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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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durchdringliches Dunkel.
    Bekam dies unter dem Eindruck der Unterhaltung mit Jean Duclos nicht eine andere Bedeutung?
    Auf der einen Seite dieser Hafen, diese Männer in Holzschuhen, die Schiffe, die Segelboote, der Geruch von Teer und schmutzigem Wasser.
    Auf der anderen Seite diese verschlossenen Häuser mit den polierten Möbeln, den düsteren Tapeten, wo zwei Wochen lang über einen Lehrer der Marineschule geredet wurde, weil er ein oder zwei Gläser über den Durst g e trunken hatte!
    Beiden gemeinsam derselbe Himmel, traumhaft klar! Aber welche Kluft zwischen diesen beiden Welten!
    Maigret versuchte sich Popinga vorzustellen, den er nie gesehen hatte, auch nicht als Toten, der aber ein l u stiges rosiges Gesicht hatte, das seine starken Begierden verriet.
    Er stellte sich ihn zwischen diesen beiden Fronten vor, stellte sich vor, wie er Oostings Schiff betrachtete, oder den Fünfmaster, dessen Besatzung alle südamerikan i schen Häfen kannte, oder die holländischen Schiffe, d e nen in China Dschunken mit Frauen so zierlich und hübsch wie Nippfiguren entgegenkamen …
    Man hatte ihm nur noch ein schön lackiertes, mit bli t zendem Messing verziertes Boot gelassen, mit dem er sich auf dem ruhigen Wasser des Amsteldieps zwischen den aus dem Norden kommenden und den aus den tr o pischen Wäldern kommenden Hölzern hindurchwinden mußte.
    Maigret war es, als ob der Baes ihn anders ansähe als sonst, als ob er auf ihn zugehen und mit ihm reden wol l te. Aber es war unmöglich! Sie konnten keine zwei Wo r te miteinander wechseln!
    Oosting wußte es, blieb unbeweglich sitzen und rauchte seine Pfeife etwas schneller, während seine Lider sich wegen der Sonne halb schlossen.
    Cornelius Barens saß in diesem Augenblick auf der Schulbank und hörte eine Stunde in Trigonometrie oder Astronomie. Er war sicher immer noch ganz blaß.
    Der Kommissar wollte sich gerade auf einen bronz e nen Ankerpoller setzen, als er Inspektor Pijpekamp b e merkte, der auf ihn zukam und ihm die Hand schütteln wollte.
    »Haben Sie heute morgen an Bord etwas gefunden?«
    »Noch nicht. Es war nur eine Formalität.«
    »Haben Sie Oosting in Verdacht?«
    »Da ist die Mütze …«
    »Und die Zigarre!«
    »Nein! Der Baes raucht nur Brasil, und das war eine Manila.«
    »So daß …?«
    Pijpekamp zog ihn ein wenig weiter, um nicht im Blickfeld des Herrn von Workum stehen zu müssen.
    »Der Bordkompaß hat einem Schiff aus Helsingfors gehört … Die Rettungsringe kommen von einem engl i schen Kohleschiff … Und so weiter.«
    »Diebstahl?«
    »Nein! Das wird immer so gemacht! Wenn ein Frac h ter in einen Hafen einläuft, gibt es immer jemanden, einen Maschinisten, den Dritten Offizier, einen Matr o sen, manchmal auch den Kapitän, der etwas zu verka u fen hat. Verstehen Sie? …
    Man sagt der Gesellschaft, die Rettungsringe seien von einer riesigen Welle weggespült worden. Der Ko m paß habe nicht mehr funktioniert. Oder die Position s lichter! Alles! Manchmal sogar ein Rettungsboot!«
    »So daß dadurch nichts bewiesen ist!«
    »Nichts! Der Jude, dessen Laden Sie gesehen haben, lebt nur von solchen Geschäften.«
    »Also, Ihre Untersuchung …«
    Der Inspektor drehte ärgerlich den Kopf zur Seite.
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß Beetje Liewens nicht gleich nach Hause gegangen ist. Sie hat rechtsumkehrt gemacht … Ist das richtig so? Sagt man das?«
    »Aber ja! Reden Sie weiter!«
    »Vielleicht hat sie nicht geschossen.«
    »Ach!«
    Der Inspektor fühlte sich ganz entschieden nicht sehr wohl in seiner Haut. Er wollte leiser sprechen und zog Ma i gret an eine abgelegene Stelle am Kai, wo er dann for t fuhr:
    »Da ist noch der Holzhaufen … Wissen Sie … Der timmerman … Sie sagen der Zimmermann, ja … Der Zimmermann behauptet, an diesem Abend Beetje und Monsieur Popinga schon vorher gesehen zu haben! Ja! Alle beide.«
    »Hinter dem Holzhaufen, oder?«
    »Ja. Und ich glaube …«
    »Sie glauben?«
    »Es könnten zwei andere Personen in der Nähe gew e sen sein … Der junge Mann aus der Schule, Cornelius Barens! Er wollte Beetje heiraten. Man hat ein Foto des Mädchens in seinem Koffer gefunden.«
    »Wirklich?«
    »Dann Monsieur Liewens, Beetjes Vater. Er ist sehr einflußreich. Rinderzucht für den Export. Er exportiert sogar nach Australien. Er ist Witwer und hat nur das e i ne Kind.«
    »Wäre es möglich, daß er Popinga ermordet hat?«
    Der Inspektor benahm sich so gezwungen, daß Ma i gret beinahe Mitleid mit ihm hatte. Man merkte, wie

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