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Maigret und der Spion

Maigret und der Spion

Titel: Maigret und der Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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gegebener Zeit sagen. Haben Sie Ihrem Sohn Vorhaltungen gemacht, als er nach Hause kam?«
    »Ich habe ihn in sein Zimmer eingesperrt, mit der Weisung, meinen weiteren Entscheid abzuwarten.«
    »Und wie lautet Ihr Entscheid?«
    »Weiß ich noch nicht. Zweifellos werde ich ihn ins Ausland schicken, zu einem Praktikum in einer Bank oder in einem Handelsunternehmen. Es wird Zeit, daß er Manieren lernt.«
    »Nein, Monsieur Delfosse … «
    »Was heißt das?«
    »Es heißt einfach, daß es dazu zu spät ist. Ihr Sohn hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Graphopulos umgebracht, um ihn zu berauben … «
    Maigret fing mit der Hand den Rohrstock mit dem goldenen Knauf auf, der auf ihn niedersauste. Und mit hartem Griff entwand er ihn seinem Besitzer, der mit einem Ächzen losließ. Dann untersuchte er ihn gelassen, wog ihn in der Hand und bemerkte:
    »Und ich bin fast sicher, daß die Tat mit diesem Stock begangen worden ist!«
    Den Mund wie im Krampf aufgerissen, versuchte R e né zu schreien, brachte jedoch keinen Ton zustande. Er war nur noch ein armseliges Nervenbündel, ein erba r mungswürdiges Häufchen Angst.
    »Ich hoffe, du wirst das gleich aufklären!« warf ihm Monsieur Delfosse ungerührt zu. »Und Sie, mein lieber Kommissar, dürfen gewiß sein, daß ich meinen Freund, den Generalstaatsanwalt … «
    Maigret wandte sich an Inspektor Girard.
    »Holen Sie Adèle! … Nehmen Sie einen Wagen! … Bringen Sie auch Génaro … «
    »Ich glaube … « , begann Kommissar Delvigne und trat auf Maigret zu.
    »Ja, ja! … « brummte dieser, wie man ein Kind besc h wichtigt.
    Und er ging umher, auf und ab, die ganzen sieben Minuten lang, die zur Ausführung seines Auftrags nötig waren.
    Motorengeräusch. Schritte auf der Treppe. Die Sti m me Génaros, der protestierte:
    »Das werden Sie mit meinem Konsul auszumachen haben … Unerhört! … Ein konzessionierter Geschäft s mann, den man … Vor Augen von fünfzig Gästen … «
    Als er eintrat, suchte sein Blick Victor und schien di e sen etwas zu fragen.
    Victor war großartig.
    »Wir sind erledigt!« stellte er einfach fest.
    Die Tänzerin, halbnackt unter ihrem Kleid, das ihre Formen betonte, musterte ihr Zimmer und ließ res i gniert die Schultern sinken.
     
    »Antworten Sie einfach auf meine Fragen! Hat Graph o pulos Sie im Laufe des Abends aufgefordert, ihn in se i nem Hotelzimmer aufzusuchen? … «
    »Ich bin nicht hingegangen!«
    »Er hat es Ihnen also vorgeschlagen! Er hat Ihnen g e sagt, daß er im ›Hotel Moderne‹ Zimmer 18 , wohnte … «
    Sie senkte den Kopf.
    »Chabot und Delfosse, die an einem benachbarten Tisch saßen, haben das hören können. Um wieviel Uhr ist Delfosse hierher gekommen?«
    »Ich habe geschlafen! Vielleicht um fünf Uhr mo r gens … «
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat mir vorgeschlagen, mit ihm wegzugehen … Er wollte mit dem Schiff nach Amerika … Er hat gesagt, er sei reich … «
    »Haben Sie abgelehnt? … «
    »Ich war ganz verschlafen … Ich habe ihm gesagt, er soll sich hinlegen … Aber das wollte er nicht … Dann habe ich ihn gefragt, weil er so nervös war, ob er was a n gestellt hat … «
    »Was hat er geantwortet?«
    »Er hat mich angefleht, eine Brieftasche in meinem Zimmer zu verstecken!«
    »Und Sie haben ihm die Garderobe gezeigt, wo eine Aktentasche lag … «
    Sie zuckte die Achseln, seufzte:
    »Da hilft nichts! … «
    »War’s so?«
    Keine Antwort. Monsieur Delfosse blickte herausfordernd in die Runde.
    »Ich würde gerne erfahren … « , begann er.
    »Sie werden es gleich erfahren, Monsieur Delfosse! Ich bitte Sie, sich bloß noch einen Augenblick zu g e dulden … « Den brauchte er, um sich eine Pfeife zu stopfen!
    11
    Der Anfänger
    Beginnen wir in Paris mit Graphopulos, der um P o lizeischutz bittet, und am folgenden Tage versucht, den ihm zugeteilten Inspektor abzuschütteln. Eri n nern Sie sich an das, was ich Ihnen gesagt habe, Delvigne?
    Meine Idee von wegen Mafia und Spionage … Nun, es geht um eine Spionageaffäre. Graphopulos ist reich, ohne Beschäftigung. Das Abenteuer reizt ihn, wie viele Leute seines Schlages.
    Im Laufe seiner Reisen begegnet er irgendeinem G e heimagenten und erzählt ihm von seinem Wunsch, ebenfalls ein solches Leben voller unvorhergesehener E r eignisse und Geheimnisse zu führen.
    Geheimagent! Ein Wort, das so viele Dummköpfe zum Träumen bringt!
    Sie stellen sich vor, die Arbeit bestehe aus … Aber la s sen wir das! Graphopulos hat sich diesen Gedanken nun

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