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Maigret und der gelbe Hund

Maigret und der gelbe Hund

Titel: Maigret und der gelbe Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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aufgeregt. Nach den unordentlichen Uniformen und vor allem nach dem Gesicht des Festgenommenen zu urteilen, das völlig mit Blut verschmiert war, welches noch immer aus seiner aufgesprungenen Lippe quoll, mußte es nicht einfach gewesen sein.
    Madame Michoux stieß einen Schrei des Entsetzens aus, wich an die Wand zurück, wie beim Anblick von etwas Ekelerregendem, während der Mann sich ohne ein Wort losbinden ließ, den Kopf hob und langsam in die Runde schaute.
    »Ruhig bleiben, ja, Léon!« murmelte Maigret.
    Der andere erbebte, versuchte herauszufinden, wer gesprochen hatte. »Bringt ihm einen Stuhl und ein Taschentuch.«
    Er bemerkte, daß Goyard sich in den Hintergrund der Zelle verzogen hatte, hinter Madame Michoux, und daß der Doktor schlotterte und niemanden ansah. Der Inspektor der Gendarmerie, den diese ungewöhnliche Versammlung verlegen machte, fragte sich, welche Rolle er zu spielen hatte.
    »Schließt die Tür! Nehmen Sie bitte alle Platz … Ist Ihr Wachtmeister in der Lage, uns als Schriftführer zu dienen, Inspektor? … Sehr gut! Er soll sich an diesen kleinen Tisch setzen. Ich bitte auch Sie, sich zu setzen, Herr Bürgermeister.«
    Die Menge draußen war nun ruhig, und dennoch spürte man, daß sie da war, erriet man ein kompaktes Leben auf der Straße, ein gespanntes Warten.
    Maigret stopfte seine Pfeife, ging dabei auf und ab und wandte sich an Inspektor Leroy.
    »Sie müßten noch beim Seemannsamt in Quimper anrufen, um nachzufragen, was vor vier oder fünf Jahren, vielleicht auch sechs, mit einem Boot namens ›La Belle-Emma‹ geschehen ist.«
    Da der Inspektor sich zur Tür wandte, räusperte sich der Bürgermeister, gab zu verstehen, daß er etwas sagen wollte.
    »Ich kann es Ihnen sagen, Kommissar … Das ist eine Geschichte, die hierzulande jeder kennt …«
    »Reden Sie.«
    Der Vagabund wurde in seiner Ecke unruhig wie ein bissiger Hund. Emma ließ ihn nicht aus den Augen und saß auf der Stuhlkante. Durch einen Zufall war sie neben Madame Michoux geraten, deren Parfüm die ganze Atmosphäre einzuhüllen begann, ein süßlicher Geruch von Veilchen.
    »Ich habe das Boot nicht gesehen«, sagte der Bürgermeister ungezwungen, vielleicht aber ein ganz klein wenig affektiert. »Es gehörte einem gewissen Le Glen oder Le Glérec, der als ausgezeichneter Matrose galt, aber als Hitzkopf … Wie alle Küstenfahrer hierzulande transportierte die ›Belle-Emma‹ vor allem Frühobst und Frühgemüse nach England. Eines schönen Tages war von einer längeren Fahrt die Rede. Zwei Monate lang hat man nichts mehr gehört. Bis man dann erfahren hat, daß die ›Belle-Emma‹ beim Einlaufen in einen kleinen Hafen unweit von New York überprüft worden, die Besatzung ins Gefängnis gebracht und die Ladung Kokain beschlagnahmt worden war. Selbstverständlich auch das Boot. Dies war zu der Zeit, als sich die meisten Handelsschiffe, besonders jene, die Salz nach Neufundland brachten, auf Schmuggel mit Alkohol einließen.«
    »Ich danke Ihnen. Bleiben Sie, wo Sie sind, Léon. Antworten Sie mir von Ihrem Platz aus. Und antworten Sie mir vor allem genau auf meine Fragen, und sonst nichts ! Verstehen Sie? Zunächst, wo hat man Sie vorhin verhaftet?«
    Der Vagabund wischte sich das Blut ab, mit dem sein Kinn verschmiert war, und sagte mit heiserer Stimme:
    »In Rosporden … in einem Eisenbahnlager, wo wir die Nacht abwarteten, um uns unbemerkt in irgendeinen Zug zu schleichen.«
    »Wieviel Geld hatten Sie in der Tasche?«
    Es war der Inspektor, der antwortete:
    »Elf Francs und Kleingeld.«
    Maigret sah Emma an, der die Tränen die Wangen hinunterrollten, dann den Klotz von einem Menschen, der in sich gekehrt war. Er spürte, daß der Arzt trotz seiner Reglosigkeit von einer starken Erregung ergriffen war, und er gab einem der Polizisten zu verstehen, sich neben ihn zu setzen, um allen Möglichkeiten vorzubeugen.
    Der Wachtmeister schrieb. Mit metallischem Geräusch kratzte die Feder über das Papier.
    »Erzählen Sie uns genau, unter welchen Umständen die Verschiffung des Kokains vor sich gegangen ist, Le Glérec.«
    Der Mann sah auf. Sein Blick, der auf den Arzt gerichtet war, verhärtete sich. Und die großen Fäuste geballt, murmelte er grimmig:
    »Die Bank hatte mir Geld geliehen, damit ich mir ein Boot bauen lassen kann.«
    »Ich weiß! Und dann?«
    »Es kam ein schlechtes Jahr … Der Franc stieg wieder … England kaufte weniger Obst … Ich fragte mich, wie ich die Zinsen bezahlen sollte. Ich wollte

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