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Maigret bei den Flamen

Maigret bei den Flamen

Titel: Maigret bei den Flamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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r stecken sie die Sachen auch unter den Bode n planken, das heißt in der Bilge. Aber dafür haben wir jetzt einen besonders langen Bohrer, vielleicht haben Sie ihn schon mal g e sehen am Kai, und mit dem bohren wir dann einige L ö cher …«
    »Gut! Wo dann?«
    »Warten Sie!« Und zu dem Schiffer: »Was hast du g e laden?«
    »Eisenschrott.«
    »Das würde zu lange dauern«, knurrte der Zöllner.
    »Da müssen Sie schon woanders suchen …«
    Maigret beobachtete die ganze Zeit die Augen des Schiffers. Er hoffte, ein unbewußter Seitenblick könnte ihm ein Versteck verraten. Der Mann aß immer noch, ohne Appetit, nur um etwas zu tun. Er hatte keine Angst. Im Gegenteil, er blieb stur sitzen.
    »Steh auf!«
    Diesmal gehorchte er nur widerwillig.
    »Habe ich nicht mal mehr das Recht, auf meinem eigenen Schiff sitzen zu bleiben?«
    Auf dem Stuhl lag ein speckiges Kissen. Maigret nahm es hoch. Drei Seiten hatten normale Steppnähte. Aber die vierte Seite war mit groben und unregelmäßigen Stichen zugenäht, die nicht von einer Schneiderin stammen konnten.
    »Vielen Dank, ich brauche Sie nicht mehr«, sagte der Kommissar zu dem Zöllner.
    »Glauben Sie, daß er schmuggelt?«
    »Aber nicht im geringsten … Danke …«
    Und er wartete, bis der Beamte, ein wenig enttäuscht, gegangen war.
    »Was ist das da?«
    »Nichts!«
    »Hast du die Angewohnheit, so harte Sachen in deine Kissen zu stopfen?«
    Die Naht gab nach und ließ etwas Schwarzes erkennen. Maigret zog es heraus und entfaltete einen kleinen, ganz zerknitterten Mantel aus schwarzem Kammgar n serge.
    Das war der gleiche Kammgarnstoff, wie er in dem Bericht der belgischen Staatsanwaltschaft beschrieben war. Es gab kein Firmenschildchen. Germaine Pied bœuf hatte den Mantel selbst geschneidert.
    Aber das war nicht das interessanteste Stück. In der Mitte eingerollt lag ein Hammer, dessen Stiel vom Gebrauch blank poliert war.
    »Das Lustige an der Sache ist«, brummte der Schiffer, »daß Sie ganz und gar auf dem Holzweg sind … Ich h a be nichts ausgefressen! Diese beiden Sachen da habe ich aus der Maas gefischt, am 4 . Januar, ganz früh am Mo r gen …«
    »Und du bist auf die hervorragende Idee gekommen, sie in Sicherheit zu bringen!«
    »Ich fange langsam an, Übung zu haben!« erwiderte der Mann mit zufriedener Miene. »Verhaften Sie mich jetzt?«
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
    »Ja, und daß Sie auf dem Holzweg sind!«
    »Willst du immer noch morgen abfahren?«
    »Wenn Sie mich nicht verhaften, wahrscheinlich ja.«
    Für ihn mußte es die größte Überraschung seines Lebens sein, zu sehen, wie Maigret das Paket sorgfältig wieder zusammenfaltete, es unter seinen Mantel gleiten ließ und davonging, ohne ein Wort zu sagen.
    Er sah, wie Maigret im Regen den Kai entlangging und an dem Zöllner vorbeikam, der noch einmal grüßte. Dann stieg er wieder in seine Kajüte hinab , kratzte sich den Schädel und goß sich zu trinken ein.
    7
    Ein Loch von drei Stunden
    A
    ls Maigret zum Mittagessen in sein Hotel kam, tei l te der Wirt ihm mit, daß der Briefträger ein Ei n schreiben für ihn gebracht hätte, das er aber nicht habe dalassen wollen.
    Das war wie das Startsignal für die tausend kleinen Ärgernisse, die sich manchmal zu verbünden scheinen, um jemandem das Leben schwer zu machen. Kaum hatte der Kommissar sich zu Tisch gesetzt, fragte er nach seinem Kollegen. Man hatte ihn nicht gesehen. Er ließ im Hôtel de la Gare anrufen. Man antwortete ihm, Machère sei vor einer halben Stunde aus dem Haus gega n gen.
    Das war nicht weiter schlimm. Maigret war nicht einmal befugt, Machère Anweisungen zu erteilen. Aber er hätte ihm ganz gern den Tip gegeben, den Schiffer nicht zu sehr aus den Augen zu lassen.
    Um zwei Uhr war er auf der Post, wo man ihm das Einschreiben aushändigte. Eine lästige Geschichte. Er ha t te Möbel gekauft, die Bezahlung aber verweigert, weil man ihm andere als die bestellten geliefert hatte. Die M ö belfirma verlangte ihr Geld und setzte ihn in Verzug.
    Es kostete ihn eine gute halbe Stunde, ein Antwortschreiben abzufassen und dann seiner Frau zu schreiben, wie sie sich in dieser Angelegenheit verhalten sollte.
    Er war noch nicht fertig damit, als man ihn ans Telefon rief. Es war der Chef der Pariser Kriminalpolizei, der ihn fragte, wann er zurückzukehren gedenke, und ihn bat, einige Einzelheiten über zwei oder drei neue Fälle durchzugeben.
    Draußen regnete es immer noch. Der Fußboden des Cafés war mit Sägemehl bedeckt.

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