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Maigret und der Treidler der Providence

Maigret und der Treidler der Providence

Titel: Maigret und der Treidler der Providence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Wladimir ist genauso. Er hat doch tatsächlich versucht, mir einen Handkuß zu geben, und dabei gesagt:
    ›Adieu, Madame.‹
    Ha! So eine Unverfrorenheit! Aber wenn der Colonel nicht da war, dann hätten Sie mal sehen sollen, was dieser Wladimir …
    Aber das geht Sie nichts an! Warum sind Sie eigentlich noch hier? Worauf warten Sie? Glauben Sie etwa, ich würde Ihnen irgend etwas verraten? Kein Sterbenswörtchen! Obwohl Sie zugeben müssen, daß es mein gutes Recht wäre.«
    Sie lief immer noch im Zimmer umher, nahm dies und jenes aus ihrem Koffer und stellte es irgendwo hin, um es gleich darauf wieder einzusammeln und anderswo hinzustellen.
    »Mich in Epernay lassen! In diesem dreckigen Regenloch. Ich habe ihn angefleht, mich wenigstens bis Nizza mitzunehmen, wo ich Freunde habe. Freunde, die ich seinetwegen verlassen hatte.
    Andererseits sollte ich vielleicht froh sein, daß er mich nicht umgebracht hat …
    Ich sage kein Wort, hören Sie! Sie können gehen. Die Polizei widert mich an! Genau so wie die Engländer! Wenn Sie können, dann gehen Sie doch hin und verhaften ihn. Aber das würden Sie nicht wagen. Ich weiß doch genau, wie so etwas läuft …
    Arme Mary! Man kann ja von ihr halten, was man will. Natürlich hatte sie einen schlechten Charakter, und sie hätte alles für diesen Willy getan, den ich noch nie ausstehen konnte. Aber so zu sterben …
    Sind sie abgereist? Wen werden Sie denn nun verhaften? Am Ende sogar mich? Nein?
    Nun gut, dann hören Sie zu! Eine Sache will ich Ihnen erzählen, jawohl! Aber nur eine einzige! Machen Sie draus, was Sie wollen … Heute morgen, als er sich anzog, um sich dem Richter vorzustellen – denn er muß ja Eindruck bei den Leuten schinden, seine Abzeichen und seine Orden zur Schau stellen! –, also, als er sich anzog, sagte er zu Wladimir, auf russisch, weil er glaubt, ich könnte diese Sprache nicht verstehen …«
    Sie redete so schnell, daß sie schließlich keine Luft mehr bekam, sich mit ihren Sätzen verhedderte und wieder spanische Wendungen hineinmengte.
    »Er hat ihm gesagt, er solle herausbekommen, wo sich die ›Providence‹ befindet. Verstehen Sie? Das ist ein Schiff, das in unserer Nähe war, in Meaux. Sie wollen es einholen, und sie haben Angst vor mir. Ich habe so getan, als hätte ich nichts gehört.
    Aber ich weiß ja, daß Sie es nicht wagen würden …«
    Sie betrachtete ihre umgeworfenen Koffer und das Zimmer, das sie innerhalb weniger Minuten in Unordnung gebracht und mit ihrem aufdringlichen Parfum erfüllt hatte.
    »Haben Sie wenigstens Zigaretten? Was ist das bloß für ein Hotel! Ich hatte welche bestellt, und Kümmel auch …«
    »Haben Sie in Meaux den Colonel mit jemandem von der ›Providence‹ sprechen sehen?«
    »Ich habe überhaupt nichts gesehen. Ich habe mich nicht darum gekümmert. Ich habe nur heute morgen gehört, daß sie … Warum sollten sie sich sonst für einen Lastkahn interessieren? Weiß man denn überhaupt, wie Walters erste Frau gestorben ist, in Indien? Wenn die andere sich hat scheiden lassen, wird sie schon ihre Gründe gehabt haben.«
    Ein Kellner klopfte und brachte Zigaretten und Schnaps. Die Negretti nahm die Schachtel, schleuderte sie in den Gang hinaus und schrie:
    »Ich hatte doch gesagt: eine Schachtel Abdullah !«
    »Aber Madame …«
    Sie rang die Hände auf eine Art, die einen Nervenzusammenbruch erwarten ließ, und stöhnte:
    »Oh! Diese Leute! Diese …«
    Sie drehte sich zu Maigret um, der sie interessiert beobachtete, und herrschte ihn an:
    »Worauf warten Sie noch? Ich sage nichts mehr! Ich weiß von nichts! Ich habe auch nichts gesagt. Hören Sie? Ich will nicht, daß man mich mit dieser Geschichte behelligt! Es ist schon schlimm genug, daß ich zwei Jahre meines Lebens daran verschwendet habe, zu …«
    Der Kellner warf dem Kommissar einen verstohlenen Blick zu und verdrückte sich. Und während die junge Frau sich entnervt auf ihr Bett fallen ließ, ging auch Maigret hinaus.
    Auf der Straße wartete der Bäcker immer noch.
    »Na und? Haben Sie sie nicht verhaftet?« fragte er enttäuscht. »Ich dachte …«
    Maigret mußte bis zum Bahnhof laufen, um ein Taxi zu finden und sich zur Steinbrücke zurückfahren zu lassen.

7
    Das verbogene Pedal
    Als der Kommissar die ›Southern Cross‹ überholte, die mit ihrem Kielwasser noch lange, nachdem sie vorbeigerauscht war, das Schilf in Bewegung hielt, stand der Colonel noch immer am Ruder, während Wladimir auf dem Vorschiff ein Tau aufrollte.
    Maigret

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