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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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zuwiderzuhandeln.«
    »Nun – und dann?«
    »Das weiß ich auch nicht. Ich fahre jetzt zum Montmartre. Die Männer wissen, wo sie mich erreichen können. Du bleibst unterdessen hier. Wenn irgendwas ist, ruf mich im Picratt an.«
    »Mit anderen Worten, ich werde mir wieder den Bauch mit belegten Broten vollschlagen müssen. Aber das macht mir nichts. Jetzt bin ich ja wenigstens diesen Schwulen endlich los.«
    Maigret nahm Hut und Mantel, ergriff zwei von den auf seinem Schreibtisch liegenden Pfeifen und steckte sie in die Tasche.
    Bevor er sich in einem Taxi in die Rue Pigalle fahren ließ, ging er in die Brasserie Dauphine und trank einen Kognak. Er hatte jetzt keine Kopfschmerzen mehr, aber er ahnte schon, daß er morgen wieder so erwachen würde.

 
    ACHTES KAPITEL
     
     
     
    Man hatte endlich Arlettes Fotos aus dem Schaukasten genommen. Es hingen jetzt die Bilder eines anderen Mädchens darin, das dieselbe Nummer vorführen sollte, vielleicht sogar in dem Kleid, das die andere getragen hatte. Aber Betty hatte recht, es war eine schwierige Rolle. Obwohl das junge Mädchen jung und mollig war, obwohl man sie hübsch nennen konnte, hatte sie selbst auf dem Foto, in der Art wie sie sich entkleidete, etwas aufreizend Ordinäres, das an gewisse obszöne Postkarten erinnerte oder an die schlecht gemalten Nuditäten, wie man sie an den sich im Winde blähenden Segeltuchwänden jämmerlicher Jahrmarktsbuden sehen kann. Maigret brauchte nur die Tür aufzustoßen. An der Bar brannte bereits eine Lampe und eine andere im Hintergrund des Raums. Dazwischen war alles in ein schattenhaftes Dunkel gehüllt. Und ganz am Ende des Saals saß Fred in einem weißen Pullover mit Rollkragen und einer Hornbrille auf der Nase und las gerade die Abendzeitung.
    Die Wohnung war so eng, daß die Alfonsis tagsüber das Lokal als Eß- und Wohnzimmer benutzten. Sicherlich kamen aber oft auch schon nachmittags einige Gäste, mehr oder weniger Freunde, um einen Schnaps an der Bar zu trinken.
    Fred sah Maigret, der auf ihn zukam, über seine Brille hinweg an, erhob sich jedoch nicht, sondern reichte ihm seine mächtige Pratze und machte ihm ein Zeichen, sich zu setzen.
    »Ich dachte schon, daß Sie kommen würden«, sagte er. Er verriet aber nicht warum, und Maigret fragte ihn auch nicht danach. Nachdem er den Bericht über den Fortgang der Untersuchung zu Ende gelesen hatte, nahm Fred die Brille ab und fragte:
    »Was möchten Sie trinken? Einen Kognak?«
    Er ging zur Bar, füllte zwei Gläser und setzte sich dann wieder mit einem wohligen Seufzer hin, wie jemand, der froh ist, daß er in seinen vier Wänden ist. Über ihren Köpfen hörten sie Schritte.
    »Ist Ihre Frau oben?« fragte der Kommissar.
    »Sie gibt der Neuen eine Stunde.«
    Maigret lächelte nicht, als er sich vorstellte, daß die dicke Rosa dem jungen Mädchen eine erotische Entkleidungsszene vorführte.
    »Interessiert Sie das nicht?« fragte er Fred.
    Der Wirt zuckte die Schultern.
    »Das ist zwar ein ganz knusperiges Ding. Ihre Brüste sind schöner als die von Arlette. Auch die Haut ist schöner. Aber sie kann trotzdem nicht mit ihr konkurrieren.«
    »Warum haben Sie mir einreden wollen, daß Sie mit Arlette nur in der Küche…?«
    Fred schien nicht im geringsten verlegen zu sein.
    »Haben Sie die Wirte der kleinen Hotels verhört? Ich habe Ihnen das wegen meiner Frau sagen müssen. Es hätte sonst unnützen Ärger gegeben. Sie lebt immer in der Angst, ich würde sie eines schönen Tages mit einer jüngeren verlassen.«
    »Hätten Sie sie denn Arlettes wegen verlassen?«
    Fred sah Maigret gerade in die Augen.
    »Wenn sie gewollt hätte, ja.«
    »Sie waren wohl ganz auf sie versessen?«
    »Nennen Sie das, wie Sie wollen. Ich habe Hunderte, ja, vielleicht sogar Tausende von Frauen in meinem Leben gehabt. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, sie zu zählen. Aber so wie sie war keine.«
    »Haben Sie ihr vorgeschlagen, mit ihr auf und davon zu gehen?«
    »Ich habe ihr zu verstehen gegeben, daß mir das nicht schlecht gefallen und für sie auch nicht unvorteilhaft sein würde.«
    »Hat sie es abgelehnt?«
    Fred seufzte und trank, nachdem er sein Glas prüfend vors Auge gehalten hatte, einen Schluck Kognak.
    »Hätte sie es nicht abgelehnt, würde sie wahrscheinlich noch leben. Sie wissen wie ich, daß sie einen Liebhaber hatte. Wodurch er sie an sich band, habe ich noch nicht herausbekommen.«
    »Haben Sie’s versucht?«
    »Ich bin ihr sogar mal nachgegangen.«
    »Ohne

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