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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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verwickelt wird.«
    Maigret hatte sie unentwegt beobachtet. Es war ihm aufgefallen, daß sie keinen Blick für ihre Umgebung gehabt und nicht die geringste Neugierde an den Tag gelegt hatte.
    »Wann sind Sie zum letzten Mal hier gewesen, Madame Gouin?«
    Auch diesmal stieg eine leichte Röte in ihre Wangen, aber sie ließ sich wieder nicht aus dem Konzept bringen.
    »Das wissen Sie auch? Das kann Ihnen niemand gesagt haben. Nicht einmal Madame Cornet.«
    Sie dachte einen Augenblick nach und hatte sogleich die Antwort auf seine Frage zur Hand.
    »Ich habe mich zweifellos nicht wie jemand benommen, der zum erstenmal eine fremde Wohnung betritt, noch dazu eine Wohnung, in der ein Mord verübt wurde; das meinen Sie doch, oder?«
    Lucas saß jetzt auf dem Sofa, fast genau an der Stelle, wo am Morgen die Leiche von Louise Filon gelegen hatte. Madame Gouin hatte sich in einen Lehnstuhl gesetzt; Maigret stand mit dem Rücken an den Kamin gelehnt, in dem lauter imitierte Holzscheite lagen.
    »Ich will Ihre Frage beantworten. Eines Nachts, vor sechs oder sieben Monaten etwa, wurde ich von der Person, die hier wohnte, angerufen. Sie war in Panik, weil mein Mann gerade einen Herzanfall gehabt hatte.«
    »Befand er sich im Schlafzimmer?«
    »Ja. Ich kam sofort herunter und leistete ihm Erste Hilfe.«
    »Haben Sie Medizin studiert?«
    »Vor meiner Heirat war ich Krankenschwester.«
    Seit ihrem Eintritt hatte sich Maigret gefragt, aus welchem Milieu sie stammen mochte, ohne die Antwort auf diese Frage zu finden. Jetzt verstand er ihr sicheres Auftreten.
    »Bitte fahren Sie fort.«
    »Das ist sozusagen alles. Ich wollte gerade einen befreundeten Arzt anrufen, aber Etienne kam zu sich und verbot mir, irgend jemanden zu benachrichtigen.«
    »War er erstaunt, Sie an seinem Bett zu sehen?«
    »Nein. Er hatte keine Geheimnisse vor mir. Wir gingen dann zusammen hinauf, und er ist schließlich ruhig eingeschlafen.«
    »War das seine erste Attacke?«
    »Vor drei Jahren hatte er schon einmal eine, die aber harmloser war.«
    Sie war noch immer ruhig, hatte sich ganz in der Hand; man konnte sie sich gut in Schwesterntracht am Bett eines Kranken vorstellen. Am erstauntesten war Lucas, der von den Zusammenhängen noch nichts wußte und nicht begreifen konnte, daß eine Frau so gelassen von der Geliebten ihres Mannes sprach.
    »Warum«, fragte Maigret, »wollten Sie mich heute nachmittag eigentlich sprechen?«
    »Die Concierge hat mir erzählt, daß Sie die Absicht haben, meinen Mann aufzusuchen. Ich habe mich gefragt, ob man das nicht vermeiden könnte, ob Ihnen eine Unterredung mit mir nicht genügen würde. Kennen Sie den Professor?«
    »Nur dem Namen nach.«
    »Er ist ein außergewöhnlicher Mensch. Ein Mensch, wie es in jeder Generation nur ganz wenige gibt.«
    Der Kommissar nickte zustimmend.
    »Sein ganzes Leben ist seiner Arbeit gewidmet; er faßt diese Arbeit als Berufung auf. Neben den Vorlesungen und dem Dienst im Krankenhaus Cochin operiert er manchmal drei- bis viermal am Tag. Sie wissen vielleicht, daß es sich dabei um außerordentlich schwierige Operationen handelt. Ist es da verwunderlich, wenn ich mich bemühe, alle Sorgen von ihm fernzuhalten?«
    »Haben Sie Ihren Mann gesehen, seitdem Louise Filon tot ist?«
    »Ja, beim Mittagessen. Als er heute morgen das Haus verließ, gab es zwar schon ein Hin- und Hergelaufe hier unten, aber wir wußten noch nicht, was los war.«
    »Wie nahm er die Nachricht auf?«
    »Es war ein Schlag für ihn.«
    »Liebte er sie?«
    Sie sah ihn einen Augenblick lang an, ohne zu antworten.
    Dann warf sie einen Blick auf Lucas, dessen Anwesenheit sie zu stören schien.
    »Nach dem, was ich bis jetzt über Sie gehört habe, Monsieur Maigret, sind Sie ein Mensch, der alles versteht. Und gerade weil die anderen es nicht verstehen würden, möchte ich nicht, daß sich diese Geschichte herumspricht. Der Professor darf nicht von diesem Klatsch berührt werden. Seine ärztliche Tätigkeit ist zu wertvoll für die Menschen, als daß sie durch unnötige Sorgen beeinträchtigt werden dürfte.«
    Unwillkürlich warf der Kommissar einen Blick auf die Stelle, wo heute morgen Lulus Leiche gelegen hatte; es war wie ein stummer Kommentar zu den »unnötigen Sorgen«.
    »Darf ich versuchen, Ihnen eine Vorstellung von seinem Charakter zu geben?«
    »Ich bitte Sie darum.«
    »Sie wissen vermutlich, daß er aus einer armen Bauernfamilie aus den Cevennen stammt?«
    »Ich wußte nur, daß seine Eltern Bauern waren.«
    »Was er

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