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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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Treppe, die zur Eingangshalle des Schlosses führte. Es waren noch 20 Minuten bis Mitternacht. Ich zog Jacques unter die Treppe. Ich wusste, dass sich dort die Sicherungskästen für das ganze Schloss befanden. Alle Sicherungen raus, kam mir eine Idee. Dann könnten sie kein Licht machen und würden uns schlecht sehen, wenn es hart auf hart kam. Um viertel vor zwölf hatten wir das erledigt und schlichen die Kellertreppe nach oben, barfuß, ganz leise, so wie der Tod auf leisen Sohlen kommt, wenn er unverhofft zuschlägt. Oben spähte ich vorsichtig in die Eingangshalle. Den Blick zur Schlossterrasse gerichtet, dösten dort zwei Wachen vor sich hin. Jacques und ich sahen uns nur an. Wie auf Kommando rannten wir dann los. Ich nahm den linken, er nahm den rechten. Meiner drehte sich noch um, musste etwas gehört haben, aber bevor er schreien konnte, traf ihn schon mein Beil und er sackte in sich zusammen. Der andere Kerl grunzte wie ein Schwein, nachdem ihm Jacques einen Nackenschlag versetzt hatte, dann fiel auch er zu Boden und blieb reglos liegen.
    »Wir bringen sie in den Keller«, flüsterte Jacques.
    Wir schleiften sie die Kellertreppe nach unten, banden ihnen zur Sicherheit die Hände auf den Rücken und legten sie zwischen den Gartengeräten ab. Ihre Schnellfeuergewehre hatten nun wir über der Schulter, geladen, entsichert und einsatzbereit.
    »Jetzt zu Dolcapone ins Schlafzimmer«, sagte ich.
    Es war fünf vor zwölf und gleich mussten auch die anderen losschlagen. Also war Eile geboten.
    Wir hasteten die Treppe nach oben, dann durch die Bibliothek und den Rittersaal zum Schlafzimmer. Leider saßen auch dort zwei Wachen neben der Tür. Ihre Köpfe waren ihnen auf die Brust gesunken, der linke schnarchte, als ob er einen ganzen Wald zu Kleinholz sägen müsste, während der rechts von der Tür seine Brust nur leise hob und senkte. Jeden Augenblick war es Mitternacht. Jetzt oder nie, dachte ich. Gerade als ich mich auf den linken stürzen wollte, waren Schüsse im Schlosshof zu hören. Die Wachen vor dem Schlafzimmer rissen die Augen auf und ihre Schnellfeuergewehre in die Höhe und feuerten wild um sich.
    Ich warf mich hinter einer Säule auf den Boden und schoss ebenfalls, was das Zeug hielt. Jacques genauso. Einer der beiden blieb daraufhin wild zuckend liegen, der andere aber stieß die Tür zum Schlafzimmer auf und verschwand dahinter.
    Im Schlosshof war es wieder ruhig und ich hätte gern gewusst, was das bedeutete. Ob es Alain, der Schmied, und seine Männer geschafft hatten? Oder lagen sie dort vielleicht schon in ihrem Blut, gefallen für die Freiheit, um die wir hier kämpften? Aus dem Schlafzimmer drangen Geräusche. Sie schienen Möbel zu rücken und sich zu verbarrikadieren. Dann hörte ich Dolcapone fluchen.
    »Kein Licht, kein Strom, kein Telefon.«
    »Gib dich geschlagen, Dolcapone!«, brüllte ich. »Du kommst hier sonst nicht lebend raus! Das Schloss ist umstellt! Deine Wachen sind erledigt.«
    Das war zwar übertrieben, denn ich wusste ja nicht, was im Schlosshof passiert war, aber ich wollte ihn unter Druck setzen.
    Als Antwort donnerte eine Gewehrsalve durch die Tür, genau in die Richtung, aus der ich gerufen hatte, und ich war froh, noch hinter meiner Säule zu liegen.
    »Ein Dolcapone ergibt sich niemals!«, schrie er. »Mach am besten schon mal dein Testament, Bürschchen!«
    Mit dem war nicht zu spaßen, aber das hatte ich auch schon vorher gewusst. Ich kroch zu Jacques.
    »Bewach du diese Tür«, flüsterte ich ihm zu. »Ich will einen anderen Weg versuchen.«
    Dann kroch ich den Gang entlang, vorbei am Schlafzimmer, in Richtung meines früheren Kinderzimmers. Von dort gab es eine Verbindungstür zum Schafzimmer, die wollte ich nutzen.
    Als ich die Tür erreicht hatte, erhob ich mich langsam und lauschte. Alles blieb ruhig und so drückte ich die Klinke langsam herunter und schob die Tür nach innen. Bereits im nächsten Augenblick erstarrte ich vor Überraschung. Im Kinderzimmer stand der Rollstuhl meines Vaters und daneben saß die alte Elise, meine brave Amme, und hielt dem alten Mann die Hand. Als mich die beiden in der Dunkelheit sahen, klammerten sie sich aneinander und sahen mich entsetzt an. Die alte Elise gab schreckliche Laute von sich.
    »Uaoo, uaoo, uaoo«, tönte es aus ihrem Mund, der ohne Zunge wie ein schwarzes Loch aussah. Sie hatte schreckliche Angst vor mir und klammerte sich an meinem Vater fest, der mich aus großen Augen anstarrte. Er hatte also nichts gewusst,

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