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Maigret und die alte Dame

Maigret und die alte Dame

Titel: Maigret und die alte Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Familie, nicht mehr ganz jung, ruhig, überlegt. Der alte Gärtner und Charles Besson waren kurz vor mir eingetroffen.«
    »Wer gab Ihnen die Informationen?«
    »Valentine. Ab und zu unterbrach sie der Doktor, um sie nach einem wichtigen Detail zu fragen. Sie sagte mir, sie habe ihren Stiefsohn telefonisch benachrichtigen lassen. Er sei sehr bewegt und ganz fertig gewesen, schien aber auch erleichtert, dass noch kein Reporter gekommen war und die Leute noch nichts erfahren hatten. Sie haben gerade seinen Bruder gesehen, dem er sehr ähnlich ist, nur ist er dicker und labiler.
    Meine Arbeit wurde mir nicht leichtgemacht, denn es gibt kein Telefon im Haus; da ich mehrmals mit Le Havre telefonieren musste, war ich jedes Mal gezwungen, in die Stadt zu laufen. Der Doktor musste noch Krankenbesuche machen und ging als erster.«
    »Wurden Roses Eltern nicht benachrichtigt?«
    »Nein. Sie schien man vergessen zu haben. Ich bin dann nach Yport gefahren, um es ihnen zu sagen. Der Vater war beim Fischfang. Einer der Brüder und die Mutter begleiteten mich.«
    »Wie lief das ab?«
    »Eher peinlich. Die Mutter sah Madame Besson an, als ob sie allein die Schuld an den Ereignissen trage, und redete nicht ein Wort mit ihr. Der Bruder, dem Charles Besson ich weiß nicht was erzählte, wurde wütend.
    >Wir finden die Wahrheit heraus, und glauben Sie ja nicht, dass ich die Sache auf sich beruhen lasse, bloß weil Sie am längeren Hebel sitzen!<
    Sie wollten die Leiche gleich nach Yport mitnehmen. Ich konnte sie nur mühsam davon überzeugen, dass sie zuerst nach Le Havre zur Autopsie gebracht werden müsse.
    Inzwischen war der Vater mit dem Fahrrad nachgekommen. Er redete mit niemand. Er ist klein, gedrungen, sehr kräftig. Als der Leichenwagen abgefahren war, ging auch er mit seiner Familie. Charles Besson hatte ihnen angeboten, sie im Auto nach Hause zu fahren, aber sie lehnten ab und gingen alle drei zu Fuß; der Alte schob sein Fahrrad neben sich her.
    Ich kann Ihnen nicht garantieren, ob die zeitliche Reihenfolge meines Berichts stimmt. Nachbarn kamen, dann drängten auch die Leute aus der Stadt in den Garten. Ich war oben im Haus, zusammen mit Cornu vom Erkennungsdienst, der Fotos machte und Spuren sicherte. Als ich gegen Mittag herunterkam, war Arlette nicht mehr da. Ihre Mutter sagte mir, sie sei nach Paris zurück, damit ihr Mann sich keine Sorgen mache.
    Charles Besson ist bis drei Uhr nachmittags geblieben und fuhr dann nach Fécamp zurück.«
    »Hat er Ihnen von mir erzählt?«
    »Nein. Warum?«
    »Hat er Ihnen nicht gesagt, dass er sich mit der Bitte an den Minister wenden wolle, mich mit der Untersuchung zu beauftragen?«
    »Er hat mir überhaupt nichts davon gesagt, nur dass er das Nötige bei der Presse veranlassen würde. Sonst fällt mir nichts mehr ein. Ah, doch! Abends habe ich Theo Besson auf der Straße getroffen, auf den man mich aufmerksam gemacht hatte, und ich hielt an, um kurz mit ihm zu sprechen.
    >Wissen Sie schon, was in La Bicoque passiert ist?<
    >Ich habe davon gehört.<
    >Sie wissen nichts, was mir in meiner Untersuchung weiterhelfen könnte?<
    >Absolut nichts.<
    Er war sehr reserviert und wirkte abweisend. Dann fragte ich ihn, wann er Etretat verlassen wolle, und er antwortete, was Sie bereits wissen. Wenn Sie mich heute Abend nicht mehr brauchen, würde ich gerne nach Le Havre zurückfahren, um den Bericht zu schreiben. Ich habe meiner Frau versprochen, wenn irgend möglich, zum Abendessen da zu sein, weil wir Freunde eingeladen haben.«
    Er hatte sein Auto vor dem Hotel stehen, und Maigret begleitete ihn durch die stillen Straßen. An manchen Ecken sah man ein Stückchen Meer.
    »Beunruhigt Sie das nicht ein wenig, dass Arlette heute bei ihrer Mutter übernachtet und die beiden Frauen allein im Haus sind?«
    Er machte sich Sorgen, und da Maigret so ruhig blieb, fand er, dieser würde die Sache vielleicht leichtnehmen.
    Im zunehmenden Abendrot schienen die Hausdächer zu brennen und färbte sich das Meer stellenweise eisiggrün: als ob die Welt gegenüber der untergehenden Sonne in einer unmenschlichen Unvergänglichkeit zu erstarren begann.
    »Wann soll ich morgen früh hier sein?«
    »Nicht vor neun. Vielleicht können Sie für mich das Palais de Justice anrufen und alle verfügbaren Auskünfte über Arlette Sudre und ihren Mann einholen. Ich würde auch gerne wissen, was Charles Besson so treibt, wenn er in Paris ist. Und wenn Sie schon dabei sind, erfahren Sie vielleicht etwas über Theo.

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