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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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klingelte, eilte er an seinen Schreibtisch.
    »Ende, Chef.«
    Man hörte nicht nur Lapointes Stimme, sondern die verschiedensten Geräusche und ein Wirrwarr von Stimmen.
    »Es gab insgesamt vier Fragen, zwei zu jedem Opfer. Alle sind mit Nein beantwortet worden. Der Verteidiger versucht gerade, Meurant in die Kanzlei zu bringen, trotz der Menge, die …«
    Lapointes Stimme ging einen Moment im allgemeinen Lärm unter.
    »Entschuldigen Sie, Chef … Ich habe das erstbeste Telefon benutzt … Ich komme so schnell wie möglich.«
    Maigret ging wieder im Büro auf und ab, stopfte seine Pfeife, griff nach einer anderen, weil die erste nicht zog, und machte seine Tür dreimal auf und wieder zu.
    Die Flure des Polizeigebäudes waren jetzt wieder menschenleer, und nur ein Polizeispitzel, der oft hier war, wartete im Glaskäfig.
    Als Lapointe erschien, merkte man ihm noch die Aufregung des Schwurgerichts an.
    »Viele haben es erwartet, aber es hat dann doch wie eine Bombe eingeschlagen … Alle im Saal haben sich von ihren Plätzen erhoben … Die Mutter der kleinen Cécile, die sich wieder hingesetzt hatte, ist ohnmächtig geworden und wäre beinahe niedergetrampelt worden …«
    »Meurant?«
    »Er schien überhaupt nichts zu begreifen. Er hat sich abführen lassen, ohne zu wissen, wie ihm geschah. Die Journalisten, die bis zu ihm vorgedrungen waren, haben nichts aus ihm herausbekommen. Daraufhin haben sie sich wieder auf seine Frau gestürzt, der Lamblin als Leibwächter diente.
    Unmittelbar nach der Urteilsverkündung hat sie versucht, zu Meurant rüberzulaufen, als wollte sie sich ihm an den Hals werfen … Er war gerade im Begriff, den Gerichtssaal zu verlassen …«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Lamblin hat sie in irgendein Büro in der Nähe der Anwaltsgarderobe geführt … Jussieu kümmert sich um sie …«
    Es war achtzehn Uhr dreißig. Am Quai des Orfèvres verließen die Beamten ihre Büros, die Lichter gingen aus.
    »Ich gehe zum Abendessen nach Hause.«
    »Und ich, was soll ich tun?«
    »Du gehst auch essen und legst dich dann schlafen.«
    »Glauben Sie, dass etwas passieren wird?«
    Der Kommissar öffnete seinen Schrank, nahm seinen Mantel und seinen Hut heraus und zuckte nur die Achseln.
    »Erinnerst du dich noch an die Hausdurchsuchung?«
    »Sehr gut sogar.«
    »Bist du sicher, dass sich keine Waffe in der Wohnung befand?«
    »Ganz sicher. Ich bin sogar überzeugt, dass Meurant nie in seinem Leben eine Waffe besessen hat. Er hat nicht einmal seinen Militärdienst abgeleistet, wegen seiner Augen …«
    »Bis morgen, Kleiner.«
    »Bis morgen, Chef.«
    Maigret nahm den Bus und ging dann mit gebeugtem Rücken und hochgeschlagenem Kragen an den Häuserfassaden des Boulevard Richard-Lenoir entlang. Als er den Treppenabsatz vor seiner Wohnung erreichte, öffnete sich die Tür, und das warme Licht im Wohnungsflur warf ein helles Rechteck auf den Boden des Treppenhauses. Ein angenehmer Essensduft drang durch die offene Tür.
    »Zufrieden?«, fragte ihn Madame Maigret.
    »Warum?«
    »Weil er einen Freispruch erhalten hat.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe es eben im Radio gehört.«
    »Was haben sie noch gemeldet?«
    »Dass seine Frau ihn am Ausgang erwartet hat und dass sie mit einem Taxi nach Hause gefahren sind.«
    Er tauchte wieder ein in seine vertraute Umgebung, nahm seine Gewohnheiten auf, zog die Pantoffeln an.
    »Hast du großen Hunger?«
    »Ich weiß nicht recht. Was gibt es denn zu essen?«
    Er dachte an eine andere Wohnung, in der jetzt auch zwei Menschen waren, am Boulevard de Charonne. Dort war vermutlich kein Abendessen vorbereitet, aber vielleicht lagen Schinken und Käse in der Speisekammer.
    Unten auf der Straße liefen zwei Inspektoren im Regen auf und ab, falls sie nicht in einem Hauseingang Schutz gesucht hatten.
    Was spielte sich dort jetzt ab? Was sagte Gaston Meurant, der sieben Monate im Gefängnis gesessen hatte, zu seiner Frau? Wie sah er sie an? Hatte sie versucht, ihn zu küssen oder seine Hand zu nehmen?
    Beteuerte sie ihm, dass nichts von dem stimmte, was man über sie gesagt hatte?
    Oder bat sie ihn um Verzeihung und schwor, nur ihn zu lieben?
    Würde er morgen wieder in sein Geschäft gehen, in seine Bilderrahmenwerkstatt im Hinterhof?
    Maigret aß mechanisch, und seine Frau wusste, dass dies nicht der geeignete Augenblick war, um ihm Fragen zu stellen.
    Das Telefon klingelte.
    »Hallo? Ja … Ich bin’s … Vacher? … Ist Jussieu noch bei Ihnen?«
    »Ich rufe aus einem Bistro in

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