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Maigret bei den Flamen

Maigret bei den Flamen

Titel: Maigret bei den Flamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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gibt es wieder diese ausgezeichnete Reistorte …?«
    Maigret ging in den Flur und zog seinen Mantel über, der vom Regen doppelt so schwer geworden war.
    »Sie entschuldigen mich …« stotterte Machère, »der Kommissar wollte …«
    »Komm schon!«
    Im Laden war Madame Peeters auf einen Schemel geklettert, um aus dem obersten Fach ein Paket Stärke zu holen. Eine Schiffersfrau wartete ergeben, ein Einkauf s netz am Arm.
    8
    Der Besuch bei den Ursulinerinnen
    E
    ine kleine Gruppe von Menschen hatte sich am Ufer nahe der Stelle eingefunden, an der man die Mütze aus dem Wasser gefischt hatte, aber der Kommissar zog Machère weiter und ging mit ihm auf die Brücke zu.
    »Sie hatten mir nichts von diesem Hammer erzählt. Offensichtlich …«
    »Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?«
    Der Inspektor machte ein Gesicht wie ein ertappter Schuljunge.
    »Ich war in Namur. Ich wollte mich vergewissern, ob Maria Peeters sich tatsächlich den Fuß …«
    »Und?«
    »Man wollte mich nicht eintreten lassen. Ich bin in ein Kloster hineingeraten, in dem die Nonnen mich a n gestarrt haben wie einen Maikäfer, der in die Suppe g e fallen ist …«
    »Hast du darauf bestanden, sie zu sehen?«
    »Ich habe sogar gedroht.«
    Maigret unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. In der Nähe der Brücke fand er eine Tankstelle, die auch Autos vermietete, und verlangte einen Wagen mit Chauffeur für eine Fahrt nach Namur.
    Fünfzig Kilometer hin und fünfzig Kilometer zurück, immer am Ufer der Maas entlang.
    »Kommst du mit?«
    »Wenn Sie meinen? Aber ich sage Ihnen doch, daß man Sie nicht einlassen wird. Außerdem brauchen wir uns jetzt, wo man den Hammer gefunden hat, doch nicht mehr …«
    »Na gut! Mach etwas anderes. Nimm dir auch einen Wagen und klappere alle kleineren Bahnhöfe in einem Umkreis von zwanzig Kilometern ab. Versuche heraus zubekommen, ob der Schiffer dort in den Zug gestiegen ist …«
    Maigrets Wagen startete. Der Kommissar lehnte sich in die Polster zurück, rauchte seelenruhig seine Pfeife und sah von der Landschaft nur die wenigen Lichter, die rechts und links vom Wagen vorüberhuschten.
    Er wußte, daß Maria Peeters Lehrerin in einer Schule war, die von Ursulinerinnen geleitet wurde. Er wußte auch, daß diese in der kirchlichen Hierarchie das Pendant zu den Jesuiten bildeten, also gewissermaßen die Aristokratie der Lehrenden darstellten. Alles, was in der Provinz Rang und Namen hatte, schickte seine Töchter in die Schule von Namur.
    Daher war es besonders amüsant, sich vorzustellen, wie Inspektor Machère mit den Nonnen diskutierte, darauf bestand, eingelassen zu werden, und ihnen zu a l lem Überfluß auch noch drohte!
    »Ich habe vergessen, ihn zu fragen, wie er sie angeredet hat«, dachte Maigret. »Bestimmt hat er Meine D a men gesagt oder sogar Gute Schwester … «
    Maigret war groß, schwer und breitschultrig, sein Gesicht grob und energisch. Als er jedoch an der Pforte des Klosters schellte, das an einer kleinen Straße lag, auf der zwischen den Pflastersteinen Gras wuchs, war die Laie n schwester, die ihm öffnete, nicht im mindesten über se i nen Besuch verwundert.
    »Ich möchte gern die Ehrwürdige Mutter sprechen!« sagte er.
    »Sie ist in der Kapelle. Aber sobald die Andacht bee n det ist …«
    Er wurde in ein Sprechzimmer geführt, neben dem das Eßzimmer der Peeters verdreckt und unaufgeräumt gewirkt hätte. Hier sah man sich im Parkett wirklich wie in einem Spiegel. Man spürte, daß auch die kleinsten Gegenstände unverrückbar waren, daß jeder einzelne Stuhl seit Jahren seinen festen Platz hatte, und daß die Wanduhr am Kamin noch nie stehengeblieben, noch nie vor- oder nachgegangen war.
    In den mit kostbaren Fliesen ausgelegten Gängen ah n te man gleitende Schritte, manchmal ein Flüstern. Schließlich, sehr leise und von weit her, der Klang einer Orgel.
    Die Leute vom Quai des Orfèvres hätten gewiß nicht schlecht gestaunt, einen Maigret vorzufinden, der sich hier wie zu Hause fühlte. Als die Oberin eintrat, begrü ß te er sie wie selbstverständlich mit der bei Ursulineri n nen üblichen Anrede: »Meine Mutter …«
    Sie wartete, die Hände in den Ärmeln verschränkt.
    »Ich bitte, mir die Störung zu verzeihen, aber ich möchte Sie um die Erlaubnis bitten, eine Ihrer Lehrerinnen zu besuchen. Ich weiß, daß die Ordensregel das verbietet. Da es sich aber um das Leben oder zumindest um die Freiheit eines anderen handelt …«
    »Sind Sie auch von der Polizei?«
    »Ich nehme an, ein

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