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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hinter sich zu schließen.
    »Hallo, ja… Wie?… Was machst du da?… Ja… Er ist hier, ja… Brüll nicht so, mir platzt ja fast das Trommelfell… Gut… Ja, ich weiß… Warum?… Das ist verrückt, mein Junge… Du solltest lieber mit ihm sprechen… Das ist es ja gerade… Ich weiß nicht, was er beschließen wird… Bleib, wo du bist… Er wird wahrscheinlich dorthin kommen.«
    Als er wieder an den Tisch zurückkam, machte er ein sorgenvolles Gesicht.
    »Das war der Heuschreck«, sagte er wie zu sich selbst. Er setzte sich, aß aber nicht gleich weiter.
    »Ich möchte bloß wissen, wie der darauf kommt. Freilich in den fünf Jahren, die er bei mir arbeitet, habe ich nie erfahren, was er dachte. Er hat mir nicht einmal gesagt, wo er wohnt. Es würde mich nicht wundern, wenn er verheiratet wäre und Kinder hätte.«
    »Wo ist er?« fragte Maigret.
    »Ganz oben auf dem Montmartre im Francis, das ist eine Kneipe dort an der Ecke, wo immer so einer mit einem komischen Bart hockt, der einem die Zukunft sagt. Sie wissen doch sicher, was ich meine?« Fred grübelte immer noch über das Telefongespräch nach. »Merkwürdig ist nur, daß der Inspektor Lognon genau dort gegenüber auf und ab geht.«
    »Warum ist denn der Gnom da oben?«
    »Er hat mir das nicht alles erklärt. Ich habe nur verstanden, daß es wegen dieses Philippe sei. Der Gnom kennt alle Tanten im Viertel, und ich habe deshalb manchmal schon gedacht, er sei selber eine. Vielleicht handelt er in seiner freien Zeit auch mit Rauschgiften, aber das nur ganz unter uns gesagt. Ich weiß, Sie werden das nicht gegen ihn benutzen, und ich kann Ihnen schwören, hierher bringt er nie etwas.«
    »Verkehrt denn Philippe im Francis?«
    »Das scheint doch so zu sein. Vielleicht weiß der Heuschreck mehr darüber.«
    »Es erklärt aber nicht, warum er dorthin gegangen ist.«
    »Nun, ich will es Ihnen sagen, wenn Sie’s noch nicht erraten haben. Aber ich mache Sie gleich darauf aufmerksam, daß das seine Idee ist. Er glaubt, wenn wir Ihnen einen Tip geben, kann das für die Zukunft nützlich sein, weil Sie sich daran erinnern werden und sich bei einer entsprechenden Gelegenheit erkenntlich zeigen. In unserem Beruf ist man immer darauf angewiesen, mit Ihnen und Ihren Leuten gutzustehen. Im übrigen muß man wohl annehmen, daß er nicht der einzige ist, der das herausgekriegt hat, denn Lognon streicht ja ebenfalls dort in der Gegend umher.«
    Da Maigret keine Miene machte, sich zu erheben, fragte Fred erstaunt:
    »Gehen Sie nicht dorthin?« Aber sofort setzte er hinzu: »Ach, ich verstehe. Ihre Inspektoren müssen Sie hier anrufen, und Sie können darum nicht fort.«
    Maigret ging trotzdem zum Telefon.
    »Torrence? Hast du ein paar Männer zur Hand? Drei? Gut. Schick sie zur Place du Tertre. Sie sollen die Kneipe dort an der Ecke, Chez Francis, überwachen. Und ruf auch das 18. Revier an, daß sie ein paar Polizisten dorthin schicken. Nein, ich weiß noch nichts Genaues. Ich bleibe noch hier.«
    Er bedauerte es jetzt fast, sein Hauptquartier im Picratt aufgeschlagen zu haben und konnte sich trotzdem nicht entschließen, sich zum Francis fahren zu lassen. Das Telefon läutete. Es war wieder einmal Lapointe.
    »Ich weiß nicht, was er macht, Chef. Seit einer halben Stunde läuft er im Zickzack in den Straßen von Montmartre umher. Vielleicht ahnt er, daß wir ihm auf den Fersen sind, und versucht uns irrezuführen. Er ist in ein Lokal in der Rue Lepic gegangen und dann bis zur Place Blanche hinunter und dort wieder in die beiden Lokale. Danach ist er umgekehrt und von neuem die Rue Lepic hinaufgegangen. In der Rue Tholoze ist er in einem Haus verschwunden, wo sich im Hof ein Atelier befindet. Dort wohnt eine alte Frau, eine ehemalige Cafékonzertsängerin.«
    »Ist das auch eine Süchtige?«
    »Ja. Jacquin hat sie verhört, gleich nachdem Philippe wieder herausgekommen war. Das ist so eine wie die Gräfin, bloß noch ärmlicher. Sie war völlig betrunken, hat laut gelacht und behauptet, sie habe ihm das, was er wollte, nicht geben können. ›Ich habe nicht mal was für mich!‹«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Er ißt ein paar harte Eier in einer Kneipe in der Rue Tholoze. Es gießt augenblicklich, was das Zeug hält, aber sonst ist alles in Ordnung.«
    »Er wird wahrscheinlich zur Place du Tertre hinaufgehen.«
    »Wir waren eben schon dort, aber er ist dann plötzlich wieder umgekehrt. Wenn er bloß mal irgendwo bleiben wollte! Ich habe schon Eisbeine.«
    Rosa und die Neue

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