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Maigret und der gelbe Hund

Maigret und der gelbe Hund

Titel: Maigret und der gelbe Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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will Michoux nicht aus den Augen lassen.
    Er übernachtet in einem Zimmer des leerstehenden Hauses. Von ihrem Zimmer aus bemerkt ihn Emma. Und da sucht sie ihn auf. Sie beteuert flehentlich ihre Unschuld! Sie wirft sich ihm zu Füßen, hängt sich an ihn.
    Zum erstenmal steht sie wieder vor ihm, vernimmt er wieder ihre Stimme … Sie hat einem anderen gehört, anderen …
    Aber was hat er nicht alles durchgemacht? Sein Herz wird weich. Er packt sie mit brutaler Hand, so, als wolle er sie zermalmen, aber es sind ihre Lippen, die er unter den seinen zerdrückt.
    Er ist nicht mehr der Mann für sich, der Mann mit einem Ziel, einer Idee. Unter Tränen spricht sie von einem möglichen Glück mit ihm, von einem neuen Leben.
    Und beide brechen sie auf, ohne einen Heller, mitten in der Nacht. Ganz gleich, wohin! Sie überlassen Michoux seinem Schrecken.
    Irgendwo wollen Sie versuchen, glücklich zu werden.«
    Maigret stopfte gemächlich seine Pfeife und betrachtete die anwesenden Personen eine nach der anderen.
    »Sie werden entschuldigen, Herr Bürgermeister, daß ich Sie bei meinen Ermittlungen nicht auf dem laufenden gehalten habe. Aber als ich hier eintraf, wurde mir klar, daß das Drama erst am Anfang stand. Um seine Fäden zu entwirren, mußte man ihm erst ermöglichen, sich zu entwickeln, und man mußte dabei Schäden möglichst zu vermeiden suchen. Le Pommeret ist tot, ermordet von seinem Komplizen. Aber so wie ich ihn erlebt habe, bin ich überzeugt, daß er sich am Tag seiner Verhaftung selbst umgebracht hätte. Ein Zöllner hat eine Kugel ins Bein erhalten. In einer Woche ist nichts mehr davon zu merken. Dafür kann ich nun einen Haftbefehl auf Doktor Ernest Michoux ausstellen wegen versuchten Mordes und Körperverletzung an Monsieur Mostaguen sowie wegen vorsätzlicher Vergiftung seines Freundes Le Pommeret. Dazu einen weiteren Haftbefehl auf Madame Michoux wegen nächtlichen Überfalls. Was Jean Goyard, genannt Servières, angeht, so glaube ich, daß er höchstens wegen Irreführung der Behörden belangt werden kann, weil er diese Komödie gespielt hat.«
    Dies war der einzige komische Zwischenfall. Ein Seufzer! Ein Seufzer der Erleichterung aus dem Munde des rundlichen Journalisten. Und dreist stammelte er:
    »Ich nehme an, daß ich in diesem Falle gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden kann? Ich bin bereit, fünfzigtausend Francs zu zahlen.«
    »Darüber wird das Gericht entscheiden, Monsieur Goyard.«
    Madame Michoux war auf ihrem Stuhl zusammengesunken, ihr Sohn aber besaß mehr Energie als sie.
    »Haben Sie nichts hinzuzufügen?« fragte ihn Maigret.
    »Pardon! Ich werde im Beisein meines Anwalts antworten. Inzwischen mache ich alle Vorbehalte gegen die Rechtmäßigkeit dieser Konfrontation geltend.«
    Und wie ein junger Gockel reckte er seinen dürren Hals, aus welchem ein gelblicher Adamsapfel hervorragte. Seine Nase wirkte schiefer denn je. Das Heft, in das er sich Notizen gemacht hatte, hatte er nicht losgelassen.
    »Und die beiden da?« murmelte der Bürgermeister beim Aufstehen.
    »Ich habe nicht das geringste gegen sie vorzubringen. Léon Le Glérec hat zugegeben, daß er Michoux veranlassen wollte, auf ihn zu schießen. Dazu hat er nichts weiter getan, als sich zu zeigen. Es gibt keinen Gesetzestext, der …«
    »Höchstens wegen Landstreicherei«, fiel ihm der Inspektor der Gendarmerie ins Wort.
    Aber der Kommissar zuckte auf eine Weise mit den Schultern, daß der Inspektor vor Verlegenheit rot wurde.
     
    Obwohl die Zeit zum Mittagessen schon lange vorbei war, stand draußen eine große Menschenmenge, und der Bürgermeister hatte eingewilligt, seinen Wagen zur Verfügung zu stellen, dessen Vorhänge nahezu hermetisch schlossen.
    Emma stieg als erste ein, dann Léon Le Glérec und schließlich Maigret, der mit der jungen Frau im Fond Platz nahm, während sich der Seemann linkisch auf einem Klappsitz niederließ.
    Schnell fuhr man durch die Menge hindurch. Wenige Minuten später war man auf dem Weg nach Quimper, und Léon, verlegen, mit unsicherem Blick, fragte:
    »Warum haben Sie das gesagt?«
    »Was?«
    »Daß Sie die Flasche vergiftet hätten?«
    Emma war leichenblaß. Sie traute sich nicht, sich an die Polster zu lehnen, und es war bestimmt das erste Mal in ihrem Leben, daß sie in einer Limousine fuhr.
    »So eine Idee!« murmelte Maigret, wobei er den Stiel seiner Pfeife mit den Zähnen festhielt.
    Und da begann das junge Mädchen verzweifelt loszujammern:
    »Ich schwöre Ihnen,

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