    »Das grobe Geschütz, ja … Nein, keine Leiche da. Ich bleibe hier.«
    Dann, zu Janvier gewandt:
    »Du kannst anfangen!«
    »Mit diesem Zimmer?«
    »Egal, mit welchem!«
     
    Guillaume Serre folgte ihnen auf Schritt und Tritt und sah ihrem Tun wortlos zu. Er trug keine Krawatte und hatte eine Jacke aus schwarzer Alpakawolle über sein weißes Oberhemd gezogen.
    Während Janvier die Schubladen des Schreibtisches durchsuchte, blätterte Maigret in der Kartei des Zahnarztes und

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