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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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betrachtet, und jetzt …«
    »Jetzt?«
    »Wird sicher ein Mann wie Sie sich meine Folgeru n gen zunutze machen und den Fall aufklären.«
    Er hatte sich gesetzt. Er war fest entschlossen zu r e den, selbst in dieser Atmosphäre, die durch seine eigene Schuld feindselig geworden war. Maigret setzte sich ihm gegenüber und bestellte ein Glas Bols.
    »Ich höre!«
    »Zunächst weise ich Sie darauf hin, daß ich Sie nicht einmal frage, was Sie getan haben oder denken … Ich komme zu dem, der als erster als Mörder in Frage kommt, das heißt zu mir. Ich hatte, wenn ich so sagen darf, die beste strategische Position, um Popinga zu t ö ten; außerdem hat man mich ein paar Augenblicke nach dem Mord mit der Tatwaffe in der Hand gesehen.
    Ich bin nicht reich, und wenn ich in der ganzen oder beinahe in der ganzen Welt bekannt bin, so gilt das nur für eine kleine Zahl von Intellektuellen. Ich lebe in eher schwierigen, bescheidenen Verhältnissen. Doch wurde nichts gestohlen, und ich konnte mir in keiner Weise einen Nutzen vom Tod des Lehrers erhoffen …
    Warten Sie! Das soll nicht heißen, daß man mich nicht anklagen könnte! Man wird es nicht versäumen, mich darauf hinzuweisen, daß ich im Lauf des Abends, als wir über Kriminologie diskutierten, behauptet habe, ein intelligenter Mensch, der kaltblütig ein Verbrechen begehe und seine ganzen Fähigkeiten einsetze, könne es mit einer schlecht ausgebildeten Polizei aufnehmen.
    Gewisse Leute werden daraus schließen, ich hätte meine Behauptung anhand eines Beispiels beweisen wo l len. Unter uns gesagt, etwas kann ich Ihnen versichern: Wenn es so wäre, hätte die Möglichkeit mich zu ve r dächtigen gar nicht bestanden.«
    »Auf Ihr Wohl!« sagte Maigret, der das Kommen und Gehen der stiernackigen Bierträger verfolgte.
    »Ich fahre fort. Ich behaupte: Wenn ich das Verbr e chen nicht begangen habe, es aber trotzdem von jema n dem, der sich im Haus befand, begangen worden ist, worauf alles hinzuweisen scheint, dann ist die ganze F a milie schuldig …
    Verlieren Sie nicht gleich die Geduld! Schauen Sie diesen Plan an! Und versuchen Sie vor allem die psych o logischen Überlegungen zu verstehen, die ich Ihnen da r legen werde.«
    Diesmal konnte Maigret ein Lächeln über die ve r ächtliche Herablassung des Professors nicht unte r drücken.
    »Sie haben sicher gehört, daß Madame Popinga, g e borene Van Elst, der konservativsten reformierten Rel i gionsgemeinschaft angehört. Ihr Vater tritt in Amste r dam als radikaler Konservativer auf. Und ihre Schwester mischt sich mit ihren fünfundzwanzig Jahren schon mit den gleichen Ansichten in die Politik.
    Sie sind erst seit gestern hier und kennen viele Sitten und Gebräuche noch nicht. Wissen Sie beispielsweise, daß ein Lehrer der Marineschule sich eine strenge Rüge seines Vorgesetzten einhandeln würde, wenn er in ein Café wie dieses hier hineingehen würde?
    Einmal wurde einer einzig und allein deswegen en t lassen, weil er sich weigerte, eine als fortschrittlich ge l tende Zeitung abzubestellen …
    Ich kenne Popinga nur von diesem einen Abend. Das hat mir genügt, vor allem nach dem, was ich schon vo r her von ihm gehört hatte.
    Sie würden sagen: ein netter Kerl! Sogar ein ganz ne t ter Kerl! Ein pausbäckiges Gesicht! Helle, frohe Augen!
    Nur: Als Seemann war er weit herumgekommen. Und als er zurückkam, hängte er sich den Mantel der Moral um. Aber der Mantel wurde ihm rasch zu eng!
    Verstehen Sie? Sie lachen vielleicht? Das Lachen eines Franzosen! Vor zwei Wochen fand eine der regelmäßigen Zusammenkünfte seines Klubs statt. Die Holländer, die nicht ins Café gehen, treffen sich unter dem Vorwand, in einem Klub zu sein, in einem für sie reservierten Saal und spielen Billard oder kegeln …
    Vor zwei Wochen nun war Popinga abends um elf Uhr betrunken … In der gleichen Woche sammelte der Wohltätigkeitsverein, dessen Vorsitzende seine Frau ist, um für die Eingeborenen auf den ozeanischen Inseln Kleidung zu kaufen. Und man hörte, wie Popinga mit rotem Gesicht und glänzenden Augen sagte:
    ›So etwas Albernes! Wo sie sich nackt so wohl fühlen! … Wir sollten ihnen keine Kleidung kaufen, sondern es genau wie sie machen!‹ Sie lachen natürlich! Das ganze scheint eine Lappalie zu sein! Doch hat sich die Err e gung noch nicht gelegt, und wenn Popinga in Delfzijl beerdigt werden sollte, gibt es sicher ein paar Leute, die nicht kommen werden!
    Ich habe nur ein Beispiel von hundert, von tausend genommen! Überall

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