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Maigret und die alte Dame

Maigret und die alte Dame

Titel: Maigret und die alte Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hob eine Hand an die Stirn, wobei man nicht wusste, ob er grüßte oder die Augen vor der Sonne schützte.
    Er sah aus wie ein Gärtner aus dem Bilderbuch, fast bucklig durch das dauernde Bücken, mit kleinen vorwitzigen Augen und dem misstrauischen Blick eines Tieres, das gerade aus seinem Bau lugt. Er sagte nichts, folgte Maigret mit den Augen, und erst als er hörte, wie die Tür aufging, fuhr er mit seinem eintönigen Kratzen fort.
    Diesmal öffnete ihm nicht Madame Leroy, sondern Valentine selbst und begrüßte ihn wie einen alten Bekannten.
    »Ich hatte heute Morgen Besuch«, sagte sie lebhaft. »Charles besuchte mich. Er schien enttäuscht zu sein von der Art und Weise, in der sein Bruder sich Ihnen gegenüber benommen hat.«
    »Hat er Ihnen von unserer Unterhaltung berichtet?«
    »Von welcher Unterhaltung? Warten Sie. Er erzählte mir vor allem von der alten Madame Montet, die gestorben ist. Seine finanzielle Situation ändert sich dadurch. Er ist nun reich, reicher als je zuvor, denn dem alten Drachen gehörten mehr als sechzig Häuser, ganz abgesehen von den Effekten und wohl auch einem hübschen Batzen Gold. Was trinken Sie?«
    »Ein Glas Wasser, so eiskalt wie möglich.«
    »Nur, wenn Sie dann auch etwas anderes trinken. Tun Sie es mir zuliebe. Ich trinke nie allein. Es wäre schrecklich, nicht wahr? Stellen Sie sich eine alte Frau vor, die sich einen Calvados nach dem anderen genehmigt. Aber ich gebe zu, wenn jemand kommt, nütze ich die Gelegenheit. «
    Sei’s drum! Er fühlte sich gut. Es war ihm etwas warm in diesem kleinen Zimmer, und die Sonne schien ihm auf die Schulter. Valentine hatte ihn gebeten, Platz zu nehmen, bediente ihn mit lebhaften und flinken Bewegungen und einem beinahe schelmischen Ausdruck in den Augen.
    »Hat Charles Ihnen sonst nichts erzählt?«
    »Worüber?«
    »Über seinen Bruder.«
    »Er hat mir nur gesagt, dass er nicht versteht, wie sein Bruder sich in einem so schlechten Licht zeigen konnte, aber er meinte, er hätte es wohl absichtlich gemacht. Er war verärgert. Er bewundert Theo außerordentlich und legt großen Wert auf den Zusammenhalt in der Familie. Ich wette, dass er nichts Schlechtes über mich gesagt hat.«
    »Stimmt.«
    »Wer dann?«
    Er war noch keine drei Minuten im Haus, und schon war er es, der beinahe unmerklich ausgefragt wurde.
    »Meine Tochter, nicht wahr?«
    Aber sie lächelte, als sie das sagte.
    »Haben Sie keine Angst, Sie könnten etwas verraten. Sie hat mir gegenüber nie ein Hehl daraus gemacht. Sie hat mir gesagt, dass sie Ihnen alles erzählt hat, was sie denkt.«
    »Ich glaube nicht, dass Ihre Tochter sehr glücklich ist.«
    »Glauben Sie, sie wäre es gern?«
    Sie lächelte über ihr Glas Maigret zu.
    »Ich weiß nicht, ob Sie oft mit Frauen zu tun haben. Die Rose zum Beispiel wäre furchtbar unglücklich gewesen, wenn sie nicht dauernd Probleme zu wälzen gehabt hätte, philosophische Probleme, verstehen Sie, die sie dann plötzlich mit tiefsinnigem Blick zu lösen versuchte, kaum antwortete, wenn ich ihr etwas sagte, und ziemlichen Krach beim Geschirrspülen machte, als ob man sie daran hindern würde, eine Lösung zu finden, von der das Schicksal der Welt abhing.«
    »Stimmt es, dass sie ihre Eltern nicht mehr besuchte?«
    »Sie besuchte sie nur selten, denn es kam jedes Mal zu Szenen.«
    »Warum?«
    »Können Sie sich nicht denken, warum? Sie kam bei ihnen an mit ihren Problemen, gab Ratschläge, die sie kurz vorher in Büchern gelesen hatte, und wurde natürlich für eine alberne Gans gehalten.«
    »Hatte sie keine Freundinnen?«
    »Aus ebendiesem Grunde nicht. Und deshalb ging sie auch nicht mit den Jungen aus der Gegend, die ihr zu ungebildet und spießig waren.«
    »Das heißt, dass sie außer mit Ihnen eigentlich mit niemand redete?«
    »Sie ging einkaufen, aber da musste sie ja auch nicht viel reden. Halt! Ich vergaß den Doktor. Rose hatte nämlich in der Bibliothek ein medizinisches Buch entdeckt, in das sie sich ab und zu hineinvertiefte und mir danach schwierige Fragen stellte.
    >Geben Sie zu, dass Sie wissen, dass ich nicht mehr lange lebe!<
    >Bist du krank, Rose?<
    Sie hatte dann eine Krebsart oder mit Vorliebe irgendeine ausgefallene Krankheit an sich entdeckt. Das beschäftigte sie ein paar Tage, dann wollte sie eine Stunde frei haben und ging zum Arzt. Vielleicht war das für sie eine Gelegenheit, ihre Probleme zu besprechen, denn Dr. Jolly hörte ihr geduldig und ernsthaft zu und widersprach ihr auch nie.«
    »Verbrachte

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