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Maigret und der gelbe Hund

Maigret und der gelbe Hund

Titel: Maigret und der gelbe Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nicht meine Sache, dem Tod zu trotzen! Ich bin ein Mensch! Ich bin krank! Und ich habe es satt, gegen die Krankheit zu kämpfen, um zu leben. Sie reden und reden! Aber was tun Sie?«
    Wütend schlug er seine Stirn gegen die Mauer.
    »All das sieht aus wie eine Verschwörung … Man will mich zumindest um den Verstand bringen … Ja! Man will mich ins Irrenhaus bringen! Wer weiß? Ob meine Mutter es etwa satt hat? Weil ich stets eifersüchtig den Teil vom Erbe meines Vaters, der mir zusteht, für mich behalten habe! Aber ich werde mich nicht unterkriegen lassen.«
    Maigret hatte sich nicht gerührt. Er saß noch immer in der Mitte der weißen Zelle, deren eine Wand vom Sonnenlicht überflutet war, die Ellbogen auf die Lehne seines Stuhls gestützt, die Pfeife zwischen den Zähnen.
    Der Arzt ging auf und ab, Opfer einer Aufregung, die an Raserei grenzte.
    Da hörte man auf einmal im Raum eine fröhliche, kaum ironische Stimme, die nach Kinderart rief: »Kuckuck!«
    Ernest Michoux fuhr zusammen, schaute in alle vier Ecken der Zelle, bevor er Maigret ansah. Dann bemerkte er die Miene des Kommissars, der seine Pfeife aus dem Mund genommen hatte und ihm schmunzelnd einen Blick zuwarf.
    Es wirkte wie ein Knopfdruck. Michoux erstarrte, völlig ermattet, völlig erschlafft, und sah aus, als schmelze er zu einer unwirklichen Silhouette der Haltlosigkeit zusammen.
    »Haben Sie …«
    Man hätte meinen können, die Stimme komme von woanders her, wie bei einem Bauchredner, der die Worte aus der Zimmerdecke oder aus einer Porzellanvase hervorlockt.
    Maigrets Augen lachten noch immer, als er aufstand, und mit aufmunterndem Ernst, der zu seinem Gesichtsausdruck im Widerspruch stand, sagte er:
    »Nehmen Sie sich zusammen, Doktor! Ich höre Schritte im Hof! In wenigen Augenblicken befindet sich der Mörder gewiß in diesen vier Wänden …«
    Es war der Bürgermeister, der als erster vom Gendarmen hereingeführt wurde. Aber es waren noch weitere Schritte im Hof zu hören.

10
    »La Belle-Emma«
    »Sie haben mich gebeten herzukommen, Kommissar?«
    Maigret hatte nicht einmal die Zeit gehabt zu antworten, als man schon zwei Inspektoren den Hof betreten sah, die Jean Goyard flankierten, während man auf der Straße zu beiden Seiten des Toreingangs eine aufgeregte Menge ahnte.
    Zwischen seinen Bewachern wirkte der Journalist kleiner, rundlicher. Er hatte die Krempe seines Schlapphuts über die Augen hinuntergezogen und hielt, bestimmt aus Angst vor den Fotografen, ein Taschentuch vor die untere Gesichtshälfte.
    »Hierher!« sagte Maigret zu den Inspektoren. »Sie könnten uns vielleicht Stühle holen, denn ich höre die Stimme einer Frau …«
    Eine schrille Stimme, die sagte:
    »Wo ist er? Ich will ihn sofort sehen! Und ich lasse Sie degradieren, Inspektor. Verstehen Sie? Ich lasse Sie degradieren!«
    Es war Madame Michoux, in malvenfarbenem Kleid, mit ihrem ganzen Geschmeide, Puder und Rouge, die vor lauter Empörung nach Luft schnappte.
    »Ah! Sie sind hier, lieber Freund …«, sagte sie affektiert zum Bürgermeister. »Hat man so etwas je gehört? Dieser kleine Herr kommt zu mir, wie ich noch nicht einmal angekleidet bin. Mein Dienstmädchen hat Urlaub. Ich sage ihm durch die Tür, daß ich ihn nicht empfangen könne, und er besteht darauf, er insistiert, er wartet, während ich bei meiner Toilette bin, und er behauptet, er habe den Befehl, mich hierher zu bringen. Das ist doch einfach die Höhe! Wenn ich daran denke, daß mein Mann Abgeordneter war, daß er beinahe Ratspräsident geworden wäre und daß dieser … dieser Taugenichts … Ja, Taugenichts!«
    Sie war zu sehr empört, um sich die Situation klarzumachen. Aber mit einmal bemerkte sie Goyard, der den Kopf abwandte, ihren Sohn, der auf dem Rand der Pritsche saß, den Kopf zwischen den Händen. Ein Wagen fuhr auf dem sonnigen Hof ein. Gendarmenuniformen schillerten. Und nun fing die Menge zu lärmen an.
    Die Toreinfahrt mußte geschlossen werden, um zu verhindern, daß die Schaulustigen gewaltsam in den Hof eindrangen. Denn der erste, den man buchstäblich aus dem Wagen zog, war niemand anders als der Vagabund. Er hatte nicht bloß Handschellen an, sondern man hatte auch noch die Fußgelenke mit Hilfe einer kräftigen Schnur gefesselt, so daß er wie ein Paket transportiert werden mußte.
    Hinter ihm stieg Emma, die sich ungehindert bewegen konnte, verstört wie in einem Traum aus.
    »Binden Sie ihm die Füße los!«
    Die Gendarmen waren stolz auf ihren Fang und noch ganz

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