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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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klebte.
    Unwillkürlich sah Maigret in das Gesicht des Mädchens, in die blauen, starren Augen, über denen schief die Brille hing.
    »Würden Sie ihr bitte die Augen schließen, Doktor?«
    Abgesehen von den ersten Berufsjahren hatte er es nicht oft erlebt, dass ihn der Anblick einer Leiche so erschütterte.
    Als der Arzt seinem Wunsch nachkommen wollte, zupfte Moers ihn am Ärmel.
    »Die Aufnahmen...«, erinnerte er ihn.
    »Ach ja... Nein, Doktor, lassen Sie es bitte.«
    Er wandte den Blick von der Toten ab. Man musste damit warten, bis der Gerichtsmediziner kam. Doktor Martin, trotz seiner Beleibtheit recht behende, fragte:
    »Kann ich gehen, Messieurs?«
    Wieder sah er alle an, wandte sich schließlich an Maigret.
    »Sie sind doch Kommissar Maigret?... Ich glaube, ich sollte mal nach Monsieur Parendon sehen. Wissen Sie, wo er ist?«
    »In seinem Büro, nehme ich an.«
    »Weiß er es schon? Hat er gesehen...?«
    »Wahrscheinlich.«
    Tatsächlich wusste niemand etwas Genaues. Alles schien in der Luft zu hängen. Ein Fotograf baute auf einem Stativ eine riesige Kamera auf, während ein grauhaariger Mann den Fußboden abmaß und der Assistent des Untersuchungsrichters etwas in sein Notizbuch kritzelte.
    Lucas und Torrence warteten im Flur.
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Gehen Sie zu ihm, wenn Sie meinen, dass er Sie braucht.«
    Doktor Martin war schon an der Tür, als Maigret ihm nachrief:
    »Ich werde Sie später sicher mit allerlei Fragen behelligen müssen. Sind Sie dann zu Hause?«
    »Nicht von elf bis dreizehn Uhr. Da habe ich Sprechstunde im Krankenhaus.«
    Er zog eine große Uhr aus der Tasche, schien entsetzt und entfernte sich rasch.
    Richter Daumas räusperte sich.
    »Ich nehme an, es ist Ihnen lieber, Maigret, wenn ich Sie in Ruhe arbeiten lasse. Ich würde nur gern wissen, ob Sie einen Verdacht haben.«
    »Nein... Ja... Offen gesagt, ich weiß es nicht, Herr Richter. Dieser Fall hat etwas Besonderes an sich, und ich weiß nicht, woran ich mich orientieren soll.«
    »Brauchen Sie mich nicht mehr?« fragte Kommissar Lambilliote.
    »Nicht mehr«, wiederholte Maigret zerstreut.
    Er wollte sie alle so schnell wie möglich loswerden. Nach und nach leerte sich das Büro. Obwohl es sehr hell im Zimmer war, sah man immer wieder Blitzlichter aufflammen. Zwei Männer nahmen der Toten die Fingerabdrücke ab. Sie gingen dabei wie Schreiner oder Schlosser ans Werk.
    Maigret zog sich unauffällig zurück, hieß Lucas und Torrence noch warten und begab sich in das hintere Büro. Tortu telefonierte gerade, während Baud mit aufgestützten Ellbogen an seinem Tisch saß und mit trüben Augen vor sich hin brütete. Er war betrunken. Der Spiegel in der Cognacflasche war um gut drei Finger gesunken. Maigret schämte sich jetzt nicht mehr, die Flasche zu nehmen und sich einen Schluck in das Glas des Schweizers einzugießen.
    Er arbeitete mit nachtwandlerischer Sicherheit, hielt manchmal inne und starrte, aus Angst, etwas Wesentliches zu übersehen, nachdenklich vor sich hin. Fast unbewusst verabschiedete er sich vom Gerichtsarzt, dessen wirkliche Arbeit erst im Gerichtsmedizinischen Institut beginnen würde.
    Die Leichenträger waren schon mit einer Bahre da, und er warf einen letzten Blick auf das mandelgrüne Kleid, das ein Symbol für den heiteren Frühlingstag hätte sein sollen.
    »Janvier, du kümmerst dich um ihre Verwandten. Im hinteren Büro haben sie bestimmt ihre Adresse... Überprüf auch die Handtasche. Na ja, tu alles, was nötig ist.«
    Er ging mit seinen beiden anderen Mitarbeitern in die Garderobe.
    »Ihr beide macht mir einen Plan von der Wohnung, befragt das Personal, schreibt auf, wo sich jeder zwischen Viertel nach neun und zehn Uhr befand. Haltet auch fest, was jeder einzelne gesehen hat, wer wohin gegangen und woher gekommen ist.«
    Ferdinand stand mit verschränkten Armen wartend da.
    »Bei dem Plan kann er euch helfen. Sagen Sie, Ferdinand, Madame Parendon ist, nehme ich an, in ihrem Zimmer?«
    »Ja, Monsieur Maigret.«
    »Wie war ihre Reaktion?«
    »Es gab keine Reaktion, Monsieur, denn sie kann es noch gar nicht wissen. Soviel ich weiß, schläft sie, und Lise hat sich nicht getraut, sie unaufgefordert zu wecken.«
    »Monsieur Parendon ist auch nicht bei ihr gewesen?«
    »Monsieur hat sein Büro nicht verlassen.«
    »Hat er die Tote gar nicht gesehen?«
    »Entschuldigen Sie bitte: Er kam tatsächlich kurz heraus, als Monsieur Tortu ihm die Nachricht brachte. Er warf einen Blick in

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