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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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vergaß man Maigret, der aus seiner Tasche Kleingeld zog und ins Hotel Van Hasselt ging, um sich schlafen zu legen.
    5
    Die Hypothesen des Jean Duclos
    V om Café Van Hasselt aus, wo Maigret am nächsten Morgen frühstückte, konnte er die Durchsuchung mi t ansehen, über die man ihn nicht unterrichtet hatte. Aber er hatte der holländischen Polizei ja auch nur einen ku r zen Besuch abgestattet.
    Es mußte etwa acht Uhr morgens sein. Der Nebel ha t te sich noch nicht ganz aufgelöst, doch merkte man, daß es ein sonniger Tag werden würde. Ein finnischer Frachter verließ, von einem Schlepper gezogen, den H a fen.
    Vor einem kleinen Café an der Ecke des Kais standen viele Männer, alle in Holzschuhen und Seemannsmü t zen, und redeten in kleinen Grüppchen miteinander. Das war die Börse der schippers , das heißt der Seeleute, deren Schiffe jeglicher Bauart zusammen in einem H a fenbecken lagen und auf denen es von Frauen und Ki n dern wimmelte.
    Weiter weg eine andere Gruppe, eine Handvoll Mä n ner: der Klub der Kairatten.
    Jetzt kamen zwei Polizisten in Uniform. Sie gingen an Deck von Oostings Schiff, und dieser kam aus seiner Kajüte, denn wenn er in Delfzijl war, schlief er immer an Bord.
    Auch ein Polizeibeamter in Zivil erschien: Monsieur Pijpekamp, der Inspektor, der die Untersuchung leitete. Er zog seinen Hut, redete höflich. Die beiden Polizisten verschwanden im Schiff.
    Die Durchsuchung begann. Alle schippers wußten das. Und trotzdem gab es nicht den geringsten Auflauf, nicht ein Anzeichen offenkundiger Neugier.
    Der Klub der Kairatten zeigte auch keine besondere Reaktion. Ein paar Blicke, mehr nicht.
    Das dauerte eine gute halbe Stunde. Die Polizisten kamen heraus, salutierten. Monsieur Pijpekamp schien sich zu entschuldigen.
    Doch schien der Baes an jenem Morgen keine Lust zu haben, an Land zu kommen. Er gesellte sich nicht zu se i ner Gruppe, die etwas weiter weg stand, sondern set z te sich auf die Wachbank, schlug die Beine übereina n der, schaute auf das offene Meer, wo der finnische Frachter langsam dahinfuhr, und rauchte regungslos se i ne Pfeife.
     
    Als Maigret sich umdrehte, kam Jean Duclos aus seinem Zimmer herunter, den Arm voll mit Büchern, einer A k tenmappe, Papieren, die er auf dem für ihn reservierten Tisch ablegte. Er fragte, ohne Maigret zu begrüßen:
    »Nun? …«
    »Nun, ich glaube, ich sage Ihnen guten Morgen …«
    Der andere sah ihn mit einem gewissen Erstaunen an, zuckte die Schultern, als ob er sagen wollte, es sei wir k lich nicht der Mühe wert, sich darüber zu ärgern.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Und Sie?«
    »Sie wissen genau, daß ich das Hotel eigentlich nicht verlassen darf. Ihr holländischer Kollege hat glückl i cherweise begriffen, daß meine Kenntnisse für ihn nüt z lich sein könnten, und ich werde über die Unters u chungsergebnisse auf dem laufenden gehalten. Das ist eine Angewohnheit, die sich die französische Polizei zu eigen machen könnte!«
    »Was Sie nicht sagen!«
    Der Professor stürzte auf Madame Van Hasselt zu, die mit Lockenwicklern hereinkam, grüßte sie, als ob er sich in einem Salon befinden würde, und erkundigte sich o f fensichtlich nach ihrem Befinden.
    Maigret warf einen Blick auf die ausgebreiteten Papi e re, sah neue Pläne und Modelle darunter, nicht nur vom Haus der Popingas, sondern auch Stadtpläne mit gestr i chelten Linien, die den Weg einiger Personen andeuten sollten.
    Die Sonne kam durch die bunten Glasfenster und fül l te den Raum mit grünem, rotem und blauem Licht. Ein Bierwagen stand vor der Tür, und während der ga n zen folgenden Unterhaltung rollten zwei Riesenkerle unau f hörlich Fässer über den Boden, überwacht von Madame Van Hasselt in Morgentoilette. Noch nie hatte es so stark nach Genever und Bier gerochen. Noch nie auch hatte Maigret so intensiv holländische Atmosphäre gespürt.
    »Haben Sie den Täter gefunden?« fragte er halb im Scherz, halb im Ernst und zeigte auf die Papiere.
    Ein scharfer Blick von Duclos. Er antwortete:
    »Ich glaube, die Ausländer haben recht! Der Franzose ist vor allem ein Mensch, der immer ironisch sein muß! Gelegentlich ist Ironie aber fehl am Platz, Monsieur!«
    Maigret schaute ihn an und lächelte, war keineswegs aus der Fassung gebracht. Und der andere redete weiter:
    »Ich habe den Mörder nicht gefunden, das nicht! Ich habe vielleicht etwas mehr getan. Ich habe das Gesch e hen analysiert. Ich habe es auseinandergenommen. Ich habe alle Details einzeln

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