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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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eine Mauer, so daß man es von der Straße nicht sehen kann.«
    »War er heute nicht an der Place Constantin Pecqueur?«
    »Nein. Sie haben mit dem Spiel noch auf ihn gewartet, weil er sonst immer pünktlich ist. Und darum ist der Wirt dann für ihn eingesprungen.«
    »Hat er ihnen gesagt, was er tut?«
    »Nein. Er redet nicht viel. Sie halten ihn für einen Rentner, der genug zum Leben hat. Er ist ein guter Kartenspieler. Oft kommt er schon morgens gegen elf Uhr, um ein Glas Weißwein zu trinken.«
    »Macht er seine Besorgungen selber? Hat er kein Mädchen?«
    »Nein, auch keine Putzfrau. Sie meinen, er spinne ein bißchen.«
    »Erwarte mich in der Nähe der Treppe.«
    Maigret trank sein Glas aus und holte sich aus der Garderobe seinen noch feuchten, schweren Mantel, während die beiden Musiker einige Takte spielten, um sich in Stimmung zu bringen.
    »Ist es dort?« fragte Fred, der immer noch hinter der Bar stand.
    »Ja, vielleicht ist es dort.«
    »Kommen Sie nachher noch mal vorbei, um eine Flasche zu trinken?«
    Der Heuschreck pfiff ein Taxi heran. Als er die Wagentür zuschlug, sagte er leise:
    »Wenn das der ist, von dem ich flüchtig etwas gehört habe, dann rate ich Ihnen, sehr vorsichtig zu sein. Der läßt sich nicht so leicht kriegen.«
    Der Regen rann an den Scheiben herunter, und man konnte die Lichter draußen nur verschwommen sehen. Philippe stapfte sicherlich immer noch durch die dunklen Straßen, verfolgt von den Inspektoren, die ihm auf den Fersen waren.
    Maigret stieg an der Place Constantin Pecqueur aus, ging dann zu Fuß auf die andere Seite und fand dort Lognon, der dicht an einer Mauer stand.
    »Ich habe das Haus schon entdeckt.«
    »Brennt dort noch Licht?«
    »Ich habe über die Mauer geblickt. Man sieht nichts. Der Schwule scheint die Adresse nicht zu wissen. Was machen wir nun?«
    »Kann man nicht von hinten ‘rein?«
    »Nein, nur durch diese eine Tür.«
    »Also los, dann ‘rein. Hast du eine Waffe?«
    Lognon deutete nur stumm auf seine Tasche.
    Die Mauer, über die Baumäste hingen, war schon ziemlich abgeblättert. Lognon machte sich an dem Schloß zu schaffen, und das dauerte mehrere Minuten, während der Kommissar sich vergewisserte, daß niemand kam. Durch die offene Tür blickten sie in ein Gärtchen, das einem Pfarrgarten ähnelte und in dessen Hintergrund ein einstöckiges Haus stand, wie man sie in den Gassen von Montmartre noch hier und dort findet. Es war alles dunkel.
    »Mach mir die Tür auf und dann komm wieder her.«
    Obwohl ihm Fachleute schon oft gezeigt hatten, wie man Schlösser öffnet, war Maigret in dieser Kunst ein Stümper geblieben.
    »Du wartest draußen auf mich, und wenn die anderen vorbeikommen, sagst du Lapointe oder Janvier, daß ich hier bin. Sie sollen Philippe weiter auf den Fersen bleiben.«
    Kein Geräusch, kein Lebenszeichen war in dem Haus zu vernehmen. Der Kommissar hielt trotzdem seinen Revolver schußbereit in der Hand. Im Flur war es sehr warm, und es roch wie auf dem Lande. Bonvoisin schien mit Holz zu feuern. Das Haus war feucht. Er zögerte Licht zu machen, aber dann drehte er doch an dem elektrischen Schalter, den er an der rechten Wand entdeckte. Wider Erwarten war das Haus sehr sauber. Nichts von der Schmuddeligkeit und Schlamperei, wie sie einem so oft in Junggesellenwohnungen begegnet. Eine Laterne mit bunten Glasscheiben erleuchtete den Flur. Er öffnete die Tür zur Rechten und kam in ein Wohnzimmer, wie man es in den Schaufenstern der Möbelgeschäfte am Boulevard Barbels sehen kann: es verriet nicht gerade besten Geschmack, war aber ganz behaglich, jedes Stück aus gutem Holz. Der danebenliegende Raum war ein Eßzimmer von ungefähr der gleichen Art. Auf einer silbernen Schale lagen Früchte aus Kunststoff. Nirgends fand sich auch nur ein Stäubchen, und als Maigret in die Küche kam, stellte er fest, daß auch hier alles blinkte und blitzte. Im Herd war noch etwas Glut und in dem Kessel warmes Wasser. Er öffnete die Schränke und fand Brot, Fleisch, Butter, Eier und in einer Wanne Karotten, Rüben und einen Blumenkohlkopf. Das Haus schien keinen Keller zu haben, denn in der gleichen Wanne stand auch ein kleines Weinfaß mit einem umgekehrten Glas oben drauf. Man schien es oft anzuzapfen.
    Auf der anderen Seite des Flurs, dem Wohnzimmer gegenüber, befand sich noch ein weiteres Zimmer, ein ziemlich geräumiges Schlafzimmer mit einem Bett, auf dem eine Seidendecke lag. Lampen mit Seidenschirmen gaben dem Raum ein weiches, gedämpftes

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