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Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Titel: Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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in Nichts auf.
    Es gab gar keinen Monsieur Jacob.
    War es denkbar, daß es statt seiner ein Paar gab? Daß Henry Gallet und Eléonore Boursang hinter das Geheimnis des Vaters gekommen waren und ihn erpreßt hatten?
    Denkbar, ja. Aber geschossen hatten weder Henry noch Eléonore.
    Sowenig wie Saint-Hilaire! Trotz seiner Widersprüche, trotz des unverschlossenen Seitentors, trotz des Schlüssels, den er selber in den Brennesselweg geworfen hatte und den er mit Hilfe des Gärtners wieder zutage förderte, nachdem der Kommissar ihm mit einer Haussuchung gedroht hatte.
    Aber jemand hatte zweimal auf Moers geschossen. Und Emile Gallet, der laut seiner Schwägerin der ganzen Familie Schande machte, war ermordet worden.
    In Saint-Fargeau tröstete man sich unterdessen damit, daß man Gallets farblosen Charakter, sein farbloses Leben hervorhob, und mit der Gewißheit, daß sein Tod der Witwe immerhin dreihunderttausend Franc eingebracht hatte.
    Henry hatte an diesem Vormittag gewiß wieder Börsengeschäfte für die Bank Sovrinos getätigt und bei der Gelegenheit mit seinen ersparten hunderttausend Franc spekuliert – den hunderttausend Franc, die zu fünfhunderttausend anwachsen mußten, damit er mit Eléonore in Südfrankreich ein neues Leben beginnen konnte.
    Eléonore spionierte Maigret in Sancerre nach, kam mit kindlich-unschuldiger Miene ins Zimmer spaziert und erzählte ihm ihre Lebensgeschichte mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie sich vom Zeitungsverkäufer jeweils den dicken Umschlag gegen ein schäbiges Trinkgeld von fünf Franc aushändigen ließ.
    Und Saint-Hilaire spielte Bridge beim Notar.
    Nur Emile Gallet war nicht mehr da. Emile Gallet lag für immer eingeschlossen in einem Sarg, samt seinem von der Kugel halb weggerissenen und vom Polizeiarzt – dem mit den sieben Gästen! – mißhandelten Gesicht, samt seinem durchbohrten Herzen und seinen grauen Augen, die offen blieben, weil niemand daran gedacht hatte, sie zu schließen.
    »Hinterste Reihe links, neben dem rosa Marmordenkmal des früheren Bürgermeisters«, hatte der Küster gesagt, der auch als Friedhofwärter amtete.
    Und der Besitzer des Bestattungsunternehmens in Corbeil hatte sich den Kopf gekratzt, während er die Bestellung der Familie entgegennahm: »Ein einfacher Stein, ganz schlicht, geschmackvoll, nicht zu kostspielig, aber vornehm.«
    Daß es unwahrscheinliche Zufälle gibt, wußte niemand besser als Maigret. Eine große Blondine mit einem Stich ins Rötliche brauchte nicht unbedingt Eléonore Boursang zu heißen. Doch selbst wenn sie tatsächlich Monsieur Jacobs Kundin war, bewies dies noch keineswegs, daß Henry an der Erpressung beteiligt war.
    Das einfachste war, dem Alten ein Foto von Eléonore zu zeigen.
    Maigret ließ sich in die Rue de Turenne fahren. In der Wohnung der jungen Frau würde er sicher ein Foto finden.
    »Madame Boursang ist verreist. Aber Monsieur Henry ist oben«, erklärte ihm die Concierge.
    Draußen wurde es schon dunkel, und Maigret stieß sich an den Wänden des engen Treppenhauses. Ohne anzuklopfen, öffnete er Eléonores Wohnungstür.
    An einem Tisch im Wohnzimmer stand Henry Gallet und verschnürte umständlich ein dickes Paket. Er fuhr hoch, setzte aber, als er den Kommissar erkannte, eine gelassene Miene auf.
    Dennoch brachte er kein Wort heraus. Die Zähne mußten ihn schmerzen, so fest preßte er sie aufeinander. Er hatte sich innerhalb einer Woche geradezu erschreckend verändert. Seine Wangen waren hohl, die Backenknochen standen hervor, seine Haut war grau wie Blei.
    »Angeblich hatten Sie vergangene Nacht einen schweren Anfall«, fuhr Maigret ihn mit unbeabsichtigter Heftigkeit an. »Machen Sie Platz …«
    Das Paket hatte die Form einer Schreibmaschine. Der Kommissar riß die graue Papierhülle auf, spannte ein Notizblatt ein, tippte auf gut Glück ein paar Worte und steckte das Blatt in seine Brieftasche.
    Das Klappern der Maschine hatte die Stille, die in der Wohnung herrschte, vorübergehend unterbrochen. Maigret sah sich um. Die Möbel waren mit Überzügen bedeckt, die Fenster für die Dauer des Urlaubs vorsorglich mit Zeitungen beklebt.
    Henry stand an eine Kommode gelehnt und starrte zu Boden. Seine Nerven waren sichtlich zum Zerreißen gespannt. Er sah fast mitleiderregend aus.
    Bedächtig und zielbewußt machte Maigret sich an die Arbeit. Er zog Schubladen heraus, durchwühlte ihren Inhalt, fand endlich, was er suchte.
    Er steckte das Foto ein, wandte sich zum Gehen. An der

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